William Baillie.
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geübter Dilettant dieselben auf den ersten Blick
unterscheidet. Auf den schlechtesten Abdrücken
von Rembrandts gänzlich abgenutzten, aber un-
aufgestochenen Kapitalplatten, z. B. bei dem
Porträt des Bürgermeisters Six, erkennt man
noch Ueberreste der ursprünglichen Nadelarbeit,
die in dem Wiederaufstich der Hundertgulden-
platte ganz verwischt und verunstaltet ist: der
mannigfaltige, tiefe und innige Seelenausdruck
verschwand ebenso spurlos, wie die feine und
zarte Abstufung des Helldunkels, hinsichtlich
welcher dieses Blatt bekanntlich ein Wunderwerk
ist, {und anstatt des zauberischen Totaledekts;
der ältesten Abdrücke haben die jüngsten nur:
noch die widerliche Wirkung eines harten, kleck-
sigen Ganzen. Demungeachtet bezahltman solche
Abdrücke immer noch mit 25 bis 30 Thaler, einzig
und allein, weil sie selten sind. Um den Ab-l
drücken seiner wiederaufgcstochenen Platte den
vielbegehrten Vorzug der Seltenheit zu bewah-
ren, machte B. davon nur eine geringe Anzahl,
und beging nachher die von Seiten eines Kessel-
fiiekers erklärliche, aber von Seiten eines Kupfer-
stechers unbegreifliche Grausamkeit, dass er die
Platte in vier Stücke verschiedener Größe zer-
schnitt, die er einzeln abdruckte und ebenfalls
unter seine gesammelten Werke aufnahm.
S e I b stp 0 r t r ät des Künstlers, in Hut, Harnisch
und Pelzrock. Oval, gehalten von zwei Figuren,
die einen Vorhang lüften. Von ihm selbst radirt.
qu. F01.
I. Vor alle: Schrift.
II. Se ipsum so.
Anderes Bildniss des Künstlers. Nach N. Hon e.
In Bordure. Oval. Fol. (In BoydelPs Katalog.)
Von ihm gestochen: l
a) Bibel, Legende, Mythologie und Allegorie.
l) Abraham und Isaak. Nach eigener Erfindung,
in Rembrandts Geschmack. Oben liest man:
band Isaac said z Behold the Fire and the W ood : But
where is the Lamb for a Burnt-oiferirlg im Da-
runter ein dicker Strich, und unter diesem, links :
W. Baillie invt 8a sculp. 1765. Radirt. 4.
2) Jakobs Beerdigung im Lande Kanaan, gewöhn-
lieh als Grablegung Christi angegeben, die un-,
möglich gemeint sein kann. Vor einer Grotte;
liegt ein in weisses Leinen eingehiillter todterl
Mann auf einem Gestell, um welches mehr als
zwanzig Personen, Männer, Frauen und Kinder,
gruppirt sind (vermutlich Joseph und seine
Brüder mit Kindern und Gesinde). Nach einer
Kapitalzeichnung von Rembrandt. Farben-
stich. qu. F01.
3) Daniel überführt die beiden Alten des falschen
Zeugnisses wider Susanne. Nach G. von den
Eeokhout. gr. qu. Fol.
l. Die Platte ist bloß radirt. Im Unterrande,
links: E ekhout pinxä; rechts W. Baillie
sculpt. 1764; in derMitte: (lonvieerat enirn
eos dixisse Testimonium, und darunter
die englische Dedikation des Stechers an
den Grafen Bute.
II. Die Platte ist mit dem Schabeisen über-
gangen, so dass die Radirung nun wie ein
Schabkunstblatt aussieht. Unter dem Na-
men des Stechers ist hinzugefügt: Re-
sculpt. 1774, und bei der Dedikation ist
der Name des Malers nicht mehr Eckhout
geschrieben, sondern: ennnT. VAN Eeck-
hout (das letzte Wort in gothischer Schrift).
4] Maria, sitzend, hält auf ihrem Schooße das steh-
ende J esuskind, das einen Vogel in der rechten
Hand hat. Kniestück. Nach Parmegianino.
Im Unterrande rechts: W. Baillie sculp. 1769.
Geschabt. F01.
5) Maria mit dem Jesuskinde, das sich in die Arme
der Mutter schwingt. Das Kind hält der hl. Jung-
frau ein kleines Kreuz entgegen. Nach B. L u ti.
Oval. Bez. mit Monogramm und der Jahresz.
1767. Tuschmanier. Fol.
(S) Maria hält mit der Rechten das vor ihr stehende
Jesuskind, und reicht ihm mit der Linken einen
Apfel. Halbflg. Nach Sabbatin i. Published
SepY. 1. 1773. Kreidemanier. 4.
7) Maria mit dem Jesuskinde, das nach einer Traube
greift, welche seine Mutter in der Hand hält.
Nach Rottenharner und Breughel. Oval.
Kreidemaniet. Fcl.
I. Vor der Schrift.
II. Ueber dem Oval: Published March
1774; unten zu beiden Seiten die Namen
der Künstler.
S) Hl. Familie. Maria. umarmt das auf einem
Kissen sitzende Kind; im Hintergrunde, links,
Joseph. Halbilg. Nach Parmegianino. Pu-
blislfd 23. Decf. 1771. Krayonmanier. 4. (Auch
in Farben gedruckt.)
9) H1. Familie, mit dem kleinen Johannes, der mit
dem Zeigefinger der linken Hand auf Etwas hin-
weist. Halbilg. Nach B. Schidone. Geschabt.
F01.
I. Vor der Schrift.
II. Im Unterrande, die Angabe der Sammlung,
aus welcher das Originalgemälde herstammt
(englisch), und rechts Monogramm.
9a) Die Fusswaschung. Nach dem Gemälde von
Rubens in der Kathedrale St. Rombout in
Mecheln. Drawn by Mr. Tassaert in the Ycar.
Engrawd by Capt. Wm. Baillie in the Year 1787.
qu. Roy. Fcl.
10) Christus und die zwei Jünger zu Emmaus. Nach
eigener Erfindung, in Rembrandfscher Manier.
Im Unterrande das Monogr. des Künstlers, und
eine lateinische Inschrift: Adaperti sunt
eorum conspectu. Radirung. Fol. -LeBlanc, 14,
erwähnt noch eine Darstellung desselben Gegen-
standes nach Rembrandt, vom J. 1760, führt
aber dabei weder Stichmanier noch Dimensio-
nen an, die auch bei einer nGr-ablegung Christia
(N0. 12), angeblich nach Rembrandt und vom
J. 1777, nicht erwähnt sind.
11) Fliegende Engel. Nach Rafael. Kreidemaxiier.
Erwähnt bei Heineken und Le Bl. 18.
12) Der Apostel Petrus, die Schlüssel in der Hand
haltend. Ganze Fig. Nach eigner Errlndung in
Rembrandfscher Art. Unbezeichnete Itadi-
rung. kl. F01.
12a] Der Apostel Petrus mit der Tiam. Rubens
del. W. Baillie sculp. 18. Jan. 1785. -Hei-
nekcn (Dict. II. 32] und Le Blanc (Man. 15)
erwähnen einen Ap. Petrus mit der Tiara vom.
4. Mai 1761, ohne weitere Angabe. (Grunewz)