700 Zoan Andrea.
Was die Initialen , A. auf italie-
nischen Kupferstichen vom Ende des 15. und
vom Anfang des 16. Jahrh. eigentlich bedeuten,
ist noch nicht mit Sicherheit ermittelt; aber so
viel darf man unbedenklich behaupten, dass der
Kupferstecher, der sie für die Bezeichnung sei-
ner Blätter gebrauchte, weder mit den Künst-
lern, deren Holzschnitte die Monogramme
dergeben des Geistes und Machwerks seiner Vor-
bilder keine besondere Einsicht und Geschick-
lichkeit, und bleibt immer ein mittelmässigei-
Zeichner und Stecher, ein handwerksmxalssiger
Arbeiter. Seine Kopien von einigen Kupfer-
stichen Albrecht Diirefs sind nicht so übel, aber
trocken und kleinlich im Stich. Passavant zu-
ifolge blühte unser Künstler von 1497 bis 1520;
'allein diese Angabe gründet sich lediglich auf
die falsche Voraussetzung; der Kupferstecher
I Ä- ' , a; ' 93 ZÄVS ß 9A - sei eine Person mit dem veneziani-
tragelh noch .mit dim Formschneidem. 20mm scheu Formschneider und Verleger GiovanniAn-
Andrea und Giovanni Andrea Valvassori deren d_
, ' iea Valvassori, dessen Veilagswerke bis gegen
Namen sich auf einzelnen Stucken ganz ausge- d. MM d 16 J h_h h D M t r
schrieben finden, irgend etwas zu schaffen hat w l e es a l rem an" er als e
und also anz davon zu trennen ist. Ich will da- Y
mit nichtiagen , dass man den für unseren Mei- 3' A- gehört mehr m S 15' Jahrh- als m
ster bisher üblichen Namen aufgeben solle. Der
Kunsthistoriker darf nur mit der grössten Be- das 16.: das jüngste Datum, das auf seinen Bll.
hutsamkeit von der einmal angenommenen Be- vorkommt, ist 1505. Bartsch, in der Einleitung
nennungsart abgehen, und es gehört die rück- zu seinem Verzeichniss der Kupferstiche des
sichtslose Keckheit der Passavanüschen Kon- Zenn Andrea, Sagt Zwar, dass auf dem nach Dii"
jekturenmacherei dazu , einen irrig benannten, 1er kOpirten vMeerwunders oder Raub der Amy-
aber den Laien und Gelehrten in solcher Weise Inene (B. 71) die Jahrzahl 1516 verzeichnet sei,
bekannten Künstler umzutaufen, ohne dass er irrt sich aber hierin gewaltig: jenes Dürensche
den herkömmlichen Irrthum durch eine kritisch Blatt hat gar kein 1331111111 und die Anßfiiilrnng
und faktisch erwiesene Richtigkeit verbessert, desselben fällt unstreitig vor 1504. Zoan An-
sonrlern indem er bloss einen neuen, viel ärgeren drea's Nachstiche nach Dürer sind thatsächlich
Irrthum dafür an die Stelle setzt] lauter Kopien von Kupferstichen aus Diirefs
Wie man sich vorstellen kann, ist nicht das erster Zeit und berechtigen zu dem Schluss, dass
Geringste von den Lebensumständen eines Zoan Andrea in der letzten Hälfte des 15. Jahrh.
Künstlers bekannt, dessen Persönlichkeit so ver- seine Blütezeit hatte und nicht lange den Anfang
worren, vielgestaltig,beinahe fabelhaft erscheint. des 16. überlebte. Passavant lässt ihn noch 1520
Bartsch und Zani finden in seiner Art zu stechen arbeiten, bloss aus dem Grunde, weil er ihm ein
eine solche Aehnlichkeit mit derjenigen des Man- Porträt zuschreibt, welches Karl V. als vrömi-
tegna, dass sie ihn unbedenklich für einen Sohü- sehen Kaisern vorstellt. Diesen Titel (Romano-
ler dieses Meisters halten. Diese Meinung, wo- rum Imperator) empfing jener Fürst erst am
mit sich Ottley ziemlich und Passavant völlig 22- Üki- 1529 Vem Päpste alle beßendefer Gunst,
einverstanden erklärt, ist durchaus unhaltbar und das in Rede stehende Porträt kann aller-
und beruht lediglich darauf, dass dem Zoan An- dings nicht vor diesem Datum ausgeführt sein;
drea mit Unrecht mehrere Stücke zugeschrieben allein Passavant rechtfertigt die Benennung des
werden, die entweder von Mantegna selbst oder Autors nur mit der einfachen Behauptung, dass
von anderer geringerer, aber nicht ungeschick- der Stich vollkommen mit Zoan Andreals letzter
ter Hand nach seinen Vorbildern und in seiner Manier übereinstimme. Diese Manier ist, wie
Art gestochen sind. Passavant lässt den Zoan schon oben bemerkt wurde, eine Träumerei von
Andrea gegen das Ende seines Lgbeng eine zweite Passavant, dessen Angabe im vorliegenden Falle
sehr feine, obschon etwas magere Behandlungs- nicht einmal materielle Richtigkeit hat, insofern
weise annghmen, die von Seingf gewöhnlichen die Art und Weise, WiGjCIIGS POTtTät behandelt
Art dermaßen abweiche, dass man Sigh bgdgn- iSiJ, Sißll i]! derGrabstichelführung SOWOI 21,18 in der
ken würde, die Blätter dieser zweiten Manier Formeneebuns Vßn der angeblichen zweiten Ma-
ihju zuzugghfgiben, Wgnn sie nicht sein MQnQ- nißT Zoan Andrea's merklich unterscheidet und
gyamm führten Das ist eine von den gl-umuo- einen vorgeschritteneren, intelligenteren Kupfer-
sen Behauptungen, in welchen sich Paggavant stecher verräth. (Siehe im VGYZ. Zweifelhafte
gefällt, und die ganz 3,113 dgr Phantagie gegpifen Blätter N0. 8.) Aller Wahrscheinlichkeit nach
sind. Zoan Andrea hatte gar keine eigene war unser Künstler 1520 schon gestorben; we-
Manier: er ist bloss Kopist, Kopigt von der ge- nigstens verbürgt kein positives Faktum, dass
wöhnlichsten Sorte und von ähnlichem Schlage Seine EXiSiIenZ und Wirksamkeit sich so spät
wie Israhel Van Meckonen; er bemüht sich den in's 16- Jßhlil- ilinein ePStlK-lßkten.
Originalen in der Art und Weise wie sie ausge- Bartsch beschreibt 33 Stücke, angeblich von
fiihrt sind nachzukommen, zeigt aber im Wie- Zoan Andrea gestochen. Ottley reduzlrt diese