' Zoan Andrea.
hing brennen Lorbeerzweige, und unter dem
Feuer stehen die Worte: vmrvs comnvsrn.
Links unten wird Daphne in einen Lorbeer ver-
wandelt, und eine auf ihrer Achsel hängende Ta-
fel enthält die Inschrift: vrnrvs nsssnra. Auf,
einem an derselben Seite befindlichen Steine
liest man: VIRTVTI s A r ln der Mitte des
Hintergrundes ist eine verriegelte Flügelthür,
vielleicht der Eingang zur unterirdischen Schatz-
kammer der Königin. gr. qu. Fol. B. 16 und 17.
Unbezeichnetes Bl., von welchem, nach Pas-
savant's Angabe , das britische Museum die Ori-
ginalzeichnung besitzt. Die Komposition ist ge-
wisslich von A. Man tegna; der in den Schraf-
flrungen sehr saubere, in den Umrissen aber sehr
mangelhafte Stich jedoch schwerlich von Zcan
Andrea. Es gibt davon eine gleichseitigejüngerei
Kopie, wo unten links ein aus den Buchstabeni
A. M. gebildetes Monogramm angebracht ist.
S) Karl V. als urömischer Kaisern, 3l4 links. halbe!
Figur, sehrjung und noch unbärtig, mit langem,
zu beiden Seiten des Gesichts glatt anliegendeml
Haupthaar. Den Kopf bedeckt ein Barett, an
dessen Krämpe sich ein Medaillen befindet, wel-'
ches den spanischen Apostel Jakobus den Aelte-i
ren vorstellt, wie die daneben geschriebenen
Buchstaben km9 x anzeigen. Der
Kaiser tragt eine schwere goldene Kette über einem
Pelzrock undunter diesem ein Wamms von Brokat;
er hat an jedem kleinen Finger einen Ring, und
hält mit der rechten Hand den Griff seines
Schwertes. Auf dem weissen Hintergrunde, links
und rechts neben dem Kopf des Kaisers, steht
folgende Inschrift in grossen lateinischen Buch-
staben:
CAROLVS ROMANOB IMPERATOR
nrsmnranv max ronmcrss -j-
ATQ. cxrnor, i-
H. 423 mill.. br. 175 mill. Pass. V. No. 46.
Ein unbezeichnetes, sehr seltenes B1. Passa-
vant gibt die Dimensionen verschieden an:
323 mill. H. bei 220 mill. Br. und diese Angabe
mag richtig sein; der Abdruck, wonach ich mes-
sen konnte, war beschnitten. Der Hintergrund
des Exemplars, das mir zu Gesicht kam, war
weiss; Passavant sagt, es sei eine Tapete von
gewässertem Zeug, und die lateinische Inschrift
befinde sich auf einer Tafel. Ich bezweifle die
Genauigkeit dieser zwei Angaben; so viel ist ge-
wiss, dass die letzten Worte der lateinischen In-
schrift von ihm ganz unrichtig und unverständ-
lieh wiedergegeben sind, nämlich EDE crvrs m03
anstatt foelicissimus atque. Ebenso irrig be-
hauptet er : das Porträt Kaiser KarYs V. sei ganz
in derselben Art gestochen, als die oben unter
No. 12, 13 und 14 angeführten Bll. Das ist
durchaus nicht der Fall. Die Behandlung der
Stoffe, die Modellirung der Gesichtsformen sind
ganz verschieden und zeigen eine verhältniss-
miissig geübtere und geschmeidigere Führung
des Grabstichels.
9) Vier tanzende Frauen, die sich an der Hand
halten: zwei unmittelbar hinter einander zur
Linken, eine dritte zur Rechten, und die vierte,
vom Rücken gesehen, in der Mitte. Komposition
von Andrea Mantegna, im Geschmack antiker
Flachreliefs, und Studie zu dem tanzenden Mu-
senchor auf seinem Gemälde des wwParnassesa im
Louvre. qu. Fol. B. 18.
Unbezeichnetes Stück. Mit kräftigen, korrek-
ten Zügen umrissen und mit einfachen schrägen
Schrafiirungen gearbeitet, zeigt dieses vortreff-
liche Bl. wahrhaft antikes Schönheitsgefiihl. Die
Bewegungen sind von reizender Anmuth, die
Gewänder von leichtem Faltenwurf, die Hände
und Füsse von seltener Zierlichkeit; kurz das
Ganze ist im Ausdruck, in der Zeichnung und
Ausführung so einsichtsvoll, so kunstverständig,
so gediegen, dass schon Ottley sich nicht be-
dachte, dieses B]. dem Mantegna zu vindiciren
und unter die Werke desselben aufzunehmen.
Er hatte vollkommen Recht, und man begreift
nicht, wie Bartsch, ja sogar noch Passavant die-
sen meisterhaften Stich einem so ordinären
Handwerker wie Zoan Andrea zutheilen konn-
ten. Es existirt davon eine anonyme, gegensei-
tige Kopie, welche Bartsch (XIII. p. 329, N0. 20)
dem Giov. Ant. da Brescia zuschreiht. Die
technische Behandlung deutet jedoch auf den
unbekannten Kupferstecher, den wir für den
Urheber der unter N0. 2, 7 und 11 angeführten
Bll. halten.
10) Zwei Kinder, welche das Kreuz Christi halten.
Sie umarmen sich; zwischen ihnen ist ein oben
mit Zierrathen besetzter Stab, auf welchem sich
ein kleines Kreuz befindet mit den Buchstaben :
1. N. B. I. Der Hintergrund ist mit Schrafli-
rungen bedeckt. Fol. B. 5.
Unbezeichnetes Bl., sehr zweifelhaft. Passa-
vant bemerkt nichts dazu, hält es also auch für
ein Werk des Zoan Andrea. Man hat davon eine
geradseitige, etwas kleinere Kopie. Sie unter-
scheidet sich von dem Original dadurch, dass die
Kinder keinen Stab haltenf das Kind zur Rech-
ten hält eine Gerte, und der Hintergrund zeigt
eine Tapete von gewässertem Zeug.
11) Studie eines nackten Mannes, der, von vorn ge-
sehen und ein Knie an der Erde, die rechte
Hand in die Höhe hebt und mit der linken Hand
einen Kranz hält. Unten in der Mitte steht ge-
schrieben: EL MATO (was vielleicht il Mantuano
heissen will). F01. B. 19.
Unbezeichnetes Bl. , in Mantegnafs Art ge-
stochen und höchst wahrscheinlich nach einer
Zeichnung dieses Meisters von dem anonymen
Künstler, dem wir die Kopie der wier tanzen-
den Frauenn verdanken.
12) Ein Springbrunnen. Aus dem untersten Was-
serhecken erhebt sich eine grosse Schale und aus
dieser ein Fussgestell mit einer Vase, auf wel-
cher Neptun sitzt, in der einen Hand den Drei-
zack, in der anderen einen Delphin haltend,
F01. B. 15.
Unbezeichnet. Ein sehr geschmackvoll kom-
ponirtes Stück, vielleicht nach einer Zeichnung
Mantegna's, aber gewiss nicht von Zoan Andrea
gestochen.
Folgende bei Passavant erwähnten drei Blätter z
eine Kopie nach dem Traum Albrecht Dü rer' s
(N0. 37), die Kopie nach Mantegna's Stich
des Bakchanals mit dem Kübel (N0. 41) und die
Kopie von Man tegna' s Bakchanal mit dem
Silen (N0. 42) sind mir unbekannt, aber sehr
verdächtig. Nach Mittheilung (von Wessely) be-
tlnden sich diese drei Blätter im Berliner Kupfer-