Gärard Audran. 407
schwach übertragen. Besser gelang es ihm mit Nachbildungen einen leichteren Schwung und
Domenichino und Ann. Carracci; doch zeigt sich Fluss der Zeichnung als in den gemalten Origi-
seine Hauptstärke weniger in den Stichen nach nalen zu haben, und jedenfalls sehen wir heut-
Werken italienischer Meister, als in den Naeh- zutage die ersteren viel lieber als die letzteren.
bildungen französischer Maler, weil er sich dem Nicht bloß in der Auffassungs- und Gefühlsweise
ausländischen Stil nicht so innig, wie seiner ein- hielt G. Audi-an gleichen Schritt mit Lebrun; er
heimischen Kunstweise anzuschmiegen wusste. glich ihm auch in der rüstigen Handfertigkeit.
Poussin und Le Sueur waren Maler, denen er an Aus dem Datum seiner riesenmäßig großen
Geistl, an Strenge des Stils und der Zeichnung Platten ersieht man die Schnelligkeit, womit er
gleichkam und im Vortrag, in der Kraft und dieselben hervorbrachte. Er "stach den nUeber-
Fülle des Ausdrucks und der Farbenstimmung gang über den Granikusu 1672, die wSchlacht bei
überlegen war. Was er nach Mignard und Lo- Arbelas1674, den vEinzug Alexander's in Baby-
brun gestochen hat, bezeugt seine Meisterschaft lonu 1675, und die nNiederlage des Königs Poruss
im höchsten Grade: es ist dieselbe Art der Em- 1678. Diese letztere Platte ist nahe an 5 Fuss
piindung und Beseelung; man erkennt den Far- breit und 2 Fuss hoch; G. Audrans geschwinde
benton derBilderunddenPinselstrich derMeister. Werkmeisterschaft bedeckte demnach binnen
Nirgends ist der Kupferstecher seiner eigenen 3 Jahren einen Flächenraum von 10 Quadrat-
Manier gefolgt, aber er hat die Art und Weise schuh mit eben so gleichmässig genauer als all-
der Originale mit einer Leichtigkeit und Freiheit ggmein harmonischer Arbeit, und lieferte in so
wiedergegeben, die 1111i dem ausgezeiciliieisieii kurzer Zeit dielweitläuligste und tigurenreichste
Talente eigen ist. Man weiss nicht, ob er solche Komposition in der größten Dimension, die ein
Erfolge mit seiner Nadel oder mit seinem Stichel Knpfni-stinh haben kann.
erreichte ; er gebrauchte beide Mittel mit solchem G, Audmnahatte Vieh; Sehülgr und Nachahmen,
Takt 111111 Geschmack, Vermengie Sie S0 ein" die sich aus Frankreich insAusland verbreiteten,
ßißhtßvoll und passend, dass es Scheint, als so dass seine Richtung und Behandlung in alle
hätten in Seiner Hand jene Zwei WeYkWuge neuerenKnpferstecherschulenübergegangen und
jeden Augenblick einander ausgeholfen und ein- seitdem ununterbrochen bis auf den heutigen
stimmig für ein bewliiidemslllfiiiiiigßß Ganzes Zll- Tag gangbar geblieben sind. Er hinterliess eine
331111111611 Seafbeiiei- Gi Alldrßn Süchte 116111 große Anzahl Blätter, die theilweise in hoher
31331111611 111 91168611? Sein 39511911611 ging nicht Achtung stehen. Man findet darauf folgende
auf sorgsame Charakterisirung der Theile im Arten der Bgzeichnung;
Einzelnen: die Wirkung und Haltung im Ganzen
blieb stets sein Augenmerk. Seine Art das y (74- F
Landschaftliche zu behandeln ist breit und ' '
leicht, großartig oder ernsthaft, wie die Gegen-
stände, die er darzustellen hatte; seine Piianzen ß (3431, _ 1
sind Muster von Naturwahrheit, so dass, wenn
wir in der wSchlacht am Hydaspesc den Kopf des
verwundeten Porus mit Interesse betrachtet Jqpudfrwn, 1nv_ et gßulp (1560
haben, unsere Aufmerksamkeit sich auch nach und 15530,
der zur Rechten befindlichen Distelstaude zu-
kehrt, weil sie gleich meisterhaft ausgeführt ist.
Die vier großen Kupferstiche nach den von e" a"? iecii
Ch. Lebrun gemalten Bildern aus der Geschichte
Alexander's des Großen, welche die Sammler
gewöhnlich vdie Alexanderschlachten von' Au- Ürwriotu" ulrb
dränn nennen, sind Meisterwerke ersten Ranges,
und erweckten , bei ihrem Erscheinen jenseits Nicht alle Blätter, welche seinen Namen oder
der Alpen, von der Vortreiflichkeit der Originale bloß den Namen Audran tragen, wurden voll-
einen so hohen Begriff, dass die Italiener in der ständig von ihm verfertigt; mehrere sind von
ersten Verwunderung ausgerufen haben sollen: seinen Schülern, namentlich von seinen zwei
vArmer Rafael, du bist nicht mehr der Erste k: Ncifen Benoit I. und Jean ausgeführt und von
sich indess später, als sie Gelegenheit hatten Gerard nur überarbeitet. Nach der bei den
die Urbilder zu sehen, über den fortdauernden Kupferstechern seiner Zeitgangbaren Sitte hatte
Vorrang ihres gefeierten Meisters gewiss be- G.Audran einVerlagsgeschäft,welches er zuerst
ruhigten. Lebrun selbst, wenn einer Ueberlie- für Rechnung der Regierung aux Gobelins, so-
ferung, die mit dem Charakter dieses eben so dann für eigene Rechnung und unter der Firma
hochmüthigen als herrschsiichtigen Hofmalers Aux Deux Pilicrs "d'or, in der Rue St. Jacques
nicht recht übereinstimmt, zu trauen ist, hätte betrieb. Dieses Geschäft erstreckte sich nicht
unverholen erklärt, dass G. Audran seine Bilder bloß auf die von ihm selbst oder in seiner Werk-
verschönert habe. Diese überaus großen Kom- statt und unter seiner Aufsicht gearbeiteten
positionen scheinen wirklich in den gestochenen Blätter; es begriff auch die von ihm bei andern