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Andreasi. Ippolito Andreasi (auch An-
dreasino genannt), Maler zu Mantua in der
zweiten Hälfte des I6. Jahrh, der seiner Zeit
eine gewisse Bedeutung gehabt hat, aber sei-
nen Werken naeh, von denen sich beglaubigte
nur in lllantua finden, zweijedoeh im Louvre
zu Paris ihm mit Wahrscheinlichkeit zuge-
schrieben werden können, gegenwärtig wenig
gekannt ist. Er war nicht, wie sich öfters
(auch von Lanzi) angegeben findet, Schüler
des Giulio Romano, da er nicht einmal ge-
boren war, als dieser Meister starb; das Sterbe-
register von Mantua berichtet, dass er am
5. Juni 1608 sechzig Jahre alt aus dem Leben
schied (und zwar eines gewaltsamen Todes: nvon
vielen Wundens), also um 1548 geb. war. Schon I
ein Giovanni Andreasi, vermuthlich sein Ur-
grossvater, kommt um 1428 zu Mantua als Maler
vor. Der erste Lehrer des Ippolito war (nach
Carlo d'Arc0) Lorenzo Costa, der J iingere; doch
wandte er sich später der Manier des Francesco
Mazzola (Parmigianino) zu. Er soll zu Mantua
viel in Oel und Fresko gemalt haben; nurWeni-
ges hat sich erhalten. Darin erweist er sich als
einen gewandten Meister, tüchtig in der Form,
anmuthig und harmonisch im Kolorit; doch hat
er natürlich zugleich die Mängel der Manieristen
seiner Zeit. Solche Züge hat das noch erhaltene
Altarbild in S. Andrea zu Mantua in der
dritten Kapelle links: Die Verkündigung in zwei
Abtheilungen. Man erkennt in der Manier noch
eine gewisse Tüchtigkeit, und die Madonna ist
im Ausdruck noch recht anmuthig. Auch die
Fresken in der zweiten Kapelle rechts, Geburt
Maria und Verkündigung (sehr verdorben),
möchte Susani (s. Literatur) dem Andreasinol
zuschreiben; doch sind sie offenbar aus der
Schule Giulio Romamfs, und daher nicht von
unserem Meister. Dagegen ist von ihm noch ein
Bild in der Kirche S. Barbara: die hl. Mag-
dalena, welche dem Heiland die Füsse wäscht.
Von ihm ferner, gemalt in Gemeinschaft mit
Teodoro Ghigi, einem Schüler des Giulio, sollen
die Fresken im Chor der Kathedrale von
Mantua sein, welche die beiden in Mantua von
Papst Alexander II. im J. 1067 und von Pius II.
im J. 1459 abgehaltenen Konzilien darstellen,
sowie die Fresken in der grossen Kapelle der
Madonna Incoronata in derselben Kirche.
Auch in dem Palazzo del Te , wo Giulio R0-
mano seine Meisterwerke geschaffen, hat A. ge-
arbeitet. Er selbst meldet in einem Briefe von
1587 , dass er damals beauftragt war, den Sieg
des Francesco Gonzaga am Taro im J 1495 zu
malen. Das Bild kam ohne Zweifel zu Stande;
doch hat sich Nichts davon erhalten.
Neuerdings wird dem Meister wol mit Recht
im Louvre zu Paris eine hl. Familie von En-
geln bedient (kleine Fig.) beigemessen, die früher
ganz sinnlos den Namen Ingegno trug, Das Bild
ist in älteren Verzeichnissen einem Maler Namens
Andrea Azio zugetheilt, welche Benennung um
so eher auf Andreasi hinzudeutcn scheint, al
Zani unter den verschiedenen Lesarten seine
Namens auch Andreatio anführt. Das anmuthigi
kleine Gemälde zeigt im Kolorit einen Nachfol
ger des Parmigiano, in den" Bewegungen dei
Einfluss Giulio Romands, in der Elisabeth da
Studium Mantegnafs: Züge; welche deutlich au
unseren zu Mantua gebildeten Meister hinwei
sen (s. Stiche N0. 4 und 5). Auch die noch er
haltenen Gemälde zu Mantua zeigen in ihre
anmuthigen Bewegtheit und Frische des Kolorit
ganz ähnliche Ziige. Mündler schreibt den
Meister im Louvre noch ein zweites Bild zu
eine hl. Familie (kleine Fig.), das dort als Par
migiano bezeichnet ist; es zeigt in der That fas
dieselben Eigenschaften, und es scheint berech
tigt, wenn das eine Bild, auch das andere den
Andreasi zuzuschreiben (s. Stiche No. 6 9)
Beide Werke aber bezeugen, dass A. unter dei
Malern der Nachblüte eine bernerkenswerthi
Stelle einnimmt.
s. Oadioli, Descrizione delle Pitture etc. d
Mantova. Mantova 1763. pp. 14. 23. 53.
Mariette, Abecedario. Susani, Nuov
Prospetto etc. di Mantova. Mantova 1818. pp. 7
9. 26. 120. 132. Codde, Memorie Biogra
tlche. Mantova 1837. Carlo d'Arco, Dell
Arti e degli Arteüci di Mantova. I. 79. II. 145
243. 244. 251. Gualau cli , Memorie Origi
nali Italiane etc. S. III. 3. Mündler, Esse
d'une analyse critiqne etc. pp. 225-227.
i
Nach ihm gestochen:
1) David die Harfe spielend. Hipp. Andreasiu
inuen. Franc. Villamena fec. Ph. Thc
massinus exc. Romae 1603. s. gr. Fol.
2) Dass. Gest. von J. Briot. gr. Fol.
3) Verkündigung. Maria kniet in einer Säulen
halle; oben Engelsglorie. Vielleicht nach der
Bilde in S. Andrea zu Mantua. Hipp. Andrea
sius innen. Franc. Villamena fec. Ph. Tho
massinus exc. 1598. s. gr. Fol.
4) Hl. Familie, von Engeln bedient. Nach der
Bilde im Louvre. Gest. unter dem Name
des Andrea Luigi gen. Ingegno von Nir
Tardi eu , in: Crozat, ReoueildEstampee
Fol.
5) Dass. Rad. von Chataigixer, unter der
Namen des Parmigiano. Im Musee Filhol. gr. E
6) Hl. Familie: die sitzende Jungfrau hält a1
ihren Knien das Kind; dieses umarmt de
kleinen Johannes, der auf die Wiege ge
klettert ist. Hinter der Jungfrau zur Recl
ten die hh. Joseph und Elisabeth. Nac
dem Bilde im Louvre, dort Parmigian
bez. , aber wahrscheinlich von Andreas
Gest. von Abr. Bloemart. Fol.
7) Dass. Ebenso. Anonym. Fol.
8) Dass. Ebenso. Im Musee Filhol. gr. 8.
9) Dass. Ebenso. In Umriss gest. in: Lan
don , Choix de Tableaux etc. 8.
s. Heineken, Dict. -Katalog Winckler.
i. W. Schmidt.
Andrejanow. Zwei russische Heiligenbild
maler: lwan undPhilipp Andrejanow. Si