Antelami Anthemios. 93
Doc. Sen. I. 129), oder auch die Handrischen
Tuchmacher in den deutschen Städten. Auch
einzelne Steinmetzen aus Antelamo mögen hier
und dort sich niedergelassen haben, ähnlich wie
die zahlreichen Werkmeister aus Campiglione,
und auf diese Weise konnte Antelamus zum
Familiennamen werden. So mag es sich mit dem
Benedictus Antelami in Parma (s. Bene-
dictns) verhalten, da die Genitivform aller-
dings nicht auf seinen Geburtsort, sondern nur
auf den Namen seines Vaters bezogen werden
kann.
s. Muratori, Antiq. Rer. Ital. I. 597. V. 350.
Lopez, I1 battisterio di Parma. p. 125.
Fed. Oderici, Il Battistero di Parma
descritto da M. Lopez. Disp. II. p. 7,-
Schnaase, Gesch. der bild. Künste. VII. 291.
Fr. W. Llnger.
Autellotto. Braccioforte Antellotto,
Goldschmied von Piacenza in der zweiten Hälfte
des 14. und noch am Beginn des 15. Jahrh., der
wegen der Feinheit seiner künstlerisch ausge-
führten Arbeiten sehr gelobt wurde. Er scheint
vielfach für den Erzbischof von Mailand thätig
gewesen zu sein, der ihn voll von Geist, Ein-
sicht, Verstand und Wissenschaft erklärt in
Allem, was sich künstlerisch aus Gold und Sil-
ber, aus Erz, Marmor und Edelsteinen machen
lasse. In einer alten Chronik von Monza (Mura-
tori, Rerum Italicarum Scriptores XII.) wird
berichtet, dass A. ausersehen wurde, um viele
Geräthe, Reliquien, G0ld- und Silbergefaisse etc.
herzustellen, und dass er sie dabei in eine schö-
nere Form brachte. Wahrscheinlich stand der
Meister schon im Uebergange zur Renaissance
und fand solchen Beifall durch die Anmuth
neuerer Formen und Ornamente. Nachweisbare
Werke von ihm scheinen nicht erhalten zu sein.
a. Cicognara, Storia della scultura. I1. 187.
Ili
Antem. H. van Ante m, kommt als holländi-;
scher Seemaler öfters vor; jedoch liegt hierbei
eine Verwechslung mit dem holländischen See-
maler H. van Anthonissen (s. diesen) vor.
Dagegen ist (nach Mittkeil. von W. Bade) in der
Galerie von Prag ein Seesturm mit scheiternden
Schiffen an einer Felsenkiiste A. v. ANTEM be-
zeichnet; die Behandlung sei von grosser Breitel
in einem braunen Tone, aber etwas roh, doch der
A. van Antem jedenfalls dem Anthonissen über-
legen. Uebrigens ist jene Lesart der Inschrift
auf dem Prager Bilde nicht ganz sicher.
W. Schmidt.
Antenor, s. Kritios.
Antguers, französischer Stecher, s. Autguers.
Antllelmis. Matheus de Anthelmis,
Maler, geb. in Venedig, lebte im J. 1-102 in
Ragusa und arbeitete daselbst fiir die Kirchen
Ragusas
Kukuljeviä.
Anthemios. Anthemios aus Tralles in
Lydien wurde vom Kaiser Justinian I. auser-
sehen, in Gemeinschaft mit Isidoros von Milet
die in dem sogenannten Nika-Aufruhr 532 n.
Chr. Geb. abgebrannte Kirche der hl. Sophia
(d. i. der göttlichen Weisheitl in Konstanti-
n op el in grösseren Verhältnissen wieder aufzu-
bauen. Er hatte sich mit seinem Bruder Metro-
doros, einem treffiichen Grammatiker, in der
iHauptstadt niedergelassen, und letzterer unter-
richtete hier vornehme junge Leute. Ein dritter
Bruder, Olympios, war ein geschickter Jurist,
und zwei andere, Dioscoros und Alexander,
lebten als angesehene Aerzte in Tralles und
Rom. Anthemios erwarb sich durch zahlreiche
Erfindungen den Ruf des ersten Mechanikers
seiner Zeit, und man erzählte als einen Beweis
seiner Geschicklichkeit, dass er einen lästigen
Nachbar durch Nachahmung von Erdbeben und
Gewittern vertrieben habe. Von seiner Schrift
über Paradoxien der Mechanik ist ein Fragment
erhalten, das vier Probleme aus der Lehre von
Hohlspiegeln behandelt (s. unten). Die vatika-
nische Bibliothek soll noch ein ungedrucktes
Manuskript von ihm besitzen.
Die Sophienkirche war ursprünglich von Kon-
stantin dem Grossen als vornehmste Kirche der
von ihm gegründeten neuen Hauptstadt gebaut.
Sie bildete mit dem kaiserlichen Palaste und
dem Senatsgebäude die Umgebung des Augusts-
ums, eines der schönsten Plätze der Stadt, und
war mit dem Haupteingang-e des Palastes, der
sogenannten ehernen Halle, Ohalke, durch eine
Säulenhalle in Verbindung. Die gegenseitige
Lage dieser Baulichkeiten hat zuerst" Jules
Labarte durch Benutzung des Ceremonialbuchs
des Constantin Porphyrogenitus zu ermitteln
gesucht. Eine wesentlich abweichende Ansicht
darüber habe ich jedoch an anderem Orte (s. Li-
lteratur) dargelegt. Diese Gebäude wurden wie-
lderholt durch Feuersbrünste betroffen, und in
;dem Nika-Aufruhr von 532, wo der Kaiser in
einem Theile seines weitläufigen Palastes gleich-
sam belagert war, brannte die ganze Umgebung
des Augusteums nieder. Nach der Besiegung
des Volks beschloss der Kaiser, diese Gebäude
in einem grossartigen Maßstabe und mit ver-
schwenderischer Pracht wieder herzustellen, und
er liess mehrere Grundstücke ankaufen, um ins-
besondere die Sophienkirche vergrössern zu
können. Dieselbe war früher nach Art der alten
römischen Kirchen im sogenannten Basiliken-
Stil mit hölzerner Bedachung aufgeführt. Aber
die Holzdächer der Kirchen und Paläste, sowie
der zahlreichen Säulenkolonnaden, von denen
Konstantinopel nach dem Vorbild syrischer
Städte nicht weniger als 52 enthielt, hatten
besonders die grosse und schnelle Ausbreitung
des Feuers begünstigt. Diese Gefahr sollte für
die Folge durch Anwendung von steinernen
Gewölben beseitigt werden, und so erhielt
Anthemius die Aufgabe, einen ungewöhnlich
grossen Raum mit einem solchen zu überdecken.