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komachos und dem berühmten Aristides irgend werden: die berühmte Fürbitte der Frau des
welchen Familienzusammenhang anzunehmen. Intaphernes für ihren Bruder. Keiner dieser
Wenn aber Nikomachos einen Bruder Ariston, Versuche ist hinlänglich überzeugend, die Frage
Aristides einen Sohn desselben Namens hatte also als eine oüene zu behandeln. Sonst wird
(110; 111), so darf man vielleicht annehmen, dass nur noch berichtet, dass Polybius bei der Zer-
die beiden berühmten Künstler Brüder waren Störung Korintlfs durch Mummius unter anderen
uud Nikomachos einen seiner Sühne zu Ehren auf dem Boden herumgeworfenen Gemälden, auf
seines Bruders Aristides nannte. Dieser jüngere denen die Soldaten würfelten, auch den Bacchus
konnte sehr wol das Bildniss der Leontion ma- des Aristides gesehen habe. Als aber bei einer
len, welches dann durch einen leicht erklärliehen Versteigerung Attalus darauf 600,000 Denare
Irrthum dem beriihmteren beigelegt wurde. Auf (ungefähr die oben erwähnten 100 Talente) bot,
den Neffen passt dann auch die Bezeichnung als habe Mummius das Bild zurückbehalten und in
Pornograph (Polemo bei Athen. xIII. 567b), die den Cercstempel geweiht, wo es in der Zeit des
dem Wesen des Oheims durchaus widerspricht. Augustus mit dem Tempel verbrannte: Strabo
Ueber seine Werke berichtet Plinius 98-99; VIII. 381; Plin. 7, 126; 35, 24. Ein Werk des
nElIl Bild von ihm stellt eine Szene aus der Er- Aristides war vielleicht auch der von Polybius
oberung einer Stadt vor: ein Kind kriecht nach mit dem Bacchus zusammen erwähnte Herakles,
der Brust seiner Mutter heran, die an einer von Schmerz durch das Gewand der Deianira
Wunde im Sterben liegt; und man erkennt, wie gepeinigt.
die Mutter fühlt und fürchtet, dass das Kind, Die künstlerische Bedeutung des Aristides
wenn die Milch erstorben, Blut einsauge. Dieses eharakterisirt Plinius 35, 98 in wenigen nicht
Bild hatte Alexander der Grosse nach seiner Va- gut wörtlich zu übersetzenden Sätzen : is omnium
terstadt Pella weggeführt. Er malte ferner eine primus animum pinxit et sensus hominis expres-
Sehlacht mit den Persern und nahm in dieses sit, quae vocantgraeei ethe, item perturbationes,
Bild hundert Figuren auf, für deren jede er sich durior paulo in eoloribus. Da er 5. 122 unter den
von Mnason, dem Tyrannen von Elatea, zehn Erfindern der Enkaustik genannt wird, so kann
Minen ausbedungen hatte. Er malte auch ren- der Tadel einiger Härte der Farben bei ihm nicht
nende Viergespanne, einen Flehenden, dessen auf einer Vernachlässigung des Technischen be-
stimme man fast Zu hören glaubt, Jäger mit ruhen, sondern sie wird sich daraus erklären,
der Beute, Leontion, die Geliebte des Epikur, dass die koloristische Wirkung nicht auf Kosten
eine Ausruhende (anapauomenen propter fratris höherer geistiger Qualitäten bevorzugt, sondern
amoremi), ferner Bacchus und Artamenes, die ihnen vielmehr untergeordnet wurde. Dieses
man in Rom im Tempel der Ceres sah; einen geistige Wesen des Künstlers ist aber von einer
Tragöden und einen Knaben im Tempel des sehr bestimmten eigenthümlichen Art. Eine
Apollo, welches Bild seinen Reiz durch die Un- Sterbende, ein Flehender, eine Ruhende, Jäger,
kunde des Malers verlor, dem es der Prätor M. ein Tragöde, ein Greis, ein Kranker, ohne dass
Junius um die Zeit der apollinarischen Spiele eine bestimmte Persönlichkeit namhaft gemacht
zum Reinigen geschickt hatte. Im Tempel der würde, deuten darauf hin, dass es hier weniger
Fides auf dem Kapitol sah man das Bild eines auf den Stoff an sich, als auf die besondere Art
Greises mit der Leier, welcher einen Knaben der Auffassung des Stoffes ankam. Wenn nun
nnterweist. Er malte auch einen ohne Ende ge- auch bei Gegenständen dieser Art eine genre-
priesenen Kranken, und war so bedeutend in hafte Behandlung wol möglich wäre, so weist
seiner Kunst, dass König Attalus eines seiner doch bei Aristides nichts auf eine solche hin. Ja
Gemälde für hundertTalente gekauft haben sollß selbst eine vorwiegende Schärfe psychologischer
Als letztes unvollendetes, aber darum nicht we- Charakteristik, wie sie sich bei Parrhasios fin-
niger berühmtes Bild führt endlich Plinius an det, die von sorgfältigster Beobachtung einzel-
anderer Stelle (35, 145) ein Bild der Iris an. In ner feiner und charakteristischer Ziige ausgeht,
diesem Berichte haben die Worte propter fratris tritt bei Aristides nirgends in den Vordergrund.
amorem und das als Artamenes bezeichnete Bild Seine Kunst wendet sich an unser Gefühl, er
vielfachen Anstoss erregt, den man durch Um- schildert das Leben der Seele in ihren zartesten
stellung der ersteren Worte zu beseitigen ver- und ruhigsten Stimmungen, aber auch in ihren
sucht hat. Dilthey wollte in einer artomene ob tiefsten pathetischen Erregungen. Am erschüt-
fratris amorem die wegen der frevelhaften Liebe terndsten scheint dies in dem Bilde der sterben-
zu ihrem eigenen Bruder sieh erhängende den Mutter geschehen zu sein, das man sehr mit
Byblis, Urliehs in Artamenes den auch Artaba- Unrecht als eine Episode eines grösseren Gemäl-
zanes genannten älteren Bruder des Xerxes er- des, etwa einer Iliupersis, hat hinstellen wollen.
kennen, der als vor der Thronbesteigung des Die Grösse desselben liegt gerade in seiner Be-
Darius geboren in der Rathsversammlung als schränkung, die uns einen grossen historischen
nicht suecessionsfähig erklärt werde. Hierzu Hintergrund, die Verwüstung einer Stadt, nicht
sollte durch die Verbindung von: supplieantem ausführlich in allen ihren Greueln vor Augen
paene cum voeß mit den Worten propter fratris stellt, sondern aus einer einzigen Thatsaehe ah-
amorem sogar noch ein Gegenstück gefunden nen lässt, dagegen aber für diese einzige That-