606
Baecio Baldini.
Durchmesser 50 Mill. B. XIII, p. 102, N0. 1.
Pass. V. p. 46. N0. 112: aDieses Bl. ist ganz
in Baldinfs Manier behandelt. Duchesne hält es
für ein Niell, und beschreibt es als solches in sei-
nem Essai unter N0. 346.1: N. G.
150-173] Verzierungen für Goldschmiede. Folge
von 24 Bll. qu. 8, 4, qu. 4 und qu. kl. F01.
Diese Bll. galten ehemals für Niellen von
Finiguerra; man glaubte, dass die Platten als
Boden von Untersetzschalen oder auch als Deckel
für Gefässe dienten. Oifenbar aber waren die
fein und seicht angelegten, fast nur eingeritzten
Schrafflrungen nicht dazu bestimmt, mit Niello-
masse ausgefüllt zu werden, und aus dem Um-
stande, dass die Inschriften auf den Abdrücken
rechtseitig erscheinen, ist mit völliger Gewiss-
heit zu schliessen, dass die Platten für den Ab-
druck gestochen sind. Jedenfalls hatten sie den
Zweck, als Muster für Goldschmiede und andere
Kunsthandwerke zu dienen. Dass diese Bll. mit
dem Reiber oder Zylinder gedruckt seien, ist
eine irrthiimliche Annahme, die seit Heineken
vielfach wiederholt worden ist. Die Abdrücke
sind von der Presse gezogen und sauberer als bei
den Kupfern zum Monte Sancto di Die und In-
ferno des Dante.
Die Meinungen über den Stecher dieser Bll.
lauten sehr verschieden. lleineken und Huber
betrachteten sie als Werke des Finiguerra;
Bartsch hielt sie für Arbeiten des unbekannten
italienischen Meisters, welchem die 50 Bll. der
sog. Tarokkarten angehören. 0ttley' schreibt sie
dem Baldini und Botticelli zu. R. Weigel, im
Auktionskatalog der Ottdschen Sammlung, ver-:
sichert, freilich ohne jeglichen Beweis, dass deri
Stich der Platten sowol als die Ertlndung von
Botticelli herriihre. Dass Letzterer die Zeich-
nungen zu den Bll. geliefert, pflegt man jetzt
allgemein anzunehmen. Wenn das in dem Rund
auf N0. 151 mit der Feder eingezeichnete Medici-
sche Wappen aus derselben Zeit stammen sollte,
wie die Stiche selbst, so könnten diese nicht
viel über das Jahr 1465 hinaufgehen, weil auf
der obersten der sechs Kugeln, welche die He-
dici im Wappen führen, bereits die drei Lilien
angedeutet sind, die 1465 in Folge der von
Ludwig XI. von Frankreich an Piero di Cosimo
Medici ertheilten Bewilligung darauf gesetzt
wurden. Botticelli, der 1446 geboren war, würde
sonach, als er die Zeichnungen machte, noch
nicht zwanzig Jahre alt gewesen sein. In ge-
wissem Maaße stimmen diese Goldschmiedver-
ziernngen mit den sog. Tarokkarten überein;
aber letztere sind, wenn auch ungleichmäßiger
in der Komposition, im Stich viel schärfer und
feiner. Die Ornamente zeigen eine weniger aus-
gebildete Kunstfertigkeit; sie sind in kleinliche-
rem Stil gezeichnet und in stumpferer, unsiche-
rerer Manier gestochen. In beiden Beziehungen
verrathen sie mehr die Anfänge der italienischen
Kupferstecherkunst und mehr Gleichzeitigkeit
mit den Propheten und Sibyllen. Die Buch-
stabenform der Inschriften deutet auf dieselbe
Zeit.
