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Zoan Andrea.
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Anzahl auf 19; er entfernt namentlich die unbe-
zeichneten Blätter, die er theilweise mit Recht
unter die Werke Mantegnas aufnimmt, und
bringt drei neue von Bartsch nicht gekannte
Stücke hinzu. Passavant dagegen vermehrt die
von Bartseh beschriebenen 33 Stücke mit 28,
und fügt, nach seiner gewohnten alles verwir-
renden Weise, zu den Kupferstichen auch Holz-
schnitte hinzu, die er für vMetallstichea ausgibt.
Schon aus dem bisher Gesagten kann man leicht
errathen, dass in die Werke des Meisters, der
uns beschäftigt, ebenso wie in seine Persönlich-
keit, viel Fremdes hineingemischt worden, was
hauptsächlich davon herkommt, dass Bartsch
bei diesem Meister leider eingeschlafen ist. Wir
haben bereits oben eine Probe von den Irrthii-
mern seiner Kritik erwähnt und werden weiter
unten noch mehrere Beispiele davon antreifen.
Seine Nachfolger folgten ihm blindlings oder
verirrten sich auf andere Abwege. Wir hatten
anfangs die Absicht, in dem nachfolgenden Ver-
zeichniss der Zoan Andreaschen Kupferstiche
die zweifelhaften oder unzweifelhaft falschen
Stücke auszuseheiden", hielten jedoch schliess-
lieh für rathsam, dieselben darin beizubehalten,
weil siegleichsam einen integrirenden Bestand-
theil der Werke des italienischen Kupferstechers
bilden, der seit Zani den Liebhabern und Samm-
lern unter dem Namen Z oan Andrea bekannt"
ist. Das schroffe Abweichen von dem seit lan-
ger Zeit her geltenden Urtheil Anderer erregt
Widerspruch und Anstoss, und man findet des-
halb hier , wie bei Bartsch und Passavant, vie-
les aufgeführt, was entweder gar nicht von Zoan
Andrea herrührt oder ihm nicht ohne starkes
Bedenken zuzueignen ist, gewöhnlich aber un-
ter seinen Werken aufgesucht wird. Wir glaub-
ten jedoch bei den einzelnen Stücken unsere
Meinung über den Werth und über die Origina-
lität oder Nichtoriginalität dieser Blätter hinzu-
fügen und die Aufmerksamkeit der Dilettanten
und Kenner auf diesen Punkt hinlenken zu müs-
sen. Von den Stichen, die bei Passavant als
Originale erwähnt, uns aber unbekannt geblie-
ben sind, citiren wir nur diejenigen, bei welchen
ausdrücklich angemerkt ist, dass sie das Mono-
gramm des Künstlers an sich tragen, und thun
es mit allem Vorbehalt, denn dieser Autor ist in
seinen eigenen Angaben sowol als in den Wie-
derholungen der Angaben Anderer so ungenau
und leichtfertig, dass man sich schlechterdings
nicht darauf verlassen kann. Was die unbezeich-
neten Blätter anlangt, so benennt Passavant die-
jenigen, welche wir kennen, mit einer Willkür
und Kritiklosigkeit, die alle Begriffe übersteigen
und seine Zirschreibungen der übrigen Blätter,
die wir nicht kontroliren konnten, sehr verdäch-
tig machen.
s. Zani, Materiali. p. 110. Ottley, Inquiry.
II. 574 ff. Ba rts ch, Peintre-Graveur. XIII.
2935. Passavant, Peintre-Graveur. V.
p. 79 ff.
A. Aeehte Blätter.
l) Judith, stehend, steckt den abgehauenen Kopf
des Holofernes in einen Sack, den ihr eine alte
Begleiterin hinhält. Im Hintergrunds das Bett
des Holofernes mit einem Urnhange von Gardi-
nen. Oben auf dem Abschluss des Betthimmels
die Inschrift: DIVA JVDIT., und auf dem Knopf
des vorderen Bettständers rechts die Initialen:
x ZxAx 1101.12. l.
Gegenseitige Kopie nach einem ungenannten
Meister, wahrscheinlich G i o v a n n i A nto n i 0
d a Bres cia, Unbegreiflich, wie Bartsch diese
Kopie für das Original und das unzweifelhafte
Original von anonymer Hand für die Kopie hal-
ten konnte. Passavant theilt diese irrige Mei-
nung, nur mit dem Unterschiede, dass er die
Kopie dem Giov. Ant. da Brescia zusehreibt.
Zani erkennt in dieser Kopie das Original, und
zwar ein Original von Mantegna. In letzterem
Punkte hat er Unrecht; aber ganz gewiss und
augenscheinlich ist das von Zoan Andrea gesto-
chene B1. die Kopie eines älteren Stiches. Diese
Eigenschaft tritt handgreiflich hervor nicht blos
in der schwachen Zeichnung und Ausführung,
sondern auch in dem Umstande, dass die Judith
das Schwert mit der Linken und den abgehaue-
nen Kopf mit der Rechten hält, Missgriffe und
Unnatürliehkeiten, welche sich die alten Meister
in ihren nach eigener Erfindung gestochenen
Werken nie zu Schulden kommen Hessen.
2) Maria, auf einer Rasenbank sitzend, stillt das
auf ihrem Schoosse sitzende Christuskind an der
rechten Brust. Oben an einem dürren Baumast
hängt eine Tafel mit dem Datum 1505. Unten
in der Mitte, auf einem Stein, das Zeichen:
I3 0 A. 8. Pass. V. No. 35.
Gegenseitige Kopie nach Albrecht Dürer
(B. VII. 34). Auf dem Original steht die Jahr-
zahl 1503, und reicht Maria dem Kinde die linke
Brust.
3) Maria mit dem Affen. In der Mitte, unten, die
Initialen: .3 . A' 4. Pass. V. No. 34.
Gegenseitige Kopie nach dem unter obigem
Namen bekannten Kupferstich A. Dürer's
(B. VII. 42).
4] Der büssende hl. Hieronymus. Unten in der
Mitte die Buchstaben: ß-Aß Fol. B. 7.
Gegenseitige Kopie nach A. Dürer (B. VII.
No. 61). Der Kopist hat Einzelnes abgeändert;
so z. B. ist der Stein, welchen im Original der
Heilige in seiner rechten Hand hält, auf der Ko-
pie weggelassen.
5) Die Busse des hl. Johannes Chrysostomus. In
der Mitte unten das Zeichen: 75 4 A"
S. B. 8.
Gegenseitige Kopie nach A. Dürer (B. VII.
N0. 63).