Jaeopo de" Barbar-i. 715
nach Bonasone, der an solchen unsauberen Es war ein Nürnberger Kaufmann der deut-
Gegensttinden Gefallen fand, und selbst mehrere, sehen Faktorei im Fondaco dei Tedeschi, Namens
fast alle von seiner Erfindung gestochen hat, In Alitml KOlb, welcher ÖlGSGII PIOSPGkC auf seine
der Mitte, beinahe in halber Höhe, dicht am Rande Kosten anfertigen lioss und auf sein Ansuchen
der Badewanne, liest man; bonasono 4 Un- von der Signoria, unterm 30. Oktober 1500, ein
ten links der Merkurstab mit geflügelten Schlan- nnbehindertes Absatzrecht in allen Theilen des
gen. II. 230 mill. Br. 353. (B. 177.) venezianischen Staats und ein vierjähriges Pri-
Der Schlangenstab in solcher Form findet sich vilegiuni gegen Nachdruck bewilligt und zuge-
auf keinem Kupferstich des .l. de" Barbari, hat sichert erhielt. lii Italien wurde dieses histo-
aber Anlass gegeben, das obige Blatt diesem risch und artistisch merkwürdige Holzschnitt-
Meister zuschreiben , mit welchem es gar nichts werk sonst gewöhnlich dem Albrecht Dürer, bis-
zu schaffen hat. weilen auch dein Andrea Mantegna zugeschrie-
ben , bis in neuerer Zeit Harzen, nachdem er
b] Holz sch nitte: den Jacopo de" Barbari mit dem Nürnberger Ma-
l) Prospekt von Venedig. Die Ansicht der Stadt 1er Jacoblvalcg lltlellltildzut und Tirfläem Yen?
ist aus der Vogelperspektive aufgenommen, von trzäutelulllegli ,c_w_b ifielälteape ladeäi zswi-
einer jenseits der Insel San Giorgio Maggiore 1511m? m" Jleflmbq F15 NS h f: em
gelegenen Stelle; oben ist der Rand des Fest- 0 Lbbhintt {um "Fxlverwan dm
landes und unten die Giudeoca uinl Sant' Elena erkennen Plelntei fiabs 0' densengen "r e"
theilweise zu Scham In der Mitte oben thront Meister mit dem Schlangenstabe in Anspruch
Merkur mit Fliigelschnheii und Schlangenstab nehme" m. müsse!) glzuibte' D16 gi9ße Sorgfait
in einer Wolkenglorie; um ihn herum ist fol- {um malerische lwelhelt der {hlSfuhi-ung! fhe
gende Inschrift: MERCVRIVS PRB (lETBRIS I-[VIC sehr tbwlemhend von delhManiel. glewhzemgizr
FAVSTE BMPORIIS ILLVSTRO, und darunter der venczianisclierFornischneider, in tlwlfillt geschlos-
Stadtname und die Jahrmhl, VENETIE M h, seuen uinbmehrfach gekreuzten hclirafiirungen
Die Stadt mit ihre" Gebäuden füllt beinahe das bewerkstelligt sei, berechtige zu der Annahme,
ganze Blatt, und unter den Inseln, die sie uni- dass der Melster Seuier Halm an am btoqke gen
kränzen, erkennt man San Sccondo, San Cristo- legt und also de" 1.13" nlcht blos gezeichnet"
fom dem, vage, Sau Mwhck) und Mumm, sondern auch geschnitten habe. In deii Figuren,
Fischerbote und Schiffe aller Art durchkreuzen de? Merkl." und, heptu"! W18 m delkKopren de]
die See. Beinahe in der Mitte unten reitet Nep- Igel '13? gäb?" dulähausäilcgglääezägg
tun auf einem Delphin; an seinem Dreizack keusch; ääe Üggeteinstiuh
hängt eine Tafel mit folgender Inschrift: mung mit seinen äibrigen Blllittzrn, namentlich
AEQVORÄ TVENS mit den Holzschnitteii. Meines Wissens existi-
WRTV RESIDEO reii von J. de' Barbari keine sicher beglaubigten
um NEPTVNVS- Ilolzschnitte. Passavant ist mit der obigen An-
Dicht am Rande herum vertheilte Köpfe von sicht nur halb einverstanden, indem er meint,
größerer Proportion, die Hauptwinile vorstellend dass man den Schnitt der großen Holzstöcke
und mit beigeschriebenen Namen versehen, zei- nicht mit voller Sicherheit, die Zeichnung der-
gen die geographische Lage an und dienen als selben aber unbcilingt dem J. de" Barbari zu-
Verzierungen. Bei allen Kirchen und anderen schreiben (lürfe. Die darauf befindlichen Fi-
bedeutenden Gebäuden ist der Name mit kleinen guren und Köpfe zeigen, meines Erachtens, eine
gothischen Buchstaben verzeichnet. Die ande- lfiille der Formen, eine Breite und Energie der
ren lnschriften sind in großen römischen Buch- Behandlung, welche der Meister mit dem Schlan-
staben. Sechs Ilolzstöcke von beinahe gleichen genstabe nie gekannt hat, und die große Ver-
Dimensionen (drei über einander und drei neben schiedenhcit zwischen diesen I-lolzschnitten und
einander) bilden das Ganze diesesilMeter S3 mill. den Kupferstichen des genannten Meisters, in
hohen und 1 Meter 36 mill. breiten Stadtplanes. technischer Beziehung, wie in ltücksioht auf
I. Mit der Jahrzahl: M. n. Auf dem Glocken- Zeichnung, Charakter der Köpfe und der Ge-
thurni des Markusplatzes sieht man das wandung, wird dem leidlichsten Kenner nach
abgestumpfte hölzerne Nothdach, welches einmaligem strengen Vergleich die volle Ueber-
vorläufig aufgesetzt wurde, als die Thurm- zeiigung geben , dass der Prospekt von Venedig
spitze im J. 1489, vom Blitze getroffen, nicht von J. de' Barbari herstammen kann.
abbraiinte. 2) Der Sieg der Vernunft über die sinnliche Be-
II. Der Glockenthurni zeigt sich hier mit der gierde. Eine Scliaar Satyrn vertheidigt sich in
binnen der Jahre 1511 bis 1514 aufge- den Engpässen der Berge, wo sie sich verschanzt
führten und noch jetzt vorhandenen stei- hat. Ini Vordergrunde sitzt ein nackter Greis,
nerneu Pyramide. Die Jahrzahl 1500 ist welchem man den gefangenen Amor zuführt.
deshalb beseitigt. Merklich geringere Ab- Neben ihm ein vom Rücken gesehener Mann mit
drücke. einem Feuerbrande, an welchem eine Tafel hängt,
III. Das provisorische Nothdach und die ur- worauf folgende Anfangsbuchstaben geschrieben
sprilngliche Jahrzahl M I). sind wieder sind: (t R 1' i; v (Quod recte factinn esse
hergestellt, und die abgeänderten Stellen videtur). II. 386 mill. Br. 493. Pass. 31.
an der rohen Ausführung zu erkennen. 3) Der Sieg der Tugend über die Habgier, darge-
In solchem Zustande werden die vom stellt durch einen Greis, der auf einem Wagen
Wurmfrasse sehr beschädigten Holzstöcke steht, welchen die Sirenen nach dem Tempel
im Museo Gorrer zu Venedig aufbewahrt, des guten Andenkens hinfiihren. Am Giebel-
und liefern natürlich nur noch ganz felde des Tempels links liest man: D FATIDICE.
schlechte Abdrücke. Der alte Mann auf dem Wagen hält eine Tafel
90 i"