Volltext: Appiani [i. e. Andreas] - Domenico del Barbiere (Bd. 2)

Baccio Baldini." 
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serst seltenen Buches dem Baldini zu; Ottley 
(pp. 375 und 414) hält sie ebenfalls für Arbeiten 
Baldinfs, welchem Botticelli die Zeichnungen da- 
zu geliefert und beim Stechen theilweise geholfen 
habe. Passavant(V. 31)bestimmt den Antheil des 
letzteren Meisters mit seiner gewöhnlichen Ver- 
messenheit. Alle Abdrücke, die ich gesehen 
habe, waren auf schlecht gesiiubertcn Platten 
abgezogen und mit blässerer Schwärze, als der, 
Text, gedruckt.  
121) Der heilige Gottesberg mit der Hinnnels-  
leiter. An den hohen und steilen Berg ist 
die bis zur Spitze hinaufreichende Leiter. 
angelehntund angekettet. Unten zwischen  
den Leiterenden steht: nvnrrßtra (das; 
zweite r hatte der Stecher vergessen; es 
ist später hinzugesetzt]; auf den Leiter- 
Sprossen liest man in aufsteigender Folge: 
rrwnnnrra  rnmrmtaxrra  ronrniin  
rvarrrra  TIMORE  rmra  scrnxru.  
roRrnEEa (zum zweiten Mal). eonsremo. 
INTBLECTO  SAPIENPXA, Zwischen den 
obersten fünfLeiterspi-cssen, in einzelnen 
Silbenabsätzen, das Wort:   neu  
vnn  an  SA. (Diese letzte Silbe wird 
von übermäßig gelehrten Schriftstellern 
für ein Monogramm 3a gehalten und auf 
Zoan Andrea gedeutet.) Auf den Leiter- 
armen, links: orwrroms; rechts: anorm- 
nnnro. Zur Rechten der Leiter, auf der 
halben Höhe des Berges: ein Krnziilx, da- 
neben die Worte: wenn. CARITA. Ein 
Barfüssermönch steigt die Leiter hinan; 
aus seinem Munde kommt eine nach dem 
Kruzitix gerichtete Sehriftrolle mit den 
Worten: rmam. DOPPO. m. Unten am 
Berge, rechts, liest man: eoenoser- 
rmnro. DILATATO. Ein junger Laie, reich 
und stutzerhaft nach damaliger Mode ge- 
kleidet, steht auf der linken Seite ; er er- 
hebt, wie geblendet von dem überirdischen 
Licht, die Linke über den Kopf. Eine 
nach der I-Iöhe des Berges sich hi11a.uf- 
sehlängelnde Sehriftrolle enthält die Worte 
seiner Rede: 
LEVAVI. oevroe. Mnee. IMOTEZ. 
vnnn. VENIAT. AVZILIVM. MICH]. 
AVBILIVM. MEVM  A. DOMINO  
Zwischen ihm und der Leiter steht: 
arnrmnia. Unten am Berge schlagen 
Flammen aus der Hölle heraus; dazwischen 
erscheint der Teufel, welcher den Laien 
an einer um sein linkes Bein gebundenen 
Schleife hält; auf der Schleife steht: 
CBCITA. Die verschiedenen Absätze des 
Berges sind mit Piianzen und Kräutern 
bewachsen. Drei Kreislinien auf dem 
Gipfel bezeichnen das Firmament. Darüber 
steht Gott Vater, eingehüllt in eine 
Flammenglorie und auf jeder Seite von 
acht Gherubim umgeben. Zwischen den 
Wolken ungeflügelte Cherubimköpfc sym- 
metrisch in sechs Reihen geordnet.  
B. 57. 
Ottley tlnquiry. p. 375) gibt ein Faesimile 
von dem oberen Tlreile des Blattes, 11.377 ein 
Faesimile von dem gen Himmel blinkenden 
Jungen Laien. Dieser Letztere und der Kle- 
riker. welcher die Leiter hiuanfstcigt. sind in 
der Bibliotheca Spenceriaua, IV. p. 30 abgebildet. 
Das Original beündet sich im Monte Saneto di 
Die auf der Rückseite des dritten Blatts des 
Mey er , Künstler-Lexikon. lI. 
