Andrea Andreani. 715
lichen Nachahmern zu zählen ist. Dadurch, so- treiflichsten, was er hervorgebracht. Es sieht
wie durch den koloristischen Zug seiner Malerei aber beinahe aus, als hätten seine Arbeiten we-
haben seine Werke nicht bloss Reiz , sondern der am grossherzoglichen Hofe noch bei den Ho-
auch Anspruch auf bleibenden Werth. rentinischen Grossen sich besonderer Gunst und
A. Teichlein. Förderung zu erfreuen gehabt; schon 1586 tref-
Andrgnni, Andrea Andrenni, iteiienn fen wir unsern Künstler in Siena, wo er länger
scher Formschneider, vorzüglich in Ausführung als zehn Jahre blieb und tüchtig nibniiißtn- Hier
von Holzschnitten in Heiiuunkei oder y wie wir erschienen von ihm die beiden Vorstellungen aus
jetzt sagen, in Tondrnek, aus hientue gehiirtig, dem berühmten Mosaikfussboden des Domes zu
wo ihn einige Biographen 1541), andere 1545 auf Siena, die Geschichten des Abraham und des
die Welt kommen lassen. Obgleich diese Anga- Moies lNO- 3 u- 4l und die gmsse Pietä (NO- 15),
ben nicht mit positiv bekannten Thatsachen drei Helldunkel der mächtigsten Alt- Das zu"
streiten, kann inun denneeh seine Geburt füge letzt genannte Stück, 1593 ausgeführt, ist dem
iieh 20 oder 15 Jahre später ansetzen. Unter Herzog Vincenzio Gonzaga von Mantua gewid-
den etlichen sechzig Stücken, die entweder von meti und flieser Umstand, Vielleicht nnßll der
ihm ganz allein geschnitten oder von ihm bloss ginsse Rnl, (ien SiCh Andren-ni durch Seine siehe-
umgearbeitet und verlegt wurden, befinden sich fllsclien Arbeiten erworben liniie- lieWiTkie, dass
mehr ein fünfzig, auf Weiehen der Drnehert und Jener Fürst ihn nach Mantua berief und be-
das Jahr ihres Erscheinens angezeigt sind. Das auitragtei flen von Andrea Maniegna gemalten
früheste Datum darauf ist 1584, und wäre der grinsen Frles des Trillmphes Cäsaris durch den
Künstler 15411 oder 1546 gehe ee innen eieh niehi Holzschnitt mit mehreren Platten zu vervielfäl-
recht absehen, weshalb er sein 38. oder 44. Jahr tigen- Der Auftrag wurde 1598_1599 nllsge"
abgewertet, bis er die von ihm verfertigten führt, und das Resultat davon war ein bewun-
ßnitter mit seinem Namen oder Menegrenini he_ dernswurdiges Meisterstüek. Seitdem lieferte
zeichnete 3 was er von 1534 an bis 1510 mit einem Andreani, meines Wissens, nur noch ein einziges
thümlieher Sorgfalt und Beharrlichkeit that, so Holzschnittwerki das ihm ganz angehört und
dass wir ihn Während dieses Zeitraums in seinen scheinbar als der Abschluss seiner Künstler-
Al-beiten verfolgen können Ueber seine Le_ laufbahn zu betrachten ist, nämlich Der christ-
bensumstände fehlt uns jede nähere Kunde; wir liebe Ginnbßnsheld (N0. 26), nach Battista
wissen nicht einmal, wo und von wem er den Blrancor mit dem Datum 1510-
ersten Unterricht in seiner Kunst empllng. Ver- Inzwischen WM ßr keineswegs nnihäiig, S011-
Innthlich lernte er die Anfangsgründe des Zeich- dern vielmehrsehr eifrig im Betrieb eines von
nens und Formsehneidens in seiner Vaterstadt: ihm gegründeten Verlagsgeschäftes. Seit 1602
ein daselbst herausgegcbenes Helldunkel, die machte A. aus seiner Kunst eine Gewerbe: er
nhh_ LQng-inus und Andfeaßn vorstellentHNo. 19) suchte allenthalben nach alten Holzplatten, um
und in Zeichnung wie in Schnitt sehr mittel- die als Camaieux behandelten für neue Auflagen
mässig, gehört 3113m Ansghgin nach zu ggingn umzuarbeiten, wie er 68 namentlich mit mehre-
ersten Arbeiten und verräth jedenfalls noch l'on Platten von Ugo da Carpi, Giuseppe Niccolo
mehr den Schüler als den frei entwickelten Vicentini, Antonio da Trento that, oder, wenn
Künstler. Malpe behauptet, Andreani habe sich er Sie hIOSS als einfache Formschnitte, als
zum Behuf seiner weiteren Ausbildung von Man- Strichplatten vorfand, neue Platten (Tonplattcn)
tua nach Rom begeben, was eben nicht unmög- hinzuzufügen und Hrilldunkelschnitte daraus zu
lich, ja sogar wahrscheinlich, aber keineswegs machen. Bei solchen Umarbeitungen setzte er
erwiesen ist. Seine Thiitigkeit in Rom beurknn- sein Zeichen auf mehrere von Andern geschnit-
det ein in einfachem Formschnitt behandeltes tene Platten, und tilgte sogar häufig die darauf
Werk: Der Triumph des christlichen Glaubens befindlichen Namen der früheren Meister, um
(No. 21). Hier ist Andreani schon bedeutend dafür den seinigen hinzusetzen, womit er sich
weiter gekommen und zeigt eine beträchtliche den Schnitt jener Stücke beizulegen und anzu-
Geübtheit in Handhabung des Schneidemessers: eignen scheint, obgleich sie von andern Form-
die Schnittmanier ist sehr sauber, gleiehmässig, Schneidern lleiriillien, "ein YÜCkSiChiSlOSQSVl-lf-
sorgfältig und in den Schatten vielfach gekreuzt; fahren, Wie es damals üblich WM lind V0n Spä-
die Striche sind rein und scharf. Diesen Form- hören Verlßgeln bei Andrennilß eigenen Werken
schnitt von ansehnlichem Umfang widmete" A. in AnWßnflnng gebracht Wnnle- Die Anzahl S01-
Seinem Freunde, dem groägherzogligh toskani- eher von Andreani frisch hergerichteten oder
schen Hofmaler Jacopo Ligozzi, der ihn wah1'- Von neneni nbgedrnßkißr alter Holzplatten be-
scheinlich veranlasste, von Rom nach Florenz läuft Sißll auf ßiWn dreißig J Sie Wurden Sälnlllt-
zu übersiedeln. Mehrere -von den Stücken, die lieh von 1602 bis 1610 in Mantua herausgegeben
er während seines Aufenthalts in letzterer Stadt und sind durchweg mit Andreanfs Monogramm
(1584-1585) ausführte, namentlich Der Pilatus versehen, das in solchen Fällen ihn nur als Ver-
im Richthause (N0. 11), Der Raub der Sabine- leger und Eigenthümer bezeichnet. Einige
rinnen (N0. 31) und Die von den Leidenschaften Kunsthistoriker liessen sich durch derartige
bewältigte Tugend (No. 25), zählen zu dem Vor- Werke, die lediglich Verlagsartikel waren,
90'"