620 Hans Baldung.
Tafel mit beiden Händchen hält, auf der das be- Die Oberflächlichkeit einzelner Angaben niugg
kannte Monograinm Hans Baldungs steht. In von vornherein gegen die Naglei"sche Behaup-
dem älteren der beiden Köpfe sind die Züge des tung Misstrauen erwecken und die ganze Argu-
jüngeren, obwol sie stark gealtert erscheinen, incntation würde eine kurze Abfertigung wir-
doch deutlich wiederzuerkenncn. Prof. Schreiber dienen, wären die Monograministen nicht bis zur
(a. a. O.) hält auf dem Freiburger Bild eine an- Stunde ein so weit verbreitetes Hülfsinittcl in
dcrc Figur für das Porträt des Meisters: vhier der Hand von Kunstgelehrten und Liebhabern
hat wol auch der lliIaler in dem Mann mit dem und somit im Stande, gar Viele irre zu fiihi-em
rotlien Barett, der uns so seelenvoll anschaut, Unter der Oberflächlichkeit begreifen wir die
sein eigenes Bildniss gegeben". Der Ausdruck beiden Lesartcn nLilienthala und "Meyersheima,
DMannfl ist nicht zutreffend; die Person, auf die da doch jedem Unterriehteten Lichtenthal bei
ersichbezieht,zeigtdasAltereinesJiinglings und Baden-Baden bekannt ist und Jeder, der über
erscheint vielzujungmmdenllieister zu derZeit, H. B. schreibt, sich genauer nach dem Namen
wo er das Bild malte, vorstellen zu können. des Dorfes Weyersheim hätte umsehen sollen_
Sicher ist auch sie Porträt, vermutlich das eines Was das Ucbrige betrifft, so steht laut Raths_
Schülers oder Gehilfen. buch zu Strassburg und Bericht Biiheler's fest,
Wir kommen zu der Entdeckung Naglefs, die dass 1545 Fu Straßburg ern MajrerNamens H- B.
er, Monogr. III. No. 988, in folgenden Sätzen gesrorrrerrrsir Naglerwlllnunnwilt geitenlassen.
niedergelegt hat: nBühcler (der Strassburgcr (lass dlesell "fld "Qser B- Gnen 81? und die-
Chronist) meldet dann noch weiter den Tod und selbe Persunllclfkßlt Seji CYStenS, W811 bei bei-
die Beerdigung des vweitbcriimten und kunst- der] Angaben über sem Abrebsn der Zrlname
reichen Malers Herr Hans Baldungu. Daraus er- (rfrren "rcrrr zu 1194911 und zwerrens, Werr laut
sieht man, dass in Strassburg 1545 ein Maler smsr Ffelbllrger Huttenrechnung H. B. Gr. am
H. B. gestorben, es fragt sich aber, ob dies der r0' Aug" 1552 Verstorben 5er
Meister mit dem Beinamen "Gflßllv ist. Nach Das Fehlen des Zunamens Oderuebcrrramßllß
dem, was bisher gesagt ist, haben wir einen ist in einer Offiziellen Rathsherrnliste und auch
H. B. mit dem Beinamen vGriinri oder vGriena bei dem Crrronisrem nanrentlicrb d? er über Tßd
aus Gemünd und auf ihn passt auch das Zeichen und Begräbnrss des Mersrers berrChrGrY nlChtS
Auffälliges. Der Maler heisst, wie wir bewiesen,
ß Aber anstatt einen Memel. dieses ursprünglich nicht anders, als Hans Baldung; es
fehlt ihm daher nichts, wenn man ihn, sei es wann
Namens fest zu haben, tritt sogar noch ein zwei- 011er WO es Wolle, auch nur mit ßlißßem Seinem an-
ter auf. Nach einer neuen Entdeckung wurde gebvrenßnlrlßlnellnßnnt- Hiezll lmmmt defflolz-
lffllms,tääägämllgälffärlglääljllädtzlägäiegälrrigi schnittPassJ 6, auf demsich das Monogr. fB
burg, im J. 1476 geb. Er hatte zu Strassburg neben Gricn's Familienwappen findet und
den Titel eines bischöflichen Malers und starb die Thatsache, dass sich derselbe Künstler auf
1545 als Mitglied des grossen Rathes. Der Ma- 3 in Holz geschnittenen Pferdegruppen, Bausch
ler H.B. von Meyersheim zum Thurm kann nicht 56, 57, 58, nicht anders als Joh. Baldung und
der H. B. Grien von Gmiind sein, jener Meister, kiirzweg Baldung bezeichnet hat (lerselbe
welcher schon 1496 im Kloster Lilienthal (sie!) Künstler; denn das Pferd auf dem Stiche Le Pa_
in 3911011 malte, dann im Dome Zu Freiburg mit lcfrenier, B. 2, die Pferdcstudien in dem mehp
Namen und Geburtsort auftritt und auch durch erwähnten Skizzenbuche Grien's und verschie_
Gemälde auf der Bibliothek in Colmar, im Mu- dene Gemälde von ihm, auf denen sich Pferdg
seum zu Darmstadt, in der Galerie des Baron beßnden, bekunden in ihrer ganz eigentiim1i_
Speck von Sternburg in Lützschena u. s. w. be- eben Auffassung unabweislich dieselbe Künsler-
kannt ista. nDei-Buchst-abeGim MODOgIZK, heisst hand, wie jene 3 Pferdegruppen. Noch bleibt
es weiter, wstimmt nicht für denbischöiiichenMa- zu erwähnen, dass die Freiburger Urkunde
ler H. B. von Meyersheim zum Thurm in Strass- ebenfalls nur den Namen hBaldungu nennt und
burg. Auch wird dieser nur H. B. genannt, nicht doch jedenfalls H. B. Gr. meint.
Grien oder Grün und der Griin Hans des Albr. Mit dem zweiten Grunde Naglefs freilich steht
Dürer ist daher derMeister von Gmünd, welcher es etwas anders. Dass zufolge der Freiburger
ebenfalls in Strassburg gelebt haben muss, da Hüttenrechnnng H. B. Gr. 1552, ein Maler 11 B_
sein Zeichen auf Holzschnitten der Griininger- aber nach der Strassbnrger Urkunde 1545 gestop
sehen Ofiizin vorkommt. Vielleicht nahm er zum ben sei, ist das wichtigste Bewcismittel, das er
Unterschiede von dem bischöflichen I-Iofmaler beibi-ingt und in derThat auch von einerBeschaf-
H. B. den Beinamen DGIÜIIK an, und es erklärt fenheit, dass es auf den ersten Anblick nicht
sich dadurch die abweichende Angabe des To- wenig stutzig macht. Bei näherer Betrachtung
dcsjahres des H. B. Grien. Nach Einigen soll er erweist es sich jedoch ebenso wenig stichhaltig
am 10. Aug. 1552, nach Anderen 1545 in Strass- wie das erste. '
burg gest. sein. In letzterem J. starb ein Maler Aus einer Beglaubigung von der Hand des
H. B., wie wir oben gesehen haben". Chronisten Büheler erfahren wir, dass sein