22 Jacques Androuet.
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anderen allein die Springbrunnen, in einem an- Art zu genügen: er lieferte Muster zu Thiiren
deren allein die Kamine, in einem anderen allein Fenstern, Karyatiden, Trophäen , Vasen, Kai
die königlichen Paläste, Residenzschlösscr und minen,Kartuschen,Groteskenund anderweitigen
andere derartige Baulichkeiten nach und nach Ausschmückungen der Zimmer, iläiuserfassaden
abgehandelt WGTÖGIN. und Gartenanlagen, nebst einer Menge von Zeien,
Hieraus erhellt; Androuct Ducerceau war da- nungen für Goldschmiede, Schlosser, Schreiner,
mals aus einem Baumeister ein Kupferstecher lilarkettirer, Damaszirer, Fliesenleger, Posa-
geworden, und hatte aus seiner neuen Kunst ein mentirer und andere feine Handwerker. Der
Gewerbe gemacht. Er. stand an der Spitze einer ganze Luxus und Reichthum des Dekorationg-
Kupferstecherwerkstatt, mit welcher natürlich und Schmuckwesens der völlig ausgebildeten
eine Kupferdruckerei verbunden war, und seine französischen Renaissance spiegelt sich in die_
erster?Gewerbsunternehmungen fanden so viel sen Blättern, die als Vorbilder einen entschie-
Beifall, dass er an die Herausgabe zahlreicher denen Einfluss auf die Ornamcntik der damaligen
auf sein ursprüngliches Kunstfach sich beziehen- Architektur und Kunstgewerbsamkeit in Franlß
der Kupferwcrke denken konnte. Er selbst bc- reich ällßiibteil-
trieb den Absatz seiner Verlagsartikel, die er im Androuet Ducerccau hinterliess als Kupfe1-_
In- und Auslands Buchhändlern und anderen ätzer eine sehr beträchtlicheAnzahlvonWerken
Geschäftsleuten in Auftrag gab, und bei deren Der Abt Michel von Marolles, einer der frühesten
Ausführung er sich vcrmuthlich der Hiilfsarbeit und namhaftesten Sammler von Kupferstichen
von Gesellen bediente. Sie gehören nicht immer sagt in seinem Katalog von 1666: der vDruek",
seiner eigenen Erfindung und Komposition an; welchen er von diesem Meister in seiner Samml
Italien,die Niederlande und Deutschland mussten lung habe , bestehein 4 Banden, die zusammen
unfreiwillig zu den Erzeugnissen seiner Ver- 1336 Stücke enthielten; gegenwärtig begreift das
lagshandlung beisteuern, und die eigentlichen Ducerceaifsehe vWerkc in der grossenBibliothek
Urheber hatten nicht einmal immer die karge zu Paris 2 grosse und 14 kleine Folianten. Einige
Befriedigung und Belohnung, dass sie als solche 'l'itelblätter seiner architektonischen Schriften
auf dem Titel namhaft gemacht wurden. und ein Paar von seinen grossen Radirungen
Ausser vielenKupferplatten für seine derBau- sind mit seinen voll ausgeschriebenen latinL
kunst gewidmeten Werke stach Androuet eine sirten Namen und Vornamen oder mit den Ann
ziemliche Anzahl mythologisch er Stücke, fangsbuchstaben dersclbenl. A. Dllbezeichnet-
meistens nach italienischen Originalen. Die nach ausserdem setzte er seinen Namen niemals ani-
dem Meister mit dem Würfel kopirtcn 32 Blätter seine Stücke, und hatte, so viel ich weiss, kein
der rGesehichtc der Psychew mildern die Strenge besonderes Zeichen, so dass sich in seine gesam-
der römischen Schule, ohne sie allzu sehr in's meltenWerkc manches ihm nurUntergeschobene
Manierirte und Aifcktirte ausarten zu lassen, eingemcngt hat. Alle Erzeugnisse seiner Radir-
und die 20 Stücke von der Folge der vGötter- nadel sind gegenwärtig in Frankreich von Samrn-
liebschaftenw, nach Caraglio, in der Art und lern und Kunstfreunden, zumal von Architekten
Weise der Zeichnung nicht so geschmackvoll und Künstlern verschiedener Dekorationsfachei-
und anmuthig, im Machwerk nicht so gediegen sehr gesucht und deshalb schwer zu finden, mal
und meisterhaft als die Originale, stellen sich mentlich in gutem Zustande. Am seltensten
doch durch die Sicherheit und. Festigkeit der trifft man sie in Buchform, weil die früheren Ben
Ausführungüber Kopien von gewöhnlicherSoi-te. sitzer die Bücher zerschnitten, um die Blätter
Man sieht den Duccrceamschen Blättern wol an, zu anderen in die Mappe zu legen oder bequemer
dass ihnen fremde Kupferstichc zu Grunde lie- zu praktischen Zwecken gebrauchen zu können
gen; doch ist die Treue und Aehnlichkeit nicht Seine Hauptstiicke, z. B. die Stadtpläne, waren
so gross, dass man sie sogleich beim ersten Blick überdies von einer ansehnlichen, den Vcrletzun-
auffallend finden sollte; sie sind stets franzö- gen besonders ausgesetztenGrösse, und manches
sirt, die Manier der Schule von Fontainebleau Exemplar, was noch hätte gerettet werden kön-
ist immer hervorstechend und wie ein dünner 11611, ging aus Unklmde Verloreniwßil die Schritte
Firniss über Alles verbreitet. Der Grabstiehel steller des Faches bisher den Ducerceaifschen
kommt dabei entweder gar nicht, oder nur spar- Radirungen keine erhebliche Aufmerksamkeit
sam in Anwendung; der Meister arbeitet durch- schenkten.
weg mit freier, leichter und fiüchtigerR Jirnadel, Von ihm gestochen.
verfallt jedoch nicht in wildes und nachlässiger;
skizzirem I. Figürliche Darstellungen.
Sgine Hanptstärke besteht in der 0 man, en_ 1;) Die Vcrmäluirg der hl. Jungfrau. Nach Pa 1--
tik, wo er eine ungewöhnliche Zierlichkeit, Komposition Vimmel" als iwam
Feinheit und Leichtigkeit an den Tag legt. Seine 21g Iilgiuin" 0136,11 aigeäuntiet Unten lmks i
Radirungen beschränken sich keineswegs auf äißiääkcxsäiSMIÄXQÄNSQÄ ' Anouynles
monumentale Omamentlk bel grösscrenund klei" 2] Die Geburt Christi: Links, "im Vcrdergrumlq
"grell Bauwerken? 31' Sucht" auch den Bediiff- eines verfallenen antiken Tempels, kniet Maria,
nissen seines Zeitalters auf mannigfaltige andere und verehrt anbetend das vor ihr auf Stroh