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ment bei Bellier de la Chavignerie). Sein Vater die übrigen auf die Rechtspiiege bezüglichen
gehörte einer sehr angesehenen Familie der-Stadt Tugenden. Diese Arbeiten begründeten seinen
an und sass in der Verwaltung derselben als Ruf. Andre War damals einige Jahre in seiner
Konsul oder Schöife, welche Acmter auch der Heimat thätig. Er malte daselbst auch, unter Lei-
Grossvater bekleidet hatte. In den Rathspro- tung von Joseph de Haitze, der die Vorwürfe
tokollen ist der Name immer nur Andre ge- angab," eine Folge von neun geschichtlichen und
schrieben; dennoch fügten am Ende des 17. und allegorischen Bildern für den grossen Saal des
im 18. Jahrh. verschiedene Familienglieder ein Rathhauses (am 21. August 1792 zerstört). Zu
d" hinzu. Auch der Grossvater mütterlicherseits dieser Zeit wol verfertigte er den Christus am
nahm eine angesehene Stellung ein. Louis Kreuz in der Kirche St. J eröme zu Aix und eine
Barden, der Bruder der Mutter, hatte seinen grosse allegorische Darstellung in dem Hause
Nelfen Francois zum Gesammterben eingesetzt, d'Albertas' daselbst.
mit der Verpflichtung, den Namen Barden fort- Andre kehrte hierauf nach Paris zurück. Hier
zuführen. Unter Letzterem findet sich unser malte er ein Bild: Tullia, die Gattin des "Parqui-
Meister in einigen Werken angeführt. nius Superbus, lässt ihren Wagen über den Leich-
Honore bestimmte seinen Sohn für den Rich- nam ihres Vaters, Servius Tullius, hinrollen; es
terstand und liess ihn seine Rechtsstudien zu verschaffte ihm die Aufnahme in die k. Akade-
Paris vollenden, woselbst dieser auch als Advo- mie der Malerei und Bildhauerei am 30. April
kat aufgenommen wurde. In Folge der in der 1735. Das Gemälde, seit 1811 im Museum zu
Provenee 1720 und 1721 ausgebrochenen Seuche Montpellier, lässt erkennen, dass der Maler
blieb er dann länger in Paris als er vorgehabt. innerhalb der Manