Baccio Baldini. 589
Bartsch X. 134, No. 4,(unter den Anonymen
des 15. Jahrh.). Ottley II. 333 (dem Bal-
dini zugeschrieben). Pass. I. N0. 650: aDeut-
sches Niell aus dem 16.Jahrh., für welches man
sich einer Komposition von A. Dürer bedient
hatm. N. G.
57) Derselbe Gegenstand. Zu den Füßen des rechts
sitzenden Schäfers liegt sein Hund. Mit der
linken Hand reicht er den Apfel der Venus, die
in der Mitte steht, nebst Juno und Minerva. lm
Hintergrunds Landschaft. qu. Oval. 24.
Ottley II. p. 333 (dem Baldini zugeschrieben).
Pass. I. N0. 651 (Niell). N. G.
58) Derselbe Gegenstand. Links stehen die drei
Göttinnen, ganz nackt; rechts schläft Paris, als
Ritter in voller Rüstung dargestellt; bei ihm
steht ein alter Mann (Merkur) mit einem Apfel
in der Hand. Im Hintergrund eine reiche
Landschaft, worin ein Springbrunnen mit zwei
pissenden Kindern. Rund. Durchmesser: 45
Mill. Ottley II. p. 333, WO das Blättchen dem
Baldini zugeschrieben ist. Pass. I. N0. 652.
sSchöne niederländische Arbeit des 16. Jahrhm
N. G.
59) Amor, nach rechts gehend, hält in der Rechten
einen Mohnkopf, zwei andere Mohnköpfe in der
Linken. Rund. Durchmesser: 52 Mill.
B. XIILp. 99, N0. 1. Pass. V. p. 45. N0. 106:
nEiIl schwach gezeichnetes Bl., ganz in Baldinfs
Manier. Dnchesne hält es für ein Niell, und be-
schreibt es als solches in seinem Essai, N0. 230.a
N. G.
60) Amor auf einem Adler, reitet nach rechts.
Rund. Durchmesser: 65 Mill. Seitenstück zum
Vorhergehenden. B. XIII. p. 99. N0. 2.
Pass. V. p. 45. N0. 107: vEbenso behandelt wie
das vorhergehende und von Duchesne als Niell
beschrieben in seinem Essai, N0. 231.1: N. G_
61) Amor liegt auf einem Delphin, der nach rechts
schwimmt. Rund. Durchmesser: 56 Mill.
Pass. V. p. 45. N0. 108: nOttley I. 333 gibt von
diesem B1. ein Faosimile; aber das Original ist
feiner im Schnitt und in Baldinfs Manier. Er
hält es für ein Niell, und wahrscheinlich mit
Reßllta. N. G.
62) Amor, gefesselt und mit verbundenen Augen,
sitzt auf einem Felsen im Meer. Rund. Durch-
messer: 56 Mill. Seitenstück zum Vorhergehen-
den. -Pass. V. p. 45. N0. 109; 12138556! gezeich-
net als das vorhergehende ; die Erfindung scheint
dem Botticelli anzugehören, obschon der Stich von
Baldini ist.u (E N. G.
63) Zehn Amorine in einem Weinberg. Im Vorder-
gründe rechts sitzt ein Amor auf einem Fass
und zieht daraus Wein mit einem Rohrhalm,
Weiter zurück, links, treten zwei andere Amo-
rine die Kelter. Im Hintergrunde ein vierter
Amor, den halben Leib hinter einem Reben-
geländer versteckt, während ein fünfter, auf
einer Leiter stehend, Trauben püückt und sie
in einen Korb wirft, den einer von seinen Ge-
fährten mit einem Strick in die Höhe zieht und
herunterlässt. Unten, an der Leiter, zwei andere
Amorine; ein neunter iliegt nach den Amorinen
in der Kelter hin, und ein zehnter, mit einer
Schaale in der Hand, knieet vor dem Fass.
Pass. V. p. 48. N0. 121: nSchönes B1. in der
Sammlung des Hrn. Holford, 1857 auf der Aus-
stellung in Manchester. N0. N. G.
64-113) Das Lehrbilderbuch. Folge von
fünfzig Bll. gr. 8.
Diese kunsthistorisch berühmte Folge heisst
gewöhnlich das Tarokkartenspiel des Mantegna
(Giuoco di Tarocchi di Mantegna), der weder
an dem Stich noch an der Zeichnung und Erfin-
dung irgend einen Antheil hat; die Bll. sind in
einer Weise ausgeführt, die von der seinigen
völlig verschieden ist. Ebenso wenig ist diese
Folge ein Kartenspiel zu nennen. Bekanntlich
zählt das italienische Tarokspiel 78 Bll. in zwei
Abtheilungen: die erste begreift 22 eigentliche
Tarokbll. oder Trümpfe mit Ordnungsnummern;
die zweite 52 Bll. der französischen Karte, vier
Reiter und 40 Zahlbll. in vier Reihefolgen , von
denen jede unterscheidende Bezeichnungen, so-
genannte Farben hat (Becher, Degen, Münzen,
Stäbe). Unsere Folge besteht aus fiinf Bilder-
reihen, jede zu zehn Blatt, also aus 50 Blättern,
von gleicher Form und Größe, auf denen die
Stände, die Künste, die Wissenschaften, die
Tugenden personiflzirt dargestellt sind. Schon
aus dieser einfachen Angabe des Sachbestandes
ist ersichtlich, dass diese Bll. schwerlich als Kar-
tenblätter gedient haben, abgesehen davon, dass
sie sich wegen des dünnen Papiers und großen
Formats nicht dazu geeignet hätten. Noch mehr
streitet dagegen der politische, ethische und scho-
lastische Inhalt der figürlichen Darstellungen.
Gleichwol hat man sich lediglich dadurch, dass hier
die Figuren einzeln wie Kartenbilder dargestellt
und einige Personiflkazionen, wie Papst, Kaiser,
Sonne, Mond, Stärke, Gerechtigkeit u. a. auch
auf alten Tarokkarten angebracht sind, verleiten
lassen, diese Kupferstichfolge gleichfalls für eine
Spielkarte zu halten. Passavant(1864) beschreibt
sie noch als eine solche, ist dabei jedoch der
naiven Ansicht, dass sie nicht bloß zum Zeit-
vertreib, sondern auch für die Verbreitung
nützlicher Kenntnisse unter der Jugend gedient
habe. Sotzmann (im Kunstblatt, 1845, p. 129 ff.)
und Galichon (in der Gazette des Beaux-Arts,
1861, p. 143 ff.) hatten bereits die Unhaltbarkeit
der gewöhnlichen Meinung entschieden darge-
than, und über den Inhalt einzelner Bilder-
reihen, so wie über den Zweck und Charakter
des ganzen Werkes schätzbare Aufschlüsse mit-
getheilt, die leider unbeachtet geblieben sind.
Nach der Meinung des Ersteren ist diese Folge
eine Zusammenstellung von fünf, schon seit
Giotto in Italien gangbaren allegorischen Zyklen,
bei welchen die Buchstaben a, B, c, n, n, nicht
die Anfangsbuchstaben der Tarokklassenfarben
Atutti, Bastoni, Coppe, Denari, Espade, sondern
bloß zur Unterscheidung der mcralisirenden
Bilderreihen vorgesetzt sind. Galichon erblickt
darin ein nach Dantdschcn Ideen angeordnetes
allegorisches Kompendium. Jedenfalls hatte
diese Sammlung einen moralisch-didaktischen
Zweck, und ich nenne sie deshalb das Lehr-
bilderbuch. Wie die Armenbibel, der Heilspiegel
und andere Holzschnittwerke die Glaubens-
lehren der Theologie des Mittelalters dem Volke
in Bildern zu allgemeiner Anschauung brachten,
ebenso sollte dieses Bilderbuch die am Schluss
des 15. Jahrh. unter Dichtern, Gelehrten und
Künstlern verbreitete hurnanere und freiere
Weltansicht in den größeren Kreis der gebil-
deten Klassen einführen; gerade wegen dieser