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J acopo de' Barbari.
Rede, aber Harzen hält für unzweifelhaft, dass Waleh, wenn er schon 1.500 gestorben war, nicht
mit Beiden nur ein Meister und damit kein and- Jacopo de" Barbari sein kann, von dem wir wis-
rer-gemeint sei, als der in A. Dürer's Tagebuch sen, dass er zehn Jahre später noch lebte. Zu;-
erwähnte Jacob Waleh, der wegen seiner An- Bestärkung seiner Meinung, welche Jacopo dry
sässigkeit in Italien von seinen Landsleuten Barbari mit Jacob Waleh identiiizirt, beruft sie];
Waleh, d. h. der Wälsche oder Italiener genannt Harzen noch auf folgende Stelle in A. Dürer-s
werden und unter diesem Namen dem A. Dürer zweitem Briefe aus Venedig an Pirkheimer, von
bekannter gewesen, als unter dem ausländischen vSamstag nach Lichtmessw, 7. Februar 1505;
Namen Jacopo dc' Barbari. Diesen letzteren Na- wAueh lass ich Euch wissen, dass viele bessere
men, womit der Meister selbst seine Bilder be- Maler hier sind, wie da draussen (ausserhalb Ita-
zeichnet, habe eralsGiinstling derPatrizierfamilic Men's) Meister Jacob ist; aber Anthoni Kon,
Barbari in Venedig angenommen und, weil er schwüre einen Eid, es lebe kein besserer Maler
sich darunter während seines dortigen Aufent- auf Erden denn Jacob. Die Andern spotten sei-
haltes in guten Ruf gebracht, in Flandern bei- ner und sprechen, wäre er gut, so bliebe er hier
behalten; deshalb werde er auch von dem Ano- u. s. Wß Nach Harzen's Auslegung hatte A. Dü-
nymus des Morclli Veneziano, von Geldenhauer rer bei dieser Stelle ebenfalls den von Nürnberg
Venetus genannt und sei noch kein mit Walch nach Venedig iibcrgesiedelten Jacob Walch im
bezeichnetes Gemälde bekannt geworden. Da Sinne und beantwortete (lamit eine Erkundigung
Waleh ein geborener Nürnberger gewesen, habe Pirkheimefs nach dem abtrünnigen Landsmann.
A. Dürer an dem Skizzenbuche seines speziellen Auf diese ganz uncrwiesene erste Voraussetzung
Landsmannes so großes Wohlgefallen gehabt, gründet Harzen eine zweite, welche den Jacopo
dass er die Statthalterin darum gebeten. Zu- de" Barbari, genannt Waleh, zum Zeichner und
gleich liege am Tage, warum seine vaterstädti- Formschneider des für den Nürnberger Anton
sehen Kunstgeschiehtschreiber , die ihn als Ja- Kolb ausgeführten grossen Prospekts von Vene-
cob Walch unter den Nürnbergischexr Künstlern dig (s. Verz. Ilolzschn. N0. 1) macht. Das Unter-
aufführen. von seinen Lebensumständen so we- nehmen war ein einträgliches Geschäft für den
nig zu berichten wissen, weil er unter fremdem Verleger, welchem aus dem merkantilischen
Namen ihrer Kunde entgangen sei. Standpunkte eines glücklichen Spekulanten der
Mit derlei Konjekturcn lässt sich jede Künst- Urheber des Prospekts füglich als der beste Ma-
lerbiographie, zu der die Nachrichten fehlen oder 16T auf Erde" erscheinen konnte, und letzterer
spärlich fiiessen, in einen Roman umgestalten, nahm von dem guten Abgange seines Werkes
und Harzen hat es bei Jacopo de' Barbari , eben Veranlassung, das Symbol des Schlangenstabes
so wenig bei dem Meister von 1466 und B. Zeit- in den Händen des darauf abgebildeten Handels-
bloom, daran mangeln lassen. Nach allem Un- gottes fortan als Zeichen auf seine Bilder und
geahnten und Absonderlichcn , was Harzen bei- Knpferstiche zu setzen. Für alles das haben wir
bringt, bliebe der eigentliche Name unseres Mei- freilich keine andere Bürgschaft, als die Aus-
sters noch immer ein Geheimniss, denn wir wer- sage von Ilarzen, der ausserdem vermutet, dass
den nur von seinem Spitznamen und dem Namen der Künstler nach Beendigung einer so mühe-
seines Gönners in Kenntniss gesetzt. Waleh vollen Arbeit noch einige Jahre in Venedig zu-
ist, meines Wissens, nicht gleichbedeutend mit gebracht und sich etwa um 1506 nach den Nie-
Walh, Wahl oder Wälsch, und ich habe derlandeu begeben habe, wie die ohne Zweifel
keine Ahnung davon, worauf sich die Versiche- seine Lebensverhältnisse betreffende Stelle in
rung einer solchen Synonymität stützt. A. Dü- A. Diirei-"s Briefe anzudeuten scheine.
rer schreibt nicht auf heutige Manier Wälsch, Seitdem A. v. Zahn A. Dürer's handschrift-
sondern nach damaligem Brauch Welsch, und liehen Nachlass im Britischen Museum bekannt
hätte also Jacob Wel seh oder der Welsehe gemacht, wissen wir, dassjene Stelle nicht auf
Jacob gesagt, wie er an einer andern Stelle, wo Jacob Walch von Nürnberg, sondern auf Jacopo
von seinem neuen italienischen Anzuge die Rede de" Barbari von Venedig Bezug hat. In einer
ist, mein vwelscher Rocks sagt. Bekanntlich ungedruckt gebliebenen Einleitung zur "Propor-
ist Waleh ein in Deutschland, zumal in Franken tionslehrea sagt Dürer nämlich, er habe Niemand
und Thüringen gebräuchlicher Familienname. In gefunden, nder da etwas beschrieben hätte von
Nürnberg treüen wir Maler und Kupfersteeher menschlicher Maß zu machen, als einen Mann,
eben dieses Namens. Ein von Georg J amnitzer J aeobus genannt, von Venedig geboren, ein gu-
geschabtcs Bildniss führt die Unterschrift; J a- tcr, lieblicher Maler! Der wies mir, so fährt
cob Waleh, Maler in Nürnberg, der von Dürer fort, Mann und Weib, die er aus der Maß
Neudörifer und Doppelmayr als ein geschickter, gemacht hatte, so dass ich in dieser Zeit lieber
zu seiner Zeit (1436-1500) berühmter Porträt- sehen wollte, was seine Meinung gewesen wäre,
maler erwähnt wird. Harzen will freilich die denn ein neu Königreich. Und wenn ich's hätte,
Lebenszeit des Jacob Wach verlängern und erv so wollte ich's ihm zu Ehren in Druck bringen,
klärt das angegebene Sterbejahr aus eigner gemeinem Nutzen zu gute. Aber ich war zu der-
Maehtvollkommenheit für falsch; weil es zu sei- selben Zeit noch jung und hatte nie von solchen
ner Vermutung nicht passen will und Jacob Dingen gehört. Doch die Kunst ward mir gar