Anthemios.
Er löste dieselbe, indem er über dem mittleren im 5. Jahrh. gegangen, jedoch ohne Anweiulung
Theil des Hauptschides eine sphärische Kuppel des Pcndentifs, indem 01' die Klläelütlchi? der
auftührte, der er, um dennoch ein längliches Kuppel von den Wänden des Unterbaues durch-
Schiff zu erhalten, vorn und hinten je eine nie- setzen liess. Eine neue Art der Verbindung;
drigere Halbkuppel verlegte. Die beiden Seiten- eines Kuppelbaues mit quadratem Grundriss
schiffe wurden von starken Strebemauern (lurch- haben wir in den Trümmern der Kathedrale von
setzt und die dadurch gebildeten Abtheilungen Bostra, jetzt Bosrah im IIauran, die lantInscln-ift
mit kleineren Kuppeln bedeckt. Die Kuppel- 505 gebaut ist, kennen gelernt. Es ist ein eigent-
gewölbe ruhten auf mächtigen durch weite licher Rundbau mit vier Nischen in ilen Ecken
Bogen verbundenen Pfeilern, welche quadratische der quadratischen Einfassung. Er kann jedoch
Räume eiuschlossen. nur eine hölzerne Kuppel getragen haben. Okto_
So kam ein Bau zu Stande, der nicht allein an gone Kirchen mit Kuppelgewölben laamen in
sich durch Grösse, Schönheit und Originalität Asien vor, seitdem Konstantin der GTOSSOdII der
ausgezeichnet ist und stets neben den hervorra- grossen Kirche von Antiochia, dem Dominicuu,
gendsten Werken der Baukunst genannt werden aureuni, ein viel gepriesenes Vorbild aulgcstellt,
muss, sondern ausserdem für die geschichtliche hatte. Diese Oktogone hatten in der Regel einen
Entwicklung dieserKunst die grösste Bedeutung ebenfalls achteekigen Umgang. Justinian aber
(erlangt hat. Denn die Sophienkirehe ist zunächst verband wahrscheinlich schon vor dem Bau der
das Vorbild für den Kirchenbau der Neu-Grie- Sophienkirche in der Kirche S. Sergius und
chen und ihrer Glaubensgenossen geworden, Bacchus, jetzt als Moschee unter dem Namen
obwol die späteren Bauten derselben in sehr Kutsehuk Aja Sofia, der kleinen SOplliel1klrOhe_
viel kleineren Dimensionen ausgeführt wurden bekannt, den Oktogonbau mit einem (iuadraten
und; im Einzelnen manche Abweichungen crlit- Umbau, aus dessen Mitte die Kuppel hervorragt
ten. Dann hat aber auch der durch den Bau des Die unmittelbarste Vorbereitung zu der Ihm-
Anthemios begründete neugriechischc oderby- struktion des Anthemios boten jedoch wahr-
zantini sehe Baustil seinen mittelbaren Ein- schcinlich die sassanidischen Palastbailtrn dar,
Iiuss Weiter erstreckt. Die Eigenthümliehkeiten da wir in den Ruinen von Firuz-Abail- und Sap-
der muhammedanischen Bauten sind grössten- bistan eine verwandteKonstruktion von Kuppeln
theils aus ihm hervorgegangen, und im christ- über Quadraten Räumen vorfinden, die so eigen-
liehen Abendlandc ist der Gewölbebau unleugbar thümlich gekünstelt ist, dass man sie nur als
durch byzantinische Vorbilder angeregt und sind erste Versuche zur Lösung der Aufgabe betraeh-
einzelne byzantinische Bauformen, wie namcnt- ten kann. Der Name des Distrikts Firuz-Abad,
lieh das Würfelkapitell, von solchen entlehnt in dem sie liegen, scheint die Vermuthung zu
worden. Noch in der Blütezeit der Renaissance rechtfertigen, dass diese Paläste der Zeit des
haben mehrfach abendländische Kirehenbauten
eine direkte Anwendung von der byzantinischen In dem Bau des Anthemios ist aber zuerst die
Kuppelkonstruktion gemacht. Indessen fehlt es Konstruktion des Pendentifs vollständig ausge-
allerdings an direkten Nachrichten, durch welche bildet, so dass sie für alle Zeiten maßgebend
eine bewusste Benutzung byzantinischer Vor- blieb, wenn es darauf ankam, den wirklichen
bildcr durch abendländische Baumeister beglau- Kuppelbau bei Quadraten Bauanlagen anzu-
bigt werden könnte. wenden.
Neu war bei dem Bau der Sophienkirche die In Verbindung mit dieser Konstruktion steht
Konstruktion des Verbindungsgliedes, welches "mm eine völlig {laue Gestaltung. aller Detaih
den Uebergaug von den Ecken des Quadrats zu formen. Die Gewölbe ruhen auf höchst ein-
dcr kreisförmigen Basis der Kuppel vermittelte, fachen nach unten abgeschrägten Gesiinseir.
der Zwickel oder der von den Franzosen Sogß- Säulen können nur dekorativ verwandt werden
nannte Pendentif, eine von den Eckpfeilern Je zwei- über einander gestellte Säulenarkadgl;
als Konsole nach innen vorgeschobene Mauer- füllen die weiten seitlichen Bogen zwischen den
masse von derGestalt einer durch ein sphärischcs Pfeiler-n des Mittelschiifes aus Die Säulen_
Dreieck begrenzten Kugeliiäche. Allerdings W81" Stämme sind antiken Tempeln entnommen, m],
sie schon in den Bauten der römischen Kaiserzeit mentlieh die kolossalen Säulen von grünem
vorbereitet. Doch waren die gewaltigen Kuppel- thessalischen Marmor dem Dianentempel zu
bauten der ersten christlichen Jahrh. in der Ephesus. Die Kapitale aber entfernen sich
Regel über einer kreisförmigen Basis ausgeführt, gänzlich von der antiken Form. Sie sind korb-
wie beim Panthcon in Rom, und höchstens hatte förmig und mit einem sehr {lachen Ornament
man gewagt, von einem aehteckigen Unterbau überzogen, das nur eine Reminiscenz an (lie
mit schwachen Pendentifs zum kreisrunden antiken Kapitälformen genannt werden kann.
Kranzgesims der Kuppelbasis überzugehen, wie Im Uebrigcn besteht die Dekoration des Innern
bei der ehemaligen Torre de schiavi und einem nichtaus Skulpturen, sondernlediglich in reichem
Saal der 'I'hermcn des Caracalla in Rom. Wei- Farbenschmilck. Die Wände waren bis an das
ter war bei kleinem Verhältnissen der Erbauer Gesiins mit Marmor, Porphyr und anderen kost-
der Grabkirche der Galla Plauidia in Ravenna baren Stoinarteii iureichen und göSChmackx-willen