Eli
ßißrgie
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nanten Ziigen zu erkennen gibt. Auf einem hat, bestätigt die Annahme, dass Matteo Ce-
hohen, reich mit Teppichen geschmückten stanzo in diesem Heiligen dargestellt 1st. Der
'I'hr0ne , dessen Unterbau das Wappen der Oo- wahrscheinlich unmittelbar nach dem Leben ent-
stanzi trägt, sitzt die Madonna mit dem Kind worfenen Skizze gleicht fast vollständig eine
auf dem Schooss, eine blonde Jungfrauengestalt, noch jetzt auf dem Friedhof von Castelfranee
wie träumcnd vor sich hinschauend; zur Rechten befindliche, in Stein gehauene Ritterligur, die
des Thrones steht der hl. Franziskus, jugendlich vermutlich zum Grabmal des Matteo Costanzo
und bartlos, ihm gegenüber zur Linken die rit- gehörte.
terliche Jünglingsgestalt des hl. Liberale, mit Von den sonstigen Malereien in Castelfraneo,
einem Stzihlharnisch angethan, in der Linken die man dort für Arbeiten Giorgione's ausgibt,
eine mächtige Lanze. Zu beiden Seiten des haben lediglich die Reste eines friesartigen
'I'hrones, bis zur Höhe des Sockels, wird der Wandschmuckes in dem Hause, welches der
Vorderraum durch eine mit dunklem Purpur be- Künstler bei seiner Anwesenheit in der Stadt in
kleidete Schranke geschlossen, über welcher der Regel bewohnt haben soll, Giorgionesken
sich, rechts und links von dem Vorhang an der Charakter: eine phantastische Reihe von Per-
Rückseite des Throncs, die Aussicht in eine trätköpfen, Gorgonenhäuptern, Schädeln, Mae-
reiche, weiträumige Landschaft eröffnet. Mit kcn, Heimen, Schildern, astronomischen Instru-
der reizvollsten und edelsten Naivität der Em- mcntcn, Oymbcln, Geigen u. s. w.
pfindung zeigt dieses herrliche J ugendwerk des Nach BarbarellfsRückkehr nachVenedig, die
Meisters eine freie Schönheit der Formen ver- um das Jahr 1504 erfolgt sein mag, begann die
blinden, die in der vorangehenden Epoche noch Periode seines höchsten Ruhmes und seiner vol-
nirgends erreicht war. Die zart und graziös ge- lendeten Meisterschaft. In dieser Zeit entstan-
zeichneten Figuren der einfachen, ccht monu- den seine zahlreichen Werke jener Gattung m0-
mental gehaltenen Komposition sind in der numentäller Dekorationen, für die man in der
venezianischen Malerei die ersten, die das Stil- reichen Handelsstadt damals eine besondere
geprägte des Cinquecento tragen. In spezifisch Vorliebe hegte, jene Malereien in Oel und Freske
malerischer Hinsicht beruht der eigentümliche an den Aussenwänden von Palästen und öffent-
Reiz des Bildes vor allem auf dem wirkungs- lichen Gebäuden Venedigs, von denen wir fast
vollen Kontrast zwischen dem milden Goldton, nur noch aus Beschreibungen Kenntniss haben
der im oberen Theil sich über die Landschaft Offenbar war es zumeist der zerstörende Einfluss
breitet und die Gestalt der Madonna umgibt, zu der salzigen Ausdünstungen der Lagunen, unter
dem feingestimmten Helldunkel in der unteren welchem diese Gemälde zu Grunde gingen. Sehen
Partie, dem abgeschlossenen Raum mit den bei- Vasari, der sie J. 1544 sah, spricht von ihrem
den Heiligengcstalten. An der feierlichen Wir- Verfall. Die Fassade seines eignen Hauses in
kung des Ganzen hat die Poesie dieses maleri- Venedig (am Campo di San Silvestro; versah B_
sehen Kontrastes den wesentlichsten Antheil. mit derartigen Dekorationen, den Palast Soranzo
Die Uebermalxingen, die das Bild wiederholt an an der Piazza di San Paolo schmückte er mit
verschiedenen Stollen erdulden musste, sind in einem Bildcrcyklus und phantastischen Figuren
neuerer Zeit zum Theil beseitigt worden; in in Fresko und Oel, den Palast des Andrea Lore-
den unberührten Partien, besonders in einigen dan bei S. Ermagora. mitWappenschildern, stein-
Fleischtheilen, in dem Stahlharnisch und dem farbigen Löwenköpfen und allegorischen Dar-
Teppiehsehmuck zeigt sich die meisterhafteste stellungen (lerTugenden, vondenendie heroische
Feinheit der Durchführung. Auf der Rückseite Gestalt einer Fortitudo bciZanetti (s.d.Verz.
der Holztafel, auf welche das Bild gemalt ist, abgebildet ist, die Casa Flangini mit einem grau
standen mit Rothstift geschrieben folgende Verse, in grau gemalten Fries und Halbfiguren des Bac-
die seit der letzten Ausbesserung der 'l'a1'el ver- chus, der Venus, des Mars und Merkur. Die be-
schwunden sind: Lloutendsten Arbeiten dieser Art waren die Fres-
Vielli o Ceeilia ken, die er in der Zeit von 15011-7 auf Staats-
Vißlli tällfßtfrß kosten an der Hauptfassade des damals, nach
ll tun taspctta dem Brande von 150-1, neuerbauten deutschen
(norgio Kaufhauses in Venedig, des Fondaeo de" Te-
Man glaubt, dass diese Verse auf Giorgionds deeehi, eugfiihrte. Die obere Wandfiüche war
Geliebte Bezug hatten; möglich, dass sie es war, mit Einzelfigufen in nischcnförmiger Einlassung,
dieinderMadonna des Bildes, deren Zügeauch in die untere mit, Reiterfiguren in einem gemalten
andern Frauengestalten desKünstlers wiedcrkch- Sänlengange gegelnniickt, die Wandstreifen zwi-
ren, vonihm verewigt wurde. Diebeiden unteren sehen den Stockwerken mit Trophäen , nackten
Figuren des Gemäldes hat man öfters für Bild- Gestalten und stcinfarbigen Köpfen. Zanetti, zu
nisse Giorgionds selbst und seines Bruders dessen Zeit (in der Mitte des vorigen Jahrhnn-
genommen. Eine geistreiche Oelskizzc in derts) diese Fresken schon zum grösscren Theil
der Nationalgalerie zu London, die lange Zeit zerstört waren, hat drei Figuren der oberen
Rafael zugeschrieben wurde, unzweifelhaft aber Wandfiäche in dem Zustand, in dem sie sich da-
als Giorgiones Studie zum h. Liberale zu gelten mals befanden, in Stichen publizirt (s. d. Verz.