Inhaltsverzeichnisses, dem ersten Kapitel des 
Buches gegenüber. 
122] Christus mit der Linken die Seitenwunde 
entblössend, die Rechte mit dem Wunden- 
male erhebend, steht in einer Mandorla 
mit tlamnienden Zinken, die von sechs 
lilngeln getragen wird; rund herum zehn 
Cherubim.  B. 58. 
Eine gute Kopie dieses zweiten Kupfer- 
stichs ist in derßibliothecaSpenceriana. BdJV. 
Das Original befindet sich im Monte Sancto di 
Die hinten auf dem letzten Blatt des Bogen- 
zeichens n VIII, gegenüber dem ersten Kapitel 
des zweiten Buches. 
123] Die Hölle, nach der Schilderung Dante's 
die tiefste Abtheilung des untersten Höllen- 
kreises im Mittelpunkt der Erde, die nach 
Judas benannte Judecca, der Strafort für 
dieVerräther. Lucifer, das Oberhaupt der 
abgefallenen Engel, zugleich als Bestrafter 
und als Werkzeug der Strafe, als Höllen- 
gott gedacht, ist bis an den halben Leib 
in einen gemauerten Kessel oder Pfuhl 
eingesenkt; sein gehörnter Kopf hat drei 
Gesichter, an den Schultern sind kolossale 
Fledermcnsilügel. In jedem Rachen hält 
er einen der Hauptverräther, den er mit 
den Zähnen zerfleischt: Judas Ischarioth, 
Brutus und Cassius; die beiden letztern 
sind von Dante in den untersten Höllen- 
kreis verbannt , weil er die allgemeine 
Verbreitung des Ohristenthums für den 
göttlichen Zweck des römischen Welt- 
reichs und das Attentat auf den genialsten 
Herrscher dieses Reichs als ein Maje- 
stätsverbrechcn an der Menschheit be- 
trachtet. Zwei andere Sünder, den ver- 
rätherischen Trojanerfürsten Antenor und 
Ptolemäns, der seinen Gastfreund Pompe- 
jus verrieth, zerqnetscht Lucifer mit den 
Händen. Ueber seinem Hanpte ist der 
Eingang der Hölle, in Gestalt eines un- 
geheuern Drachenmauls. Zu beiden Seiten 
sind sechs Höllenschlünde, in denen Sün- 
der verschiedener Art von ganz behaarten, 
thierköptigen Dämonen gemartert werden. 
Ein ziemlich getreues Facsimile dieses 
Knpferstichs giebt Debure in seinem Catalogue 
de la Bibliotheque du duc de Lavalliere, I. 255. 
Das Original füllt die Hälfte der rechten Seite 
des Blattes mit dem Bogenzeichen p V11, am 
Ende des zweiten Buchs. und hat Bezug auf die 
dritte und letzte Abtheilung des Monte Sancto 
di Die. die von der Bestrafung der Verdamm- 
ten handelt; 
124-142) Neunzehn Kupfer zu: LA conrnmn nr 
l)AN'l'E       mrnnsso n: rnumzn rnn NI- 
OHOLO m LORENZO IDELLAMAGNA A m. xxx 1m- 
eosro. M. ccce. LXXXI. gr. Fol. 
Bei dieser in derselben Druckerei wie das 
vorhergehende Kupferwerk erschienenen Aus- 
gabe der Divina Commedia hatte man offenbar die 
Absicht, vor jedem Gesange ein Kupfer anzu- 
bringen ; die zu diesem Zweck vor den einzelnen 
G esängen ansgesparten Stellen sind aber niemals 
alle ausgefüllt worden. Die reichsten Exem- 
plare enthalten neunzehn Vignetten, von denen 
nur die beiden ersten mit dem Text auf den 
Blattseiten gedruckt sind, während die siebzehn 
andern, vermutlich weil der Buchdrucker eher 
fertig war als der Kupferstecher, besonders ab- 
gezogen und an den für sie bestimmten Stellen 
eingeklebt wurden. Solche Exemplare mit den 
19 Vignetten sind sehr selten und kostbar. Das 
7G
	        
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