Diese berühmten Bll. stammen aus der Samm-
lung des gelehrten und mit Winkelmann be-
freundeten Baron von Stosch, der sie in Florenz
erwarb. Nach dessen Tode kamen sie durch
Erbschaft an W. Muzel, genannt Stoseh Walten,
der in Berlin lebte , wo sie der Leipziger
Kaufmann E. P. Otto aus dessen Auktion (1783)
an sich brachte. Bei dem Tode dieses Kunst-
freundes (1799) gelangten sie in den Besitz des,
Generalkonsuls Glaus zu Leipzig, und wurden
daselbst 1852 versteigert. Damals waren von der
ursprünglichen Folge der 24 B1]. sechs schon in
anderen Besitz übergegangen; die noch übrigen
achtzehn wurden für 2446 Thaler verkauft. Das.
British Museum erwarb davon sechs, zu welchen
1857 noch zehn andere aus derselben Quelle hin-
zukamen, so dass jenes Museum gegenwärtig von
der ganzen Folge sechszehn Bll. besitzt , die in
der zweiten Abtheilung des Ottcfschen Auktions-
katalogs von R. Weigel und in Waagen, Tl-ea-
sures of art in Great Britain I. 253 und Snpp],
p. 43-44 beschrieben sind. Vergl. Heineken,
Neue Nachrichten, p. 281 ü". Huber und Rost,
Handb. III. 32-40. Bartsch XIII. p. 142_.
151. N0. 1-24. Pass. V. p. 36-38. N0. 68
-91.
150) Eine fast nackte, an der Erde liegende
junge Frau; über ihr eine flatternde
Schriftrolle mit den Worten: AMOR vvQL
m: n novn m; norme AMOR NON rar-Q
(Liebe fordert Vertrauen und wo kein
Vertrauen ist, ist auch keine Liebe). Die__
selbe Inschrift aufNo. 166. Oval. qu. 8_
B. 1. Pass. 68. Kopien bei Heinekem
und Ottley. N. G.
151) Eine junge Frau und ein junger Mann,
stehend neben einem Blumen- und Frucht;
gefäß mit dem Medicischen Wappen , das
mit der Feder in der Mitte eingezeichnet;
ist; oben links, bei der jungen Frau,
gleiohtalls mit der Feder geschriebg" I
0 Amore tee q [tenga questa]; rechts bei
dem jungen Mann: piglia qa. Rund. kl. 4.
B. 2. Pass. 691- Ebenfalls abge-
bildet bei Heineken und Ottley. Jetzt in
der Kupferstichsammlung des Harvard
Oollege in Cambridge. N G.
152] Rundung mit Frnohtschnur, in der Mitte
ein Schalkszrarr, mit Weinlaub bekrilnzt
und mit einem kleinen Papagei auf der
rechten Schulter, mit einer Hirschpfote-
die Zither spielend. Rund. 4. B. 3,
Pass. 70. N. G.
153] Amor, mit den Händen über dem Kopfe
und mit den Füßen an einen Baum ge-
bunden, um ihn herum vier nach damaliger-
Mode stattlich gekleidete Frauen : Die erste
hält in der Rechten eine Sandale und er-
greift mit der andern lland die Sehne von
Amors zerbrochenem Bogen; die zweite
hat in der Rechten drei Pfeile, in der
Linken ein Stück von Arnor's Bogen; die
dritte, auf der entgegengesetzten Seite,
droht dem Liebesgott mit einer Weife, die
vierte will ihm mit einem Messer die Flü-
gel beschneiden. Rund. 4. B. 4.
' Pass. 71. Jetzt in der Albertina zu
Wien. N. G.
154) Eine ähnliche Darstellung, wie die vorher-
gehende. Der an einen Baum gebundene
Amor hat hier die Hände auf dem Rücken.
Von den um ihn herum befindlichen vier
Frauen fasst ihn die erste am linken
Flügel; die zweite zerrt ihn an dem Stricke,
an dem sein Köcher befestigt ist, und droht
ihm mit einem Wasehbläuel; die dritte-