Volltext: Appiani [i. e. Andreas] - Domenico del Barbiere (Bd. 2)

Arnolfo di Cambio. 283 
des Langhairses getragene Kuppel wölben sollte. welche er angemessen fand, kein Raum; sie 
Eine Abbildung des Domes in einem Wandge- mochten ihm aber auch zu künstlich und klein- 
mälde der Capella degli Spagnuoli, welche um lieh erscheinen. Denn sein Bestreben war augen- 
1350 und mithin nach dem Modell des Meisters seheinlich viel mehr darauf gerichtet, durch Mas- 
ausgeführt sein muss, ergibt, dass er sich diese sen und Verhältnisse, als durch feine Durchfüh- 
Kuppel ziemlich Haeh und weit entfernt von der rung und Belebung des Einzelnen zu wirken; 
kühnen Bildung dachte, welche sie nachher durch er musste die Einfachheit der Details dem Reich- 
Brunelleschi erhielt. Indessen auch so würde thume selbständiger Gliederungen vorziehen. 
sie, in Verbindung mit den drei großen, nach So tief durchdacht aber der Plan, so kühn hhu 
der Mitte zu anstrebenden Conchen eine höchst meisterhaft die Ausführung, ist das aesthetische 
bedeutsame Gestaltung gegeben haben, wie Sie Resultat des Innenbaues keineswegs ein unbe- 
die italienische Kllilei; Ileeh nicht beSeeS. Der dingt befriedigendes. Die starre und einförmige 
Gedanke eines polygonen, von einer Kuppel ge- Bildung der Pfeiler und die weithin gedehnten 
deckten Zentralraumes war allerdings schon ein schmalen Gewölbe der Seitensehiffe machen den 
Paar Dezennien vorher am Dome von Siena ans- Eindruck des Schwerfälligen und Unbelebten, 
geführt, aber in höchst unbefriedigender, unor- der Mangel an anziehenden Details, der weite 
gßllieeher Weise, Während er erst hier in seiner Pfeilerabstand, die naheliegenden breiten und 
ganzen Bedeutung entwickelt erschien. Die Nei- hohen Seitenwände den des Leeren und Kalten. 
gnng Zil koieeßdien Veihiiitnineen, die Arlieiib Selbst die sinnreiche Ohoranlage, wo der freie 
schon an S- Creee geneigt hatte, war hier bei der achteekige Raum breiter ist als das Langhaus 
Hauptkirche der mächtigen Republik recht am und so die drei Schiffe desselben gleichsam wie 
Platze, und er unterliess nicht, sich ihr hinzu- in seinen Schooß aufnimmt, wirkt nicht; unbe- 
geben. Zwar durfte das Mittelsehin, da es schon dingt günstig; es fehlt ihm die bedeutsame Be- 
aus statischen Gründen mit Rücksicht auf die leuchtung, welche der Perspektive ein würdiges 
KhPPei iiherivdiht Werden musste, ilieht die 1111- Ziel bietet. Und dies würde, wenn die flache von 
geheure Breite erhditen, Wie bei dem Offenen Arnolfo projektirte Kuppel zur Ausführung. ge- 
Daehstuhle in der Kirche des Bettelordens. In- kommen wäre, schwerlich besser geworden sein; 
dessen blieb Arnelfe dlleil hier nur Wenig der sie würde wahrscheinlich noch weniger Licht 
runter und gab dein Mitteisehide ein hieß , Wie gegeben haben. Es gibt kaum einen kirchlichen 
es die größten Dome des Nordens nicht haben, Raum, der so wenig erhebend oder anregend 
von 53 Fuss im Lichten (etwa 60 zwischen den wirkt, und die sparsamen Denkmäler, welche 
Pfeilerkernen), was hier um so kühner ist, als sich auf den weiten Mauerflächen verlieren, be- 
er die PfeilerebSt-ände nicht wie dort Schmal, weisen, dass auch die Frömmigkeit der Floren- 
sondern der Mittelschiifbreite gleich machte, und tiner, trotz der traditionellen Bewunderung des 
die Gewölbe in einer Höhe von 133 Fuss unter Domes, sich hier nie einheimiseh gefunden hat. 
dem Schlusssteine, also fast ebenso hoch wie in sehr verschieden von diesem fast bis zur M0- 
den nehidnkntdn jener Dome, dnhrddhte- Die notonie ernsten Eindrucke des Innern ist dann 
Anerdnilng ist übrigens die Sdwdhniidhd der gd" die Erscheinung des Aeusseren. Sie beruht nam- 
thischen Kirchen Italiens; Pfeiler von möglichst lieh nach tgskanigchem Hgrkommen auf dem 
geringer Stärke (3112 Flleel in krenzförlniger G6" Wechsel dunkeln und hellen Marmors, der aber 
Stahl, niit gleichen Finster" auf allen Vier Seiten hier nicht wie sonst einfach in horizontalen Strei- 
iind init Pdiyädnfdriniäen Diensten in den Ecken, fen liegt, sondern zu einem Täfelwerk benutzt 
auf dem hohen, mit einfachem Blattwerk ver- ist, welchgg am Hauptkörper der Wand aus Bei- 
zierten Kdpitdid Obere Piidstdi dis Gdwdihtriiger, hen kleiner, verhiiltnissmässig hoher Rechtecke 
eckig Ptdiiiirte Scheidhögdn, in den Seitennehif" besteht, die sich zwischen horizontalen gesims- 
fen Zweitheiiige Fenster Vdn geringer Breite, je artigen Linien viermal über einander wieder- 
eineß itnf jedes dddh- kreisförmige Üheriidhter- holen. Dazwischen treten dann, diese regelmäs- 
Auffallend ist, dass Arnolfo die hölzerne Gale- 55g durchgeführten Muster unterbrechend, die 
rie, Weiche in S- Ordne der klösterlichen Ein" zweitheiligen Fenster und die Portale beide mit 
fadhheit und dem dünnen Ddehsthhie entsprach, gewundenen Säulchen und anderemibuntfarbi- 
dneh hier in dein Prnnhthdn Wiederholte, WO Sie gen Marmorschmuck, und endlich die durch eine 
niin über den Kdliitiiien der Oberen Piin-Ster den abweichende Ornainentationbezeichneten schwa- 
Gewölbansatz ganz unmotivirt horizontal durch- 6mm Strebepfeiler hervor. Allein auch an die- 
Sßhneidet- Aiidin dies entspricht ganz der itd- sen sind die Horizontallinien jener Muster be- 
iienißehen Denknngdweise, Weiche den Sehiine tont, so dass sie vorherrschen und sich mit der 
scharf von dem Nothwendigen, dem Bedürfnisse Vertikale der schlanken Fenster unangenehm 
Dienenden Sondert, iind sich nicht Sehent, dienen schneiden. Für manche Details dieses Marmor- 
unverhiillt an oder in unmittelbarer Nähe von schmuekes, z_ B_ für die barocken und überla- 
jenem zu Zdigen- Fiir Triierien, Weiehe in den denen Spitzgiebel über den Fenstern und zum 
nordischen Miinßtern denselben ZWeek eriiiiiien, Theil auch über den Portalen kann man Arnolfo 
aber zugleich dem Gebäude zur Zierde gereichen, nicht verantwortlich machen, da sie erst nach 
war hier bei der großen Höhe der Scheidbögen, seinem Tode ausgeführt sein können, wol aber 
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