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Vffäwovß (19,77 Bßrbßri-
In einem zweiten Inventarium der Kunstge-
genstände der Erzherzogin, vom J. 1524, treffen
wir wieder den hl. Antonius, den Armbrust-
sehützen, hier beschrieben nein Mann mit einem
Hirsehkopf, einen Sehnäipper in der Mitte und
die Spannwippe, köstliches Stück", das Crueifix
mit dem Zusatz, dass am Fusse des Kreuzes
zwei Todtexisehädel und ein Pferdekopf liegen;
sodann noch ein fünftes Bild, nämlich das Por-
trät der Statthalterin, nein köstliches Gemälden
nach der Aussage des Inventariums.
Die Anzahl der auf unsere Zeit gekommenen
und bisher bekannt gewordenen Bilder des J. de'
Barbari ist gering; ich habe von denselben nur
das in der Sammlung des Herrn Galiehon zu
Paris befindliche gesehen is. imten), die Übrigen
Lsind folgende:
vEin Stillleben, in der Galerie zu A u g sb u rg;
Ein todtes Reblnlhn, ein Paar Eisenhandsehuhe,
lzwei stählerne Armbänder und ein Pfeil (oder
Bolzen) , am Nagel einer Holzwand hängend,
Wvon deren gelblich grauen] Grund sich diese mit
ausserordentlicher Zartheit und Bestimmtheit
durchgeführten Gegenstände fein und scharf ab-
heben. Das Bild ist auf Holz und Kreidegrund
gemalt und hat folgende Bezeichnung:
v
Au gemh
f r 7
nDer Heiland, Brustbild , unter Lebensgröße.
Auf dunklem Grunde, bezeichnet : IA DB, zwi-
schen den beiden ersten und den zwei letzten
Buchstaben der Caduceus. Aus dem Praudschen
Kabinet in Nürnberg; gegenwärtig im Museum,
zu Weimar".
ßEin ähnlicher Christuskopf, ebenfalls bezeicl1-
net. Im Privatbesitz des Herrn Friedrich Lipp-
mann in Wien".
wEin drittes Bild ähnlicher Art, Christus mit
segnender Handbewegung, in der Gal. zu Dre s-
den. Ebenda: Die hl. Katharina und die hl.
Barbara, in halber Figur, vermeintlich Seiten-
iiiigel eines Altarschreinsax
"Ein alter Mann im Gespräch mit einer jungen
Itrau. Bezeichnet: IA DA BARBARI MDIII und
mit dem Schlangenstab. In der Sanunlung dcs1
Rathes Kretz zu Regensburg".
{Im Berliner Museum (Geschenk von Herrn
Robinson in London 1877, noch nicht aufgestellt)
Maria im Grünen sitzend, das nackte Kind auf
dem Schoosse, zu ihren Fiissen die verehrcnden
Donatoren, empfohlen von den hh. Johannes und
Barbara. Br. 0,86. H. 0,68. Stark verputzt und
beschädigt. Die reiche Landschaft hat grosse
Verwandtschaft mit derjenigen im Bilde bei Ga-
lichon ; ebenso zeigen die Typen, die knitterige
Gewandung, die dünn aufgetragene, flüssige und
hell leuchtende Farbe durchaus die Charakter-
züge, die Jacopo als Maler eigen sind. Dass
übrigens Jacopds Malerei auf deutsche Meister
von entschiedenen: lrlinliuss gewesen ist, beweist
am überzeugendsten Hans von Knlmbach, den
man in koloristiseher Beziehung als seinen
Schüler ansehen möchte]
Das in der Sammlung des Herrn Galichon
zu Paris befindliche Gemälde ist eine Madonna
mit Heiligen. Maria, auf einen Baumstumpf
gestützt, sieht mit freundlichem Blick auf
den hl. Antonius, der ihr zur Rechten steht;
mit ihrem rechten Arm hält sie das auf ih-
rem Scheoße stehende Kind, welches sich zu
Johannes dem Täufer auf der linken Seite
hinwendet. Die halben Figuren der Einsiedler
stehen in einem vertieften Terrain hinter dem
Hügel, auf welchem die Maria in hocken-
der Stellung sitzt. Der Hintergrund bietet
die Aussicht auf eine von hohen, steilen Ber-
gen begrenzte und von einem Flusse durch-
strömte Landschaft; im Vordergrunde links ein
bebliimtei- Rasen, und rechts ein Brunnen mit
(ainer hölzernen Rinne, aus welcher ein Stieglitz
trinkt. Ein an den Brunnenfuss gclehntes Täfel-
ehen enthält eine fünfzeilige lateinische Inschrift
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und darunter die Bezeichnung: IA DB
Dieses Bild, das wichtigste von allen bisher
aufgefundenen, ist völlig in der Weise der
iBellinisehen Schule gemalt; man erkennt sie
im Charakter der Figuren, in dem hellen, klaren
und harmonischen Ton der Farbe, in der äiusserst
feinen, miniatnrsrrtigen Behandlung des Details,
wie sie für Cima da Conegliano und andere ältere
venezianische ll'[eistex' bezeichnend ist. lDie Farbe
des Bildes ist dünn. aber glänzend. ln den