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glücklichen Nacheifcrer des Pietro Santi Bartoli ;
seine Art zu radiren hat in der That viel Aehn-
liches mit derjenigen dieses Meisters, und beide
können Kupferstecherlchrlinge in derselben
Werkstatt gewesen sein, allein P. Aquila ent-
wickelt eine grössere Virtuosität in der Führung
der Radirnadel und bringt es mit diesem Instru-
ment allein zu einer Kraft und Genauigkeit,
welche Pietro Santi Bartoli nur durch Beimi-
sehung von Grabstichel- und trockener Nadel-
arbeit erreichte. Er zeichnete meisterlich in der
derben, handfesten Manier seines Zeitalters und
wählte Malerwerke von grossem Umfang zu sei-
nen Aufgaben, fiir welche, wie aus den Auf-
schriften auf seinen Stichen erhellt, die Zeich-
nungen von ihm selbst nach den Originalgemäl-
den verfertigt wurden. Wenn er sich mit Ra-
fael's Werken befasste, leistete er eben nichts
Vorzügliches, weil ihn dabei mehr seine eigene
Gefühlsweise als die genaue Untersuchung des
Vorbildes leitet, in dessen edle Reinheit und
Einfachheit er sich nicht hineiniinden konnte.
Das _v0n ihm nach diesem Meister ausgeführte
grosse Blatt der Konstantinsschlaeht ist immer-
hin ein höchst achtungswcrther Beweis seiner
Geschicklichkeit im zarten und zugleich-kräfti-
gen Radiren; allein seine gelungensten Blätter
sind unstreitig diejenigen, welche er nach Ann.
Garracci, C.Maratti, P. Berrettini, G. Lanfraneo
u. s. w. verfertigte. Diese Meister verursachten
ihm keine Schwierigkeit im Nachkommen und
Nachempiinden; ihre Art zu fühlen und zu zeich-
neu stimmte vollkommen überein mit der seini-
gen, und er hatte dabei so zu sagen nur sich
selbst nachzuschreiben. Er radirte mit vieler
Freiheit, Sicherheit und Leichtigkeit. Die Striche
sind frei geschwungen; die Schrafürungen folgen
den Formen der Muskeln und den Falten der
Drapericn, sind enge, ungleich je nach Art der
verschiedenen Gegenstände, und an den dunkeln
Stellen mit zwei oder drei, selten mit vier Strich-
lagen über einander bewirkt, aber ordentlich
angelegt und frei ausgeführt. Die Schatten sind
mit Punkten und Strichelehen vertrieben oder,
wie man in der alten Kunstsprache sagte, ver-
schummert. Wenn P. Aquila auf solche Weise
das harmonische Verlaufen der Schatten gegen
das Licht glücklich bewirkte, so gelang es ihm
dagegen nicht Gesammtwirkung in seine Stiche
hineinzubringen, weil er seine Lichter ungebühr-
lich zerstreute und durch diesen Mangel an Run-
dung und konzentrirter Beleuchtung seinen Blät-
tern ein flaches, haltungsloses Aussehen gab.
Seine behende, geistreiche und leichte, weder
allzu ausführliche noch allzu skizzenhafte Art
zu radiren kann man besonders beurtheilen aus,
der Folge von acht Blättern nach Lanfrancds
Deckengemälde in der Villa Borghese zu Rom,
welches die Götterversanlmlung auf dem Olymp
darstellt. P. Aquila entwickelte seine ganze
Kunstfertigkeit in dieser Arbeit, die zu seinen
besten Leistungen gehört. Alle seine Werke he-
zeugen gründliche Kenntnisse. Die Extremitäten
seiner Figuren sind durchweg von gutem Ver-
hältniss, die Köpfe ausdrucksvoll und die Cha-
raktere treu beibehalten, aber die Umrisse an
den lichten Stellen und im Faltensehlage der
Gewänder oft zu hart. Seine Blätter haben mei-
stens den ganz ausgeschriebenen Namen: Pietro
Aquila seulp., Petrus Aquila delin. et ineidit;
bisweilen ist er folgendermassen abgekürzt:
P- Aq-, P. Aqa. sculp., Pet. Aqa. delin. et f.;
nur einmal, so viel ich weiss, finden sieh die An-
fangsbuchstaben des Tauf- und Familiennamens
verbunden .
s. L an zi , Storia Pittorica. II. 288. Hei-
n eken, Dict. Huber und Rost, Handbuch
für Kunstliebhaber. IV. 109. Le Blaue,
Manuel.
A. Blätter von seiner eigenen Erfindung.
l] Die Anbetung der Könige. F01.
2) Die kleine Flucht nach Aegypten, wo die Ma-
ria, mit dem Kindc in ihren Armen, auf dem
Esel sitzt, welchen Joseph am Zügel führt; zwei
Essvorrath tragende kleine Engel gehen vorauf.
qu. 4.
3] Die grosse Flucht nach Aegypten, wo Joseph
Datteln pflückt; drei kleine Engel flattern in der
Luft. Fol.
4] Hl. Familie. Maria hat neben sich den hl. Jo-
seph und auf ihrem Schoosse das Christuskind,
das mit der Hand nach dem Kreuze greift, wel-
ches der kleine Johannes hält, und dieser küsst
ihm die Füsse. Maria und Joseph sind Halbfi-
guren. Bezeichnet: D. Pietro Aquila f. 4.
Dieses B1. hat keine andere Aufschrift, als
die eben angeführte: man ilndet oft angegeben,
dass es nach G. Maratti radirt sei; allein das ist
keineswegs gewiss. P. Aqnila war nicht bloss
Kupferätzer; er zeichnete rund malte, und kann
sehr wol dieses B1. nach seiner eigenen Erfin-
dung ausgeführt haben. Ich für mein Thcil
zweifle nicht daran.
5) Diana mit ihren Nymphen im Bade von Aktäon
überrascht; Komposition von fünf Figuren. Im
Vordergrunde, unten in der Ecke links: P- Aq-
kl. qu. F01.
(i) Eine weibliche Figur, im Vordergrunde einer
Landschaft neben einem Baum sitzend; sie
stützt die linke Hand auf einen Stein, der ihr
als Sessel dient, und hält in der andern Hand
einen Apfel. 8.
I. Unten links das Zeichen: R
II. Unten links folgende Inschrift: Pietm
Aquila inventor et fecit.
7) Ein bärtiger Mannskopf, 3f4rechts. Unterschrift:
Pietro Aquela inventor et fecit. 8.
8) Die Bildnisse der römischen Kaiser, nach den im
Münzkabinet der Königin Christine von Schwe-
den beiindlichen antiken Medaillen gezeich-
net und chronologisch geordnet, von Julius Gä-
sar bis auf Kaiser Leopold I. Romae anno Sa].
MDCLXXXI. Cura et snniptibus I0. Jacobi de
Rnbuis. 160 Medaillnns auf 14 Platten. gr. Fol.