Giorgio Barbarelli.
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volando fuori dell" usata via, altra ne calea tutta
nnova e spaziosa, e non gia eon una sempliee favil-
lueia, ma con una lucida face fa lume a chi vuolc
seguirlo. In quelle di Tiziano e da vedersi nn
genio piu grande, piii tranquillo eprudente, ehe
svegliato appena dall' altro, cammina eonlui del
pari e eamminando oltrepassa, accostandosi a
quell' alta meta, dove mal piu non giunse llin-
gegno o l'industrie. d'alcuno iniitatore della bella
naturaß) Dass Tizian von dem Einflusse Gior-
gione"s eine Zeit lang sehr entschieden beherrscht
war, geht aus allem hervor, was wir iiber dasVer-
hältniss der beiden Meisterwissen. Vasari sagtvon
dem Bildniss eines Barbarigo, welches er selbst
gesehn, dass man es zweifellos, wäre es nicht mit
Tizian's Namen bezeichnet gewesen, fiir ein Werk
Giorgione's würde gehalten haben. Das Gemälde
,eines kreuztragendcn Christus, das er im Leben
Giorgionds unter dessen Arbeiten aufflihrte, spä-
ter aberin der BiographieTiziads diesem zurück-
gab, existirt nochjetzt in S. Rocco in Venedig
und zeigt, obschon es arg gelitten hat, so ent-
schieden den Typus und die Behandlungsweise
Giorgiones, dass man es diesem unbedenklich zu-
schreiben würde, wenn nicht jene Notiz Vasarfs
dagegen spräche. In den Fondacofresken scheint
Tizian zuerst selbständig geworden zu sein, je-
denfalls ging er von da an seinen eignen Weg.
Nächst der Madonna von Castelfraneo sind fol-
gende drei Bilder die bedeutendsten, uns erhalte-
nen Werke Giorgione's : die sog. Famiglia di Gior-
gione (bis vor kurzem in der Gal. Manfrin zuVene-
dig, jetzt im Besitz des Principe Giovanelli zu
F1 o r e n z), die drei Astrologen in derBelvedere-
Gal. zu W i e n und das Coneert in der Gal. Pitti zu
F l 0 r e n z , alle drei höchst priignanteBeispiele für
diejenige Gattung von Darstellungen, als deren
eigentlichen Erfinder man den Künstler vonjeher
betrachtet, von der man den BegriH des Giorgio-
nesken vornemlich abgeleitet hat. Von den bei-
den zuerst genannten Bildern befand sich, wie
der Anonymus des Morelli angibt (s. d. Lit.), die
Famiglia im J. 1530 im Hause des Gabriel Ven-
dramin zu S. Fosca, das Gemälde mit den drei
Astrologen im J. 1525 bei Taddeo Contarini. In
beiden Darstellungen spielt das Landschaftliche
eine sehr bedeutende Rolle, namentlich in der
ersteren , wo die Figuren, so interessant und
fesselnd sie sind, beinahe schon wie Staffage-
figuren erscheinen. Beiden ist jenes gcheimniss-
volle Stimmungselement eigen, das ein so we-
sentliches Merkmal der Kunst Giorgionds aus-
macht. In dem Bild der sog. Famigliar, auf dem
sonnigen Rasenhügel im Vordergrund rechts
sitzt ein jugendliches nacktes Weib, nur den
Kopf und die Schultern mit einem Tuch bedeckt,
an der Brust ein Kind, den ernsten träumerischen
Blick nach dem Beschauei- gerichtet. Links, auf
der gegenüberliegenden Seite des schmalen
Baches, der in der Mitte des Vordergrundes den
Fuss des Hügels bespiilt, steht ein Jüngling, in
oHnem Wamms und Kniehosen, an seinen Stab
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c. eine statuenartige weibliche Figuiyaufrecht-
stehend, eine zweite sitzend und eine sitzende
männliche Figur, alle drei fast völlig nackt. NIII
von der ersten ist gegenwärtig am Gebäude noch
eine schwache Spur vorhanden, alles Uebrige ist
verschwunden. Gleichzeitig mit Giorgione, sehr
wahrscheinlich als Gehilfe desselben, war Tizian
an der Ausschmiickung des Fondaco beschäftigt,
er malte die Fresken an der Seitenfassade nach
der Merceria. Nachdem Beide die Arbeit be-
endigt, entstand über den Werth derselben, wie
es scheint, ein lebhafter Streit ; Giorgione's Geg-
ner liessen es sich, wie erzählt wird, angelegen
sein, diejenigen Figuren als seine besten Leistun-
gen zu rühmen, von denen man wol wusste, dass
sie von Tizian herriihrten. Den Preis seiner Ar-
beiten fand man zu theuer, so dass er sich ge-
nötigt sah, an das Urtheil von Kunstgenossen
zu appelliren, die sich zu seinem Gunsten ent-
schieden. Dass es zwischen ihm und Tizian in-
folge dieser Vorgänge zu einem Bruche gekom-
men, ist nach den Berichten Vasarfs, Dolce's
und Ridolffs wahrscheinlich. Ohne Zweifel aber
ward das öffentliche Ansehn Giorgionds durch
jene Angriffe nicht beeinträchtigt. Sicher ist
jedenfalls, dass Tizian, so lange Giorgione lebte,
vom Staat nicht beschäftigt wurde, dieser da-
gegen gleich nach Beendigung der Fresken am
Fondaco den Auftrag zur Ausführung eines gro-
ssen Leinwandgcmäldes für das Audienzzimmer
des Gran Consiglio im Dogenpalast erhielt. Viel-
leicht ist es dasselbe, welches sich gegenwärtig
in der Sammlung von Kingston Lacy befindet
und das Urtheil Salomo's darstellt (s. u.) Nach
den Vorschüsscn zu urtheilen, die dem Künstler
den bei Gualandi (s. d. Lit.) veröffentlichten Ur-
kunden zufolge für das Gemälde gezahlt wurden,
war es jedenfalls von beträchtlichem Umfang.
Ridolii erwähnt, dass B. ein Gemälde für die
Sala del Gran Consiglio angefangen, welches den
FusslcussFriedriclFsBarbarossa dargestellt habe.
WVas den künstlerischen Charakter von Gior-
gione's Fresken am Fondaco betrifft, so rühmt
Vasari vor allem die lebensvolle Kraft der Be-
handlung, setzt aber hinzu, die Bedeutung der
Gestalten sei weder ihm, noch irgend Jemandem
der sie gesehen, klar geworden; die eine Figur,
ein sitzendes Weib mit erhobenem Schwert, zu
ihren Fiissen das abgeschlagene Haupt eines
Riesen, habe vielleicht eine Judith, vielleicht
auch eine Germania sein sollen. (Diese Figur,
gleichfalls bei Zanetti abgebildet, ohne Zweifel
eine Justitia, befand sich an der Seite der Mer-
ceria und war nicht von B., sondern von Tizian.)
Bemerkenswerth ist sodann das Urtheil des eben
genannten Zanetti, dass sich in den Fondacofres-
ken Giorgiones die Glut und Ursprünglichkeit
einer aus den gewohnten Bahnen heraustreten-
den schöpferischen Kraft, in denen Tizian's die
Grösse eines ruhigeren und maaßvolleren Geistes
zeige. (vNelle pitture di Giorgione si mostra un
genio fervido e originale, ehe uscendo o piuttosto
M eyer, Künstler-Lexikon. 11.