Eichel Anguiar i
_Anguigna.ni.
A. mit seinem Bruder Franz den grössten Theil
ausführte; sie dauerten bis 1667. Die Geburt
Christi, am Hochaltar daselbst aufgestellt, hat
immer für eins der besten Werke Anguiefs ge-
golten. Ausserdem fertigte er für die Kirche
einige kolossale Engel, Rauchfässer haltend,
mehrere Engel, die kleine Täfelchen mit Inschrif-
ten tragen, die vier Evangelisten und die allegori-
schen Gestalten der Tugenden; ebenso sind von
ihm alle Ornamente in Basrelief an der Wölbung,
Diese unermessliche Arbeit, die zu vollbringen
nur eine unerschöpfliche Leichtigkeit im Stande
war, stellte vollends den Meister an die Spitze
der Bildhauer seiner Zeit. In die Akademie trat
er wie bemerkt 1668 (28. Jan.) ein, und. zwar, da
er schon zur Meisterschaft gehörte, ohne das
Aufnahmestück, das sonst Bedingung war; doch
stellte er 1669 eine Gruppe aus 'I'erra5otta (Her-
kules und Atlas) zur Verfügung. Er gelangte
dann schnell zu allen akademischen Würden.
Am 3. März 1668 wurde er zum Professor, am
7. Okt. 1669 zumAdjunkten des Rektors und end-
lich zum Rektor an die Stelle Bourdon's, der den
12. Juni 1671 gestorben war, erwählt. In dieser
Eigenschaft hielt er im Lauf der Jahre 14 Vor-
träge über die Bedingungen seiner Kunst, von
denen Graf Caylus in seiner Lobrede einen Aus-
zug aus jenem über die Basreliefs mitgetheilt
hat.
A. vermälte sich am 18. Febr. 1664 mit der
Nichte Remys, des Kammerdieners des Königs,
die ihm 4 Kinder schenkte, zwei Töchter und
zwei Söhne, von denen einer Advokat im Parla-
ment wurde. Auch in diese letzte Zeit seines
Lebens, bis zu seinem Tode am 11. Juli 1686,
fallen zahlreiche Arbeiten: zwei Statuen des
hl. Peter Nolascus und des hl. Raymund für die
Kirche der barmherzigen Brüder (scheinen nicht
mehr erhalten) ; sechs Termen für den Versailler
Park, von denen sich in den Beschreibungen des
Gartens keine Erwähnung ündet, mehrere Skulp-
turen für die Kirche St. Eustache, ein Basrelief
in stucco, Jesum vorstellend, wie er dem hl.
Dionys und seinen Gefährten das Abendmahl
reicht, für den Hauptaltar der Kirche S. Denis
in Chartres, ein von Mariette besonders geriihm-
tes Werk des Künstlers, drei Steinüguren für
das Haus des Marquis von Seignelay zu Sceaux,
ein Christuskind aus Marmor, in der Krippe lie-
gend, für das Hötel d'Aumont und verschiedene
andere Werke, die wie der grösste Theil der an-
geführten nicht auf unsere Zeit gekommen sind.
In das J 1674 fallt dann wieder ein Hauptwerk:
der ganze plastische Schmuck des noch erhaltenen
Thors von St. Denis, eine Arbeit, die hin-
länglich sein Können wie sein Talent bezeugt
und auch eines gewissen Charakters nicht ent-
behrt, aber freilich auch den pomphaften Zug
der Kunst unter Ludwig XIV. an sich hat.
Die Bildnerarbeit besteht aus zwei Basreliefs
über dem Thors und zwei Pyramiden mit Tro-
phäen und den kolossalen Figuren Hollandls und
des Rheins zu beiden Seiten. Dies grosse Werk
lgehörte zu den letzten Arbeiten des Meisters;
1er vollendete nur noch 1684 ein Kruzifix aus
Marmor für den Hauptaltar der Sorbonne.
In der Sammlung des Louvre befindet sich von
A. nur ein Werk: eine Büste Colberfs. Uebri-
igens werden bisweilen seine Werke mit jenen
Iseines Bruders Frangois verwechselt. Seine
lSchüler sind schon bei diesem genannt.
s. Guillet de St. Georges, Notice in: Mämoires
in6dits sur 1a vie et les ouvrages des meinbres de
llkcademie. I. 435-450. Comte de Cay-
lu s , Notice, ebenda. I. 451-468. Mariet t e,
Abecedario. D, A r ge n vill e, Voyage pitto-
resque de Paris. Paris 1752. p. 14. D'Ar-
ge n ville (fils), Vie des faineux Architectes et
Sculpteurs. p. 159. Arohives de Part fran-
gais. IV. 201-208. Jal, Dictionnaire.
Thiery, Guide des Etrangers etc. ä Paris l.
166. 511. 514. 580. II. 59. 336.
96 J. J. Guifrey.
Bildniss des Künstlers in Medaillen. Nach G. Rev el
gest. von L. Gars 1733. kl. F01. Für die Auf-
nahme des Stechers in die franz. Akademie gest.
Nach ihm gestochen:
1-5) Die Geometrie, Pluto, Oeres, Neptun, Am-
phitrite. Gest. von L. D esp laoes. Fol.
Auch Thomassin u. Herz haben diese
Figuren gestochen.
6) Pluto. Statue sonst im Garten zu Versailles.
Gest. von Ger. Audran. Fol.
7) Oeres. Gest. von Ch. Th. liindemann. 1725.
Fol.
8) Die plastischen Arbeiten am Thore von St. Denis,
von ihm mit Girardon gearbeitet. Dieses Thor
ist oft gestochen.
9 26) Die Skulpturen im Vestibule, Salle des
Empereurs Romains, Salle des Saisons, Salle de
1a Paix, Salle du Oentaure im Louvre (Museum
der Plastik). Gest. in Clarac , Musöe de Seulp-
ture. I. Taf. 63. 64. 70. 71. 75-79. 81. 82.
84. 85. 90-92. 95.
s. Heineken, Diet.
W. Schmidt.
Guillaume Anguier, Arehitektur- und
Ornament-Maler, Bruder der berühmten Bild-
hauer Frangois und Michel, geb. zu Eu um 1628,
-l- am 18. Juni 1708. Er vermälte sich im J. 1652,
aus welcher Heirat ihm eine Tochter geboren
wurde; dann Wittwer verheiratete er sich zum
zweitenmale. Er befand sich unter den zahlrei-
chen Künstlern, die in der Gobelinmanufaktur
in Paris durch Oolberfs Verwendung angestellt
waren. Bei seinem Absterben war er in seiner
Todesliste als ordentlicher Maler des Königs
eingetragen. Die Memoires inedits (s. oben) be-
richten von ihm, dass er für Arehitekturbildei-
und Ornamente sehr gesucht war.
s. J a1, Dietionnaire, wo die wenigen biographi-
sohen Notizen über ihn zuerst veröffentlicht
worden.
J. J. Guiffrey.
Anguignani. A n g u i g n a n i, Freskomaler
von Mailand in der ersten Hälfte des 18. Jahrh.