Baccio Baldini."
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serst seltenen Buches dem Baldini zu; Ottley
(pp. 375 und 414) hält sie ebenfalls für Arbeiten
Baldinfs, welchem Botticelli die Zeichnungen da-
zu geliefert und beim Stechen theilweise geholfen
habe. Passavant(V. 31)bestimmt den Antheil des
letzteren Meisters mit seiner gewöhnlichen Ver-
messenheit. Alle Abdrücke, die ich gesehen
habe, waren auf schlecht gesiiubertcn Platten
abgezogen und mit blässerer Schwärze, als der,
Text, gedruckt.
121) Der heilige Gottesberg mit der Hinnnels-
leiter. An den hohen und steilen Berg ist
die bis zur Spitze hinaufreichende Leiter.
angelehntund angekettet. Unten zwischen
den Leiterenden steht: nvnrrßtra (das;
zweite r hatte der Stecher vergessen; es
ist später hinzugesetzt]; auf den Leiter-
Sprossen liest man in aufsteigender Folge:
rrwnnnrra rnmrmtaxrra ronrniin
rvarrrra TIMORE rmra scrnxru.
roRrnEEa (zum zweiten Mal). eonsremo.
INTBLECTO SAPIENPXA, Zwischen den
obersten fünfLeiterspi-cssen, in einzelnen
Silbenabsätzen, das Wort: neu
vnn an SA. (Diese letzte Silbe wird
von übermäßig gelehrten Schriftstellern
für ein Monogramm 3a gehalten und auf
Zoan Andrea gedeutet.) Auf den Leiter-
armen, links: orwrroms; rechts: anorm-
nnnro. Zur Rechten der Leiter, auf der
halben Höhe des Berges: ein Krnziilx, da-
neben die Worte: wenn. CARITA. Ein
Barfüssermönch steigt die Leiter hinan;
aus seinem Munde kommt eine nach dem
Kruzitix gerichtete Sehriftrolle mit den
Worten: rmam. DOPPO. m. Unten am
Berge, rechts, liest man: eoenoser-
rmnro. DILATATO. Ein junger Laie, reich
und stutzerhaft nach damaliger Mode ge-
kleidet, steht auf der linken Seite ; er er-
hebt, wie geblendet von dem überirdischen
Licht, die Linke über den Kopf. Eine
nach der I-Iöhe des Berges sich hi11a.uf-
sehlängelnde Sehriftrolle enthält die Worte
seiner Rede:
LEVAVI. oevroe. Mnee. IMOTEZ.
vnnn. VENIAT. AVZILIVM. MICH].
AVBILIVM. MEVM A. DOMINO
Zwischen ihm und der Leiter steht:
arnrmnia. Unten am Berge schlagen
Flammen aus der Hölle heraus; dazwischen
erscheint der Teufel, welcher den Laien
an einer um sein linkes Bein gebundenen
Schleife hält; auf der Schleife steht:
CBCITA. Die verschiedenen Absätze des
Berges sind mit Piianzen und Kräutern
bewachsen. Drei Kreislinien auf dem
Gipfel bezeichnen das Firmament. Darüber
steht Gott Vater, eingehüllt in eine
Flammenglorie und auf jeder Seite von
acht Gherubim umgeben. Zwischen den
Wolken ungeflügelte Cherubimköpfc sym-
metrisch in sechs Reihen geordnet.
B. 57.
Ottley tlnquiry. p. 375) gibt ein Faesimile
von dem oberen Tlreile des Blattes, 11.377 ein
Faesimile von dem gen Himmel blinkenden
Jungen Laien. Dieser Letztere und der Kle-
riker. welcher die Leiter hiuanfstcigt. sind in
der Bibliotheca Spenceriaua, IV. p. 30 abgebildet.
Das Original beündet sich im Monte Saneto di
Die auf der Rückseite des dritten Blatts des
Mey er , Künstler-Lexikon. lI.
