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Aubry-Lecomte.
Meisterschaft ihrer Ausführung verdient alle
Anerkennung. Ich kenne keine Erzeugnisse der
lithographischen Kreide neuerer-Zeit, worin das
Charakteristische der Originale mit so ausser-
ordentlicher Feinheit und Eleganz der Behand-
lung nachgebildet ist. Es ist eine Keekheit und
Sicherheit der Zeichnung , eine Sorgfalt in An-
deutung der Schatten , und dabei eine so unge-
wöhnliche Leichtigkeit in allen Theilen bemerk-
lieh, dass man eben so sehr die rücksichtsvolle
Treue gegen das Vorbild, als den selbstständigen
Geist des Lithographen bewundert. In seiner
langen Künstlerlaufbahn lieferte A. L. mehr als
160 Bll. nach Malern, die durch ihren individu-
ellen Stil sowol als durch die Schulen, welchen
sie angehörten, unter einander verschieden wa-
ren, alle fanden an ihm einen gewissenhaften
Nachbildner, wobei nur zu bedauern ist, dass
auch das Manierirte mancher Vorbilder in die
Nachbildung übergehen musste, was jedoch im-
mer nur bis zu einem gewissen Grade geschehen
ist. Darum machten auch die Originale in der
lithographisehen Abbildung manchmal mehr
Glück als in ihrer ursprünglichen gemalten Ge-
stalt, indem der gewandte Lithograph dasjenige,
was in den Bildern am wenigstenbefricdigte oder
am meisten missliel , theils freier ausgearbeitet,
theils gemildert und namentlich die theatralische
Hohlheit und kalte Eleganz der antikisirenden
Davidsehen Schule mit einem Zusatz von Leben
und Wärme verbessert hat. In den letzten Jah-
ren seiner künstlerischen 'l'hätigkeit beschäftigte
sich A. L. mehr als vorher mit der Nachbildung
der Werke von Greuze und besonders von Prud'-
hon, und bildete sich dabei eine eigenthümlieh
weiche und zart versclunolzene Behandlung, wie
sie dem Charakter dieser Vorbilder angemessen
war, und die ihm noch grösseren Beifall erwarb,
als die vorhergehende kräftige und gediegene
Ausführung, die, nach meinem Gefühl, den Vor-
zug verdient; doch muss Inan dem Lithographen
das Lob zollen, dass seine letzte Manier, trotz
der Zartheit des Korns und der Weichheit des
Vortrags, nie in Weichliehkeit und Geleekt-
heit ausartet. Was ausser der künstlerischen
Behandlung noch ganz besonders an seinen
Bll. gerühmt werden muss, ist die Schönheit
des Drucks. AIsKiinstler und Verleger hatte er
ein doppeltes Interesse den guten Druck seiner
Bll. zu beaufsichtigen und das Andrueken äder
Steine dabei eigenhändig zu besorgen; daher die
Reinheit, Kraft und Klarheit, wodurch nament-
lieh die Abdrücke vor der Schrift auf chinesi-
schem Papier sich auszeichnen und den Sammlern
die liebsten sind. Da aber seine Bll. viele Ab-
nehmer fanden, so wurden bald viele Abdrücke
davon verkauft und die Steine dadurch zu Grunde
gerichtet; in diesem verdorbenen oder überar-
beiteten Zustande bilden sie theilweise noch jetzt
in ganz schwachen, abgenutzten Abdrüeken
einen freilich nicht besonders geschätzten und
gesuchten Handelsartikel.
s. A. Galirnard, Les Grands Artistes contem-
porains. Aubry-Leeomte , dessinateur et litho-
graphe. Paris 1860. 8.
I. Religiöse Darstellungen:
1) Eva, am Lebensbaum stehend. Figur aus dem
seltenen Knpferstich des Silndenfalls von Mal-c
Antonio nach Rafael. 1852. kl. Fol.
2) Sündliutszene. Nach dem Bilde im Louvre
von Girodet 1825. Fol. max.
3) Illdiriä [Verkgndilgiingä Mit ldsza; Unterschrift;
' nge us. ao ares. a. gr. '01_
4) Maria mit dem Jesuskinde, halbe Figur, Nach
einerKopie von C orre gg io's Madonna della Scalg
in Parma. 1845. Mit der Inschrift: STE MARIE
Modele des Meres, in einem Rahmen, welcher die
Darstellun einfasst. gr. Fol.
Egs gibt Abdrücke ohne Rahmen.
5) La Sainte Familie, 5 Figuren. Nach N. Pou s
sin. 1825. gr. Fol.
(i) La Sainte Famille, 7 Figuren. Nach E delin ck g
Kupferstich von dem berühmten Bilde, welches
Rafael für Franz I. malte. 1838. Fol.
7) Die Sixtiuische Madonna. Nach der in Roman
befindlichen Kopie des Rafaelschen Bilde;
1826. Fol. max.
8) Das J esuskind, auf dem Kreuze schlafend. Nach
Guido Reni. 1822. qu. Fol.
9) Der hl. Bruno ertheilt seinen Mönchen das
Ordenskleid. Nach P. Lesueur. 1821. Fo1_
II. Mythologische, allegorisehe, histo-
rische etc. Darstellungen.
llßäärebus und die Nacht. Nach Girodet. 1825
o
11) Danae. Nach Dems. 1824. gr. Fol.
12) Dieselbe Komposition, kleiner. 1849. l4_
13) Erigorle. Nach Girodet. 1822. qu. F01,
14) Verlassene Ariadne. Nach D em s. 1822. qm
Fol.
lfÜäliumPg (ler- Venus. Nach P. Pr lldill on. 1852.
qu. (o.
16) Tanzende Liebesgötter. Kopie von M arc
Anton i o's Kupferstich nach Rafael. 1347
kl. qu. Fol.
17-18) Les Petits Devideurs. Nach P. P rud'h on
ligssPetits Eileurs. Nach Dems. Seitenstücke:
4 qu.
19) Entführung derPysche. Nach Dem s. 1824. FOL
20) Amor und Psyche. Nach Fr. G eratd. 1828,
gr. Fol.
21) Igers Fluss Skamander. Nach P. Lancrenom
1 2 gr. Fol.
22) Pan und Syrinx. Nach Girod et. 1825. kl. Fo1_
23) Aeskulap, von einer Ziege gesaugt, wird am
Berge Titthion von Hirten gefunden. Nach
Guillon Lethiäre. 1824. gr. qu. Fol. Seiten-
stiick zu Romulus und Remus, n. 43.
24) L'Etude guide Yessor du Genie. Nach P. Pr u 11'-
hon. 1846. Rund. Fol.
25) L'Amour et PAmitieS. Nach D eins. 1850. 4,
26) IJOde. Nach A. Galimard. 1846. kl. F01,
27-30) Frühling. 1827. Sommer. 1825. Herbst.
1826. Winter. 1827. Folge von vier Bll. nach
Dejuinne. Fol.
31) La Soif de Por. Nach P. Prud'hon. 1844. 4
32) La Volupte. Nach Dems. 1827. Fol.
33) Une Pensäe. Nach Dems. 1846. 4.