Volltext: Appiani [i. e. Andreas] - Domenico del Barbiere (Bd. 2)

 Andräwli. 
su-io in derselben Kirche, welcher mit dem vor- keine neue Art der Thon-Ornamentation, welche 
genannten abgetragen wurde, durch die franzö- A. erfand, sondern eine schon vorhandene hat 
sischcn Kriege über die Alpen u. 1835 in's Städef er zur höchsten Vollendung gebracht. 
sehe Institut zu Frankfurt afM. gelangte. Pas- Die mit seinem Zeichen versehenen Geschirre, 
savant (im Verzeichn. des St. Inst. 1844, p. 127) welche im Email und in der Glasur der feinsten 
beschreibt das Werk als eine herrliche Kompo- Pate tendre von Sevres nichts nachgeben, zeich- 
sition. In drei architektonischen Abtheilungen nen sich durch den strahlenden Schimmer der 
sieht man die von Engeln gekrönte Madonna del Metalltinten, reiches Kolorit in Goldgelb, Blau 
popolo mit dem Schutzmantel, oben Gott Vater, und Rubinroth aus, während über das Ganze die 
am Sockel Christus im Grabe stehend mit Hei- Refiexe der Metalltöne ein zartes Irisiren wie 
ligen; das Ganze eine Menge von Figuren. In bei der Mezzomajolika und an maurischenThon- 
demselben J  1513, fertigte er den Hoehaltar in arbeiten verbreiten. Im J  1541 war A. zu voller 
der Osservantenkirche bei Bevagna, und wahr- Meistcrschaftin dieser die Fabrik Gubbiobezeich- 
scheinlich damals auch die sechs ganz im Rune nenden Dekorationsweise gelangt; Zeugnisse 
den gearbeiteten Engel für die Portiuncula-Iäa- dafür sind ein Drageoir im Besitz des Mr. Jar- 
pelle in Assisi, und eine Madonna in Basrelicf ves und ein anderes bei Baron Alfons v. Roth- 
für dieMonacclliinGubbioWenigstensistzu ver- sehild, welches einen behelmten Kopf, Trophäen 
muthen, dass diese nach Donatello in Basrelicf und Grottesken mit der Inschrift: memento mori 
ausgeführte und nach Art der Robbia-Waaren zeigt. 
gezierte Madonnamit dem KindeAndreolfsWerk Die nenesien Untersuchungen haben An- 
ist; sie muss um 1513 entstanden sein und hat di-eeiys Antheii an den iinn zngenein-iebenen 
die ersten 591mm 5911191" Neigung, metallisch Werken zum Theil unsicher gemacht. Es ist 
schillernde Färben und Glasuren anzuwenden, kein Zweifel mehr, dass die zahlreichen, mit 
was späterhin seine berühmte Kunstfertigkcit seinem Zeienen versehenen Stiieke von man- 
werden Sfällte- Eine Seiner VQ-Sßll Von de!" Form cherlei Händen herrühren, dass Majoliken von 
der spitz zulaufenden, antiken Rhyton, stimmt Ui-bine, (jnetei Dninnte n_ eh Q_ mit der fer- 
in den Metalltönen mit dem sanften Gold und einen Benininng in nein Atelier gesendet wnr- 
Rubinreiiex dieses Reliefs. Köpfe und alles den, nin hier erst mit den beliebt gewerde- 
Nackte lässt A. zuweilen ohne Glasurdecke, um nen Metniitönen nnngestnitet zu werden so iin_ 
den Ton des Fleisches mehr naturwahr heraus- den sieh gewiss Arbeiten des Xnngn nniei- den 
zubringßn- monogrammirten des Andreoli. Dieser von Ro- 
Um 1525 verlor sich in Italien die Vorliebe für binson vertretenen Ansicht ist neuestens A. Dar- 
die Robbia-Waare und wich der Anwendung cel beigetreten mit der Bemerkung, dass die 
kostbarer Materialien bei Altären etc.; doch grosse Anzahl von Gefässen, welche diesen Me- 
scheint A. schon um das J  1518 diese Thätig- tallschimmer besitzen, uns zwingt verschiedene 
keit beschlossen zu haben und in eine neue Lauf- Urheber anzunehmen, A. aber an ihrerVerzierung 
bahn eingetreten zu sein. Den Namen Bildhauer, mit Metallfarben allein schon reichliche Beschäf- 
wclcher ihm manchmal verliehen wird, verdient tigunghatteSo hat die noch zunennende Schüssel 
er nur insoweit, als man gewöhnlich schlechthin mitdemParisurtheil alterthümlichen Charakter in 
alle Robbia darunter zählt, als Modelleur von der Zeichnung neben der neuen Zierde des Me- 
Reliefs. Auf seinem neuen Felde lasst sich An- tallliistre, und in dem Tone des letzteren ist auch 
dreoli's Wirken bis 1541 verfolgen. Er wandte Andreolfs Zeichen rückwärts angebracht. Eine 
sich der Dekoration der im 16. J ahrh. mit hoher cuppa amatoria im Besitz des Grafen d'Amaille 
Kunst vervollkommneten Fayencegeschirre zu hat das Zeichen in gelbem Reüexton und das N 
und wurde der hervorragendste Meister der des Sohnes Vicenzo (s. d.)in rubinschimmernder 
Schule von Gubbio. Die gewöhnlichen Anga- Farbe, ein Beweis, dass lediglich das Anbringen 
ben: er sei der Erfinder der Majoliken von Gub- des Lüstre's bei diesem Stücke zwei Hände be- 
bio, er habe zuerst das Rubinroth sowie die schaftigte und von der Malerei unabhängig war. 
irisirenden Metallfarben auf Thongefässen ange- Nach Marryafs Meinung wäre das eigenthüm- 
bracht, sind jedoch so haltlos wie die meisten liche Rubinlüstre der Industrie von Pesaro ent- 
Nachrichten von den versten Erfiudernw in der lehnt; in der Brillanz seiner Farben aber ist A. 
Kunstgeschichte. Auch hier gingen minder ent- unübertroffen, so dass die Sage von Geheim- 
wickelte Vorstufen voraus; wie auch an gleich- mitteln, deren Kenntniss der Meister mit in's 
zeitigen Werken anderer Meister sich ähnliche Grab genommen haben soll, erklärlich wird. 
Bestrcbungenzeigen. RobinsonümKatalogderan Dem Majolikenstil Pesards scheint insbesondere 
Werken Andreolfs reichen Sammlung Soulages) seine Gold- und Silberfarbe, sowie das glänzende 
hat dargethan , dass Andreoli das schimmernde Kupferroth nachgeahmt zu sein.  Umrisse und 
Rubinroth und den sprühenden Goldton seiner Zeichnung sind oft hart und namentlich in der 
Gefasse bei einem älteren Künstler erlernte, des- ersten Periode linkisch.  Die Ornamentation 
sen Nachfolger in Werkstatt und Geschäft er der meist goldgelben oder en grisaille ausge- 
geworden war; daher auch die Arbeiten beider führten Ränder der Teller mit ihren Trophäen, 
grosse Verwandtschaft bekunden. Es war also Füllhörnern, Vasen, Blattwerkschnörkeln und
	        
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