Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

Andreas Achenbach. 45 
eigene ahnungsvolle Aufleben eines bescheide- mehr in seineWeise passte , die südliche Natur 
nen Stückes Landschaft in der zarten Hülle von in Bewegung und Aufruhr geschildert hat, da 
Licht und Luft. Nur ist A. nicht eigentlich das, hat er nothwendig ihren eigentlichen Reiz, die 
was man Stimmungsmaler nennt. Ihm ist nicht in reiner Luft aufleuchtende Formenschönheit, 
der malerische Ton der Natur, der gleichsam mit zu gutem Theil aufgeben müssen. 
musikalischer Wirkung in die Seele eindringt, Die grosse Leichtigkeit, mit der Achenbach 
das eigentliche Object der Darstellung; nach arbeitet, und die Virtuosität seiner Behandlung 
dieser Seite ist sein Talent schwächer und we- haben ihn zu einem der fruchtbarsten Meister 
niger ausgebildet. Allein in jenen Bildern weiss der Gegenwart gemacht. Er hat das ganze land- 
er die durchbildcnde Charakteristik der Natur, schaftlicheGebiet umfasst, auch architektonische 
ihre Individualisirung, die seine Stärke ist, mit Innenräume gemalt (so noch 1856 das Innere der 
einer die Emplindung anregenden koloristischen Lambertuskirche zu Düsseldorf mit klar einfal- 
Kraft zu verbinden. Hier insbesondere bewährt lendem Sonnenlicht); zudem diese Bilder vom 
sich sein treues Naturstudium und der gesunde verschiedensten Charakter in merkwürdig gros- 
Realismus seiner Anschauung; hier wird er auch ser Anzahl schnell sich folgen lassen. Seine 
frei von der etwas kühlen und gläsernen Fär- Werke haben in alle Länder um hohe Preise Ab- 
bung, die er eine Zeitlang mit der ganzen deut- satz gefunden; viele davon sind nach Belgien 
sehen Malerei dieses Jahrh. getheilt hat. De1'- und Holland gekommen. Bei so. grosser Produk- 
artige Bilder  auch kleine Seestüellß, und tivität lief natürlich manches mehr mit Bravour 
immer einfache Naturausschnitte  Sind ihm hingeworfene, als künstlerisch durchgeführte 
nementlieh gegen Ende der Vierzigel" Jahre, deeh Bild mit unter; in solchen Werken, die nur das 
auch noch später gelungen (S0 in derjüngsten äussere Ansehen der Natur ziemlich gleichgültig 
Zeit wieder in der Darstellung der westfälischen unnedel-gebun, ist 131055 den Schein von Meister- 
NetuYl- Oefters hat er Sie mit Glüek der hol" schaft noch von einigem Reiz. Auch hat sich A. 
lälldiäehön Lilldßßhaft elltllemlllell (Z- B- Hel" im Streben nach neuen Wirkungen bisweilen zu 
lälldißcher Kanal im Mmldßßhßin V01! 1553, in Seltsamkeiten gehen lassen, worunter dann die 
Privatbesitz in Düsseldorf, und holländische Zeichnung und die konu-istiscne Stimmung ge- 
Landeßhßft, 1358 auf der sroßßßn Münehener litten haben. Dies ist namentlich in einigen Ge- 
Allsßtelhlllgl- Auch Seine Behendlllngeweiee hat mälden der lezten Jahre der Fall; es scheint fast, 
sich in diesen-Werken am freiesten und sicher- wie wenn in innen Achenbach mit der neuesten 
Stell ellliWiekelti hieT Verbindet Sieh mit deT französischen Landschaft, die gern auf kräftige 
leichten und dabei sorgsamen Ausführung, die Tonwirkungen von anal-nun Charakter ausgeht, 
auch das Detail mit Liebe behandelt, malerische es hätte aufnehmen w011en_ Allein er gel-äth 
Freiheit und Breite. dabei leicht, indem er durchaus wahr sein will, 
Der rastlos arbeitenden Phantasie des Künst- in eine bunte und unruhige Färbung (u B_ Um- 
leTS genügte es abeY nicht, bloße die nordische gegend von Ostende bei regnerischem Wetter im 
Natur zu umspannen. Auch an der südlichen Pariser Salon von 1866), Daran lgidgt 3,11911 das 
Landschaftwollte ersich versuchen. 1843 machte grosse Bild, Ansicht von Amsterdam, (aus der 
er sich auf den Weg nach Italien, und trat dann Galerie Ravene zu Berlin) auf der Weltausstel- 
von Rom aus (wo er, man weiss nicht aus wel- lung von 1867, so tüchtig auch in Tonstimmung 
ehcn Gründen, zum Katholicismus überging) mit und Form manches Einzelne der fast zu reichen 
den Landschaftsmalern Karl und Bernhard Fries Komposition ist. Von schöner Wirkung ist da- 
eine längere sicilianische Reise an. 1846 kehrte gegen wieder das grosse Bild von Ostende 
er nach Düsseldorf zurück und machte sich nun (Eigenthum der preuss. Nationalgalerie), kühn 
sofort daran, die verschiedensten Vorwürfe der behandelt und von merkwürdiger Kraft in der 
italienischen Landschaft zu behandeln. Allein, Lokalfarbe bei einer doch sehr entschiedenen 
So sehr sich auch in diesen Bildern seine Ge- Lichtstimmung. 
Wandtheit bewährte, so zeigte sich doch, dass Achenbach wird immer zu den ersten Meistern 
der ideale Formenzug des Südens seine Sache unseresJahrhzählen.Unstreitighatgeradein der 
nicht war. Die südliche Natur verlangt eine stil- Landschaft die moderne Kunst es zu Leistungen 
volle Auffassung, welche die Natur in der Ruhe von bleibendem und eigenthümlichem Werth ge- 
ihrer eigenen Schönheit nimmt, den Rythmus braeht;dennin derlandsehaftlichenNaturhatdas 
ihrer grossen Bildungen in der Reinheit ihres Jahrh.nocheinereineundungebrochencWeltdes 
Licht- und Luftlebens einfach hervorhebt. Das Scheins gefunden, zu der es sich aus der Unruhe 
hat Achenbach auch, und nicht ohne Glück, ver- seiner verwickelten Bestrebungen gerne flüchtet. 
sucht (der Vesuv, der Aetna, Ansicht von Pa- Daher hat es die Landschaft nach allen Seiten 
lßrmo, das Innere eines Waldes u. s.  aber so weit ausgebildet, wie kaum irgend eine frü- 
der lebendige Zug seiner nordischen Bilder ist here Zeit. Vmnehmlißh Sucht es die Naturer- 
hier ausgeblieben. Zudem fällt sein Kolorit hier scheinung in ihrer vollen Wahrheit zu fassen, 
manchmal geradezu in's Bunte (z. B. Herbstmor- sowol den Charakter bestimmter Gegenden und 
gen in den pontinischen Sümpfen von 1846 in Liinderstriche, als das ahnungsvolle Auflcben 
der neuen Miineh. Pinakothek). Wo er aber, was der Natur in C1811 elementaren Medien. Dass
	        
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