Inhaltsverzeichnisses, dem ersten Kapitel des
Buches gegenüber.
122] Christus mit der Linken die Seitenwunde
entblössend, die Rechte mit dem Wunden-
male erhebend, steht in einer Mandorla
mit tlamnienden Zinken, die von sechs
lilngeln getragen wird; rund herum zehn
Cherubim. B. 58.
Eine gute Kopie dieses zweiten Kupfer-
stichs ist in derßibliothecaSpenceriana. BdJV.
Das Original befindet sich im Monte Sancto di
Die hinten auf dem letzten Blatt des Bogen-
zeichens n VIII, gegenüber dem ersten Kapitel
des zweiten Buches.
123] Die Hölle, nach der Schilderung Dante's
die tiefste Abtheilung des untersten Höllen-
kreises im Mittelpunkt der Erde, die nach
Judas benannte Judecca, der Strafort für
dieVerräther. Lucifer, das Oberhaupt der
abgefallenen Engel, zugleich als Bestrafter
und als Werkzeug der Strafe, als Höllen-
gott gedacht, ist bis an den halben Leib
in einen gemauerten Kessel oder Pfuhl
eingesenkt; sein gehörnter Kopf hat drei
Gesichter, an den Schultern sind kolossale
Fledermcnsilügel. In jedem Rachen hält
er einen der Hauptverräther, den er mit
den Zähnen zerfleischt: Judas Ischarioth,
Brutus und Cassius; die beiden letztern
sind von Dante in den untersten Höllen-
kreis verbannt , weil er die allgemeine
Verbreitung des Ohristenthums für den
göttlichen Zweck des römischen Welt-
reichs und das Attentat auf den genialsten
Herrscher dieses Reichs als ein Maje-
stätsverbrechcn an der Menschheit be-
trachtet. Zwei andere Sünder, den ver-
rätherischen Trojanerfürsten Antenor und
Ptolemäns, der seinen Gastfreund Pompe-
jus verrieth, zerqnetscht Lucifer mit den
Händen. Ueber seinem Hanpte ist der
Eingang der Hölle, in Gestalt eines un-
geheuern Drachenmauls. Zu beiden Seiten
sind sechs Höllenschlünde, in denen Sün-
der verschiedener Art von ganz behaarten,
thierköptigen Dämonen gemartert werden.
Ein ziemlich getreues Facsimile dieses
Knpferstichs giebt Debure in seinem Catalogue
de la Bibliotheque du duc de Lavalliere, I. 255.
Das Original füllt die Hälfte der rechten Seite
des Blattes mit dem Bogenzeichen p V11, am
Ende des zweiten Buchs. und hat Bezug auf die
dritte und letzte Abtheilung des Monte Sancto
di Die. die von der Bestrafung der Verdamm-
ten handelt;
124-142) Neunzehn Kupfer zu: LA conrnmn nr
l)AN'l'E mrnnsso n: rnumzn rnn NI-
OHOLO m LORENZO IDELLAMAGNA A m. xxx 1m-
eosro. M. ccce. LXXXI. gr. Fol.
Bei dieser in derselben Druckerei wie das
vorhergehende Kupferwerk erschienenen Aus-
gabe der Divina Commedia hatte man offenbar die
Absicht, vor jedem Gesange ein Kupfer anzu-
bringen ; die zu diesem Zweck vor den einzelnen
G esängen ansgesparten Stellen sind aber niemals
alle ausgefüllt worden. Die reichsten Exem-
plare enthalten neunzehn Vignetten, von denen
nur die beiden ersten mit dem Text auf den
Blattseiten gedruckt sind, während die siebzehn
andern, vermutlich weil der Buchdrucker eher
fertig war als der Kupferstecher, besonders ab-
gezogen und an den für sie bestimmten Stellen
eingeklebt wurden. Solche Exemplare mit den
19 Vignetten sind sehr selten und kostbar. Das
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