Volltext: Appiani [i. e. Andreas] - Domenico del Barbiere (Bd. 2)

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Öesare Aretusi. 
Gregor in der Kirche der Madonna del Barra- riibcr, er sprach- von der Narrheit und übel an- 
cano. Mit dem zuletzt genannten Bilde, dessen gebrachten Erregung junger Leute, die keine 
Zeichnung angeblich von Fontana ist, übertraf Ahnung von hötischer Sitte hätten. Er selber 
Cesare den Federigo Zuccheri, welcher vor ihm verstand sich allerdings vortrefflich aufdiesc. Die 
den Auftrag erhalten, aber nicht nach Wunsch Fürsten gewann er durch ihre Hoiieute und die 
ausgeführt hatte. Die Geburt der Maria in S. Hofleute dadurch, dass er ihnen kleine Madonnen- 
Afra zu Brescia ist nach Sala eine Kopie, welche bilder verehrte, oder dass er ihre Damen, wenn 
Pier Maria Bagnadore nach Cesares Original zu nicht sie selber, porträtirte. Stolz auf sein eige- 
S. Giovanni in Monte gefertigt hat. Von den nes Herkommen, vermälte er sich mit Signel-a, 
zalreichen Porträts des Meisters werden nur Lucia aus dem edlen Geschlechte Barbieri. Er 
wenige namhaft gemacht. Tiraboschi erwähnt wusste sich aristokratiseh zu kleiden und zu- 
diejenigen der Kardinäle Cristoforo und Lodo- gleich durch feines Benehmen und gewandte 
vico Madrucci, welche seiner Zeit in der Galerie Unterhaltung zu glänzen. Kühn und rücksichts- 
des Marchese Filippo Hercolani zu Bologna wa- los, anmaßend und herausfordernd von Natur, 
ren, und Affö führt gelegentlich ein Porträt der hat er sich in Hofkreisen doch nur ein Oillziggg 
Maddalena Comazana Malaspina an. Mal durch seine Eitelkeit zu ungeschickten und 
Im J, 1586 befand sich Cesere in Pei-ma bedenklichen Schritten verleiten lassen. 
und kopirte die Schöpfungen Correggids. Vor- Fürsten und Fürstiilildn, Kavaliere und Damen 
züglich gelang die Nachbildung der "Nachts für liessen sich gern von ihm malen. Au seinen 
S. Giovanni, die dann Tiraboschi in der Kirche Porträts rühmte man die zaubcrische Farbe 
S. Barnaba in Mantova wieder zu finden glaubte. Correggids und die Würdeimlle Haltung der 
J. Meyer hält aber die Identität für fraglich. Carracci. Dcr Herzog Ranuccio von Parma er- 
EineKopie derhLKatharina in derNonnenkirche nannte ihn zu seinem H0fma1er_ Der Herzog 
S. Antonio in Parma finde ich nur bei Malvasia Alfonso [1_ von Ferrara lud ihn in seine Residenz 
erwähnt. Auch nach Parmegiano hat er gemalt, ein und bestellte bei ihm eine Anzal Miniatur- 
und eine Kopie irach dessen Madonna del collo bilde,- von Damen: aber m. sollte sie heimlich 
lnnge befand sieh um 1630 in der Semmhlng und gleichsam aus dem Verstecke porträtiren, 
des Palazzo del Giardino zu Panna. Die Bene- jedenfalls mit Niemand davon spreehen- Da War 
diktiner von S. Giovanni, von Cesare's Talent es, dass der Künstler durch seine Eitelkeit zur 
sehr befriedigt, übertrugen ihm am 12. Aug. die lndißkfßiidn Vßrfiillit Wiirde- Der iidizdg be- 
Kopie der Fresken Oorreggids für die neu zu schied ihn zu sich, zerriss vor seinen Augen alle 
errichtende Tribüne ihrer Kirche. Dem Ver- empfangenen Porträts nnd bßinl ihnl, binnen 
trage gemäss sollte er mit allem Fleiss die ge- zwei Tagen Stadt und Hof für immer zu verlas- 
krönte Maria und Christus kopiren , ebenso den Sen- Gegen Sdllliniineie Uniiill iliiiie Aieilißi an 
Architrav, Karnies und Fries und alles zusam- Seinem Hilizdg Von Piiimii Sicherlich einen Schlitz 
men auf die neue Kirche überführen und über- gdinnddn- Abel Selbst in Feiiaid Veizieli man 
tragen. Diese Mittheilung des Tiraboschi ergänzt illin- im NOV- 1606 Willi 61' in Mddend, um dort die 
Aifo durch die Notiz, dass im Vertrag auch die Bildnisse der Piinzen und Prinzessinnen anzü- 
Rgde war V01] einem gayzgne ehe pl-epaferä, i fertigen. TiIßbOSGlli hieltdas POflIPätAlf0IlS0iSII_ 
cartoni. Denn die Fresken mussten zuerst auf in der Sliiegdikil-ininei z" Mddeilil iiir eine Aibeit 
Kartons übertragen werden, so dass also die Ko- Afeinsiis- Es Stellt den Herzog in gdnzdi Figur 
pirarbeit eine doppelte war. Nach Malvasia hätte nlii Pelzvdrbiiiintein Mantel dal" Nach del" All- 
nun Aretusi dieses Geschäft langweilig gefunden gäbe Oreitiis Starb Aieiiisi iin Jaili iiii2- 
und es auch den Benediktiner-n durchaus nicht Gniildndi illeili uns inii, dass 91' Zn Bdldänil in 
verhehlt. Für die erste Nachbildung, habe er ge- der Päiffddlliß S- Tdinninnn am Mailiie wohnte. 
änssert, wären auch Schüler gut genug. War damit Bei demselben Schriftsteller finden wir auch-sein 
die Durchpausung der Originale gemeint, so hatte Testament Hidrndßh machte 81' Seinen Neiiien 
er entschieden Recht. Nun aber sind Theile von Pellegrino Aretusi oder eventuell dessen Bruder 
vollkommen ausgeführten Kartons vorhanden, Gaspiiro zu seinem Haupterben. Legate ver- 
welche keine geringeren Maler als Agostino und machte er seinen drei Nichten Guglielmini (jeder 
Annibale Carracci zu Stande brachten. Aller- 590 Sßlldi) SOWiG Seinem Binder, dein Knndiiikus 
dings waren sie 1586 noch keineswegs die be- Giovanni Maria. Seiner verwitweten Schwester 
riihmten Männer, die sie nachmals erst wurden. Cdiefina iesiifiß 91' den Niessbmiidli einen Land- 
Allein es widerstrebte schon Lanzi, diese beiden gutes, genannt il ginndß, das an dem Oiie 08-88. 
Künstler für die "Garzoniirhinzunehmen. Gleich- illieva in der Commune S. Maria della Viola lag. 
woisteht es fest, dass esihre Kartons waren, nach Die Gemälde, die Sieh daßelbst befanden, sollte 
denen die Kopie der Fresken gemacht worden ist. sie jedoch auf keinen Fell Verkaufen- 
Nach Malvasia waren die Carracci mit dem Gang Lanzi berichtet, dass die Maler Felice Pas- 
derSache wenig zufrieden. Sie merkten, dass Ce- qualini, Giulio Morina und Lorenzo Sabbatini 
sare nicht nur den besten Gewinn, sondern auch bei ihren Arbeiten mannigfache Hiilfe von Cesare 
alle Ehre für sich in Anspruch nahm, und fingen erfuhren, und cr wagt sogar die Vermutung, 
au zu murreu und zu klagen. Cesare spottetcda- dass manches Bild von Sabbatiui wenigstens
	        
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