Volltext: Appiani [i. e. Andreas] - Domenico del Barbiere (Bd. 2)

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Aubry-Lecomte. 
 
Meisterschaft ihrer Ausführung verdient alle 
Anerkennung. Ich kenne keine Erzeugnisse der 
lithographischen Kreide neuerer-Zeit, worin das 
Charakteristische der Originale mit so ausser- 
ordentlicher Feinheit und Eleganz der Behand- 
lung nachgebildet ist. Es ist eine Keekheit und  
Sicherheit der Zeichnung , eine Sorgfalt in An- 
deutung der Schatten , und dabei eine so unge- 
wöhnliche Leichtigkeit in allen Theilen bemerk- 
lieh, dass man eben so sehr die rücksichtsvolle 
Treue gegen das Vorbild, als den selbstständigen 
Geist des Lithographen bewundert. In seiner 
langen Künstlerlaufbahn lieferte A. L. mehr als 
160 Bll. nach Malern, die durch ihren individu- 
ellen Stil sowol als durch die Schulen, welchen 
sie angehörten, unter einander verschieden wa- 
ren,  alle fanden an ihm einen gewissenhaften 
Nachbildner, wobei nur zu bedauern ist, dass 
auch das Manierirte mancher Vorbilder in die 
Nachbildung übergehen musste, was jedoch im- 
mer nur bis zu einem gewissen Grade geschehen 
ist. Darum machten auch die Originale in der 
lithographisehen Abbildung manchmal mehr 
Glück als in ihrer ursprünglichen gemalten Ge- 
stalt, indem der gewandte Lithograph dasjenige, 
was in den Bildern am wenigstenbefricdigte oder 
am meisten missliel , theils freier ausgearbeitet, 
theils gemildert und namentlich die theatralische 
Hohlheit und kalte Eleganz der antikisirenden 
Davidsehen Schule mit einem Zusatz von Leben 
und Wärme verbessert hat. In den letzten Jah- 
ren seiner künstlerischen 'l'hätigkeit beschäftigte 
sich A. L. mehr als vorher mit der Nachbildung 
der Werke von Greuze und besonders von Prud'- 
hon, und bildete sich dabei eine eigenthümlieh 
weiche und zart versclunolzene Behandlung, wie 
sie dem Charakter dieser Vorbilder angemessen 
war, und die ihm noch grösseren Beifall erwarb, 
als die vorhergehende kräftige und gediegene 
Ausführung, die, nach meinem Gefühl, den Vor- 
zug verdient; doch muss Inan dem Lithographen 
das Lob zollen, dass seine letzte Manier, trotz 
der Zartheit des Korns und der Weichheit des 
Vortrags, nie in Weichliehkeit und Geleekt- 
heit ausartet. Was ausser der künstlerischen 
Behandlung noch ganz besonders an seinen 
Bll. gerühmt werden muss, ist die Schönheit 
des Drucks. AIsKiinstler und Verleger hatte er 
ein doppeltes Interesse den guten Druck seiner 
Bll. zu beaufsichtigen und das Andrueken äder 
Steine dabei eigenhändig zu besorgen; daher die 
Reinheit, Kraft und Klarheit, wodurch nament- 
lieh die Abdrücke vor der Schrift auf chinesi- 
schem Papier sich auszeichnen und den Sammlern 
die liebsten sind. Da aber seine Bll. viele Ab- 
nehmer fanden, so wurden bald viele Abdrücke 
davon verkauft und die Steine dadurch zu Grunde 
gerichtet; in diesem verdorbenen oder überar- 
beiteten Zustande bilden sie theilweise noch jetzt 
in ganz schwachen, abgenutzten Abdrüeken 
einen freilich nicht besonders geschätzten und 
gesuchten Handelsartikel. 
 s. A. Galirnard, Les Grands Artistes contem- 
 porains. Aubry-Leeomte , dessinateur et litho- 
graphe. Paris 1860. 8. 
I. Religiöse Darstellungen: 
1) Eva, am Lebensbaum stehend. Figur aus dem 
seltenen Knpferstich des Silndenfalls von Mal-c 
Antonio nach Rafael. 1852. kl. Fol. 
2) Sündliutszene. Nach dem Bilde im Louvre 
von Girodet 1825. Fol. max. 
3) Illdiriä [Verkgndilgiingä Mit ldsza; Unterschrift; 
' nge us. ao  ares. a. gr. '01_ 
4) Maria mit dem Jesuskinde, halbe Figur, Nach 
einerKopie von C orre gg io's Madonna della Scalg 
in Parma. 1845. Mit der Inschrift: STE MARIE 
Modele des Meres, in einem Rahmen, welcher die 
Darstellun einfasst. gr. Fol. 
Egs gibt Abdrücke ohne Rahmen. 
5) La Sainte Familie, 5 Figuren. Nach N. Pou s  
sin. 1825. gr. Fol. 
(i) La Sainte Famille, 7 Figuren. Nach E delin ck g 
Kupferstich von dem berühmten Bilde, welches 
Rafael für Franz I. malte. 1838. Fol. 
7) Die Sixtiuische Madonna. Nach der in Roman 
befindlichen Kopie des Rafaelschen Bilde; 
1826. Fol. max. 
8) Das J esuskind, auf dem Kreuze schlafend. Nach 
Guido Reni. 1822. qu. Fol. 
9) Der hl. Bruno ertheilt seinen Mönchen das 
Ordenskleid. Nach P. Lesueur. 1821. Fo1_ 
II. Mythologische, allegorisehe, histo- 
rische etc. Darstellungen. 
llßäärebus und die Nacht. Nach Girodet. 1825 
o  
11) Danae. Nach Dems. 1824. gr. Fol. 
12)  Dieselbe Komposition, kleiner. 1849. l4_ 
13) Erigorle. Nach Girodet. 1822. qu. F01, 
14) Verlassene Ariadne. Nach D em s. 1822. qm 
Fol. 
lfÜäliumPg (ler- Venus. Nach P. Pr lldill on. 1852. 
 qu. (o. 
16) Tanzende Liebesgötter. Kopie von M arc 
Anton i o's Kupferstich nach Rafael. 1347 
kl. qu. Fol.  
17-18) Les Petits Devideurs. Nach P. P rud'h on 
ligssPetits Eileurs. Nach Dems. Seitenstücke: 
4  qu.  
19) Entführung derPysche. Nach Dem s. 1824. FOL 
20) Amor und Psyche. Nach Fr. G eratd. 1828, 
gr. Fol. 
21) Igers Fluss Skamander. Nach P. Lancrenom 
1 2  gr. Fol. 
22) Pan und Syrinx. Nach Girod et. 1825. kl. Fo1_ 
23) Aeskulap, von einer Ziege gesaugt, wird am 
Berge Titthion von Hirten gefunden. Nach 
Guillon Lethiäre. 1824. gr. qu. Fol. Seiten- 
stiick zu Romulus und Remus, n. 43. 
24) L'Etude guide Yessor du Genie. Nach P. Pr u 11'- 
hon. 1846. Rund. Fol. 
25) L'Amour et PAmitieS. Nach D eins. 1850. 4, 
26) IJOde. Nach A. Galimard. 1846. kl. F01, 
27-30) Frühling. 1827. Sommer. 1825. Herbst. 
1826. Winter. 1827. Folge von vier Bll. nach 
Dejuinne. Fol. 
31) La Soif de Por. Nach P. Prud'hon. 1844. 4 
32) La Volupte. Nach Dems. 1827. Fol.  
33) Une Pensäe. Nach Dems. 1846. 4.
	        
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