Volltext: Appiani [i. e. Andreas] - Domenico del Barbiere (Bd. 2)

576 Baccio Baldini. 
dem, was Passavant behauptet. Nach dem Cha- Dante sind von 1477 und 1481. Man kann zuge- 
rakter der Ausführung, nach der Feinheit, mit ben, dass B. die ebenfalls unter seinem Namen 
der einzelne Theile gezeichnet sind, liesse sich gangbaren Propheten und Sibyllen mehrere Jahre 
bei einigen Bll. , z. B. bei dein Richthaus des vorher gearbeitet hat; doch lässt sich nicht glau- 
Pilatus, bei Theseus und Ariadne, und dem ben, dass sie bis 1460 zurückgehen, zumal da. 
Jagdabenteuer, wol denken, dass sie von Bot- sie in technischer Beziehung mit den Kupfern 
ticellfs eigener Hand herrühren; das von Pas- von 1477 und 1481 völlig übereinstimmen, und 
savant wahrgenommene feine Kunstgefühl unter den Propheten zwei nach dem altdeutschen 
möchte ich aber um so weniger fiir ein zuvcr- Meister von 1466 kopirte Figuren vorkommen 
lassiges Kriterium halten, als er selbst Stücke, (s. Verz. I, N0. 15 und 22). Wenn nun. wie fast 
die im Technischen gar nichts mit einander ge- allgemein angenommen wird, Finiguerra schon 
mein haben und in der Empfindung sehr roh 1452 das Kupferstechen und Kupfer-drucken er- 
sind, dem Botticelli zuschreibt. Vollends ver- fand und die ersten der vermeintlichen Werke 
wunderlich ist, wenn er die Buchstaben A b seinesunmittelbarenNachfolgers,liochangesetzt, 
auf dem B1. mit der Delphischen Sibylle für um 1470 erschienen, welcher Kontrast zeigt sich 
ein Künstlermonogramm hält und auf Botticellfs dann zwischen dem kleinen Vorrat von italie- 
Namen deutet. Wer die Kupferstiche und Ge- nischen Kupferstichen des 15. Jahrh. und dem 
wohnheiten der alten Meister kennt, der untcr- Reichtum der von alten deutschen Meistern 
scheidet leicht die als Monogramme gebräuch- derselben Periode hinterlassenen Blätter. Ich 
liehen Anfangsbuchstaben der Künstlernamen weiß wol, man pflegt die sogenannten DNienenK 
von anderen zu sonstigen Zwecken hingesetzten mit in Rechnung zu bringen, d.h. die Abdrücke, 
Initialen. Ich kenne kein Beispiel, wo ein alter Welche die florentinischen Goldschmiede, vor 
Kupferstecher auf seinen Werken den Anfangs- dem Einsßhmelzen der Niellomasse in die einge- 
buchstaben seines Taufnamens in Verbindung grabenen Vertiefungen, von ihren gravirten Sil- 
mit dem Anfangsbuchstaben des Beinamens, den berplatten auf Papier abzogen. Die Anzahl die- 
er von seinem ersten Lehrmeister führte, als ser Niellen ist aber gleichfalls äußerst geringe, 
Zeiehen gebraucht hätte l Wie Büiltißßlli, der mit weil der Goldschmied für seinen Privatgebrauch 
seinem Familiennamen Filipepi hiess, hier gethan nicht mehr als einen , höchstens zwei Abdrücke 
haben Soll; aber davon abgesehen. schon die machte, die auf seinem Arbeitstisch liegen blie- 
ungewöhnliche Stelle, wo die oben erwähnten ben und großentheils verloren gingen. Dughesne 
Buchstaben angebracht sind, und der Umstand, beging einen argen Missbrauch, als er in seinem 
dass man auf den andern Bll. derselben Folge Essai sur les Nielles (1825) diesen Namen auf 
nichts Aehnliches antriift, hätten bei Passavant eine Menge kleiner Blätter ausdellnte, Welche 
Zweifel an der Richtigkeit seiner Auslegung er- den ersten Ansatz zur Entwicklung der Kupfer- 
Wecken müßeell- Jene Buchstaben, felgendef- stecherkunst und einen eigenen Abschnitt für 
maßen gestellt: gbefinden sich nämlich auf ihre Teßhnolvglieqlgääiigiien Sggiäßenbaif be- 
dem  Folge der Sibrllen gehörigen deren iihiiiiinmäiläi... ruääeinziäpeiien Beiiifi 
Blatt neben den acldt lmhemschen Versen 1m bringt. Genau zu bestimmen, was unter Niellen 
Unterrandeb und zelgen am dass der Stecher zu verstehen sei und wodurch sich dieselben von 
sich in der Aufeinanderfolge der Verse geirrt Ku ferstichen unterscheiden dann dachte we_ 
hat. Das A vor dem vierten Verse bedeutet, derpDuchesne noch Passavmälß Unter den von 
dass dlesfer Vers' der swh dem Smne nach an ihnen aufgezählten Blättern befinden sich viel- 
den zwelten anschhesst und mlt dem ersten leicht keine dreißig eigentliche Niellen; bei wei- 
reimt, dem dritten vorangehen mussßvährend das tem die meisten sind gewöhnliche Kupferstiche 
b vor dem dritten Verse besagt dass dieser und von diesen nur dadurch verschieden dass 
Vers hiliter (dem mit A bedeichtieten folgen niuss" sie unter falschem Namen in Auktionskataloge 
da er mit seinem Inhalt sich diesem anschliesst eingetragen und auf Kosten reicher Sammler zu 
und sem Endreim mit demjenigen des zweiten fabelhaften Preisen hinaufgeschwindelt werden. 
Verses glelchlautend 1st (s' Verb 1'  Das Diese angeblich ältesten Druckproben der deren- 
"unzwelfelhafte Monogramm Bottlfzenlysm. das tinischen Goldschmiede sind nicht älter, sehr oft 
Pfssdvzint entdegkt haben wonte' fallt 80mm da- jünger als die Kupferstiche, die man mit Baldini 
hin, ist Jedoch leider schon in die Monogrammen- und Bätticeni in Verbindung bringt. 
leinka und Kimstschrxfte" übergegangelh WO es Bei den Versuchen, diebeiden Meister nach 
Same Stelle mcht so bald aufgeben Wlri der Art und dem Werth ihrer Stiche zu charakte- 
Nach Duchesne ist Baldini der erste floren- rißiren, kommt B- in der Regel am Schlimmsten 
tinische Goldschmied, der Platten für den weg. Bartsch hält von ihm wenig oder Nichts. 
Abdruck auf der Presse gestochen hat. Seine vSein Stich ist schlecht. Seine Formen sindaus- 
Thätigkeit wird gewöhnlich 1460-1485 ange- gedrückt durch starkmarkirte Umrisse mit einem 
setzt; aber das ist nur Vermutung. Die ihm Ansatz dünner Schattirungen, die aus feinen, 
altherkömmlicher Weise zugeschriebenen Kupfer kunst- und geschmacklos sich kreuzenden Stri- 
zum Monte Sancto di Dia und zum Inferno des chen bestehen, und da manche Theile, wie Kopfe,
	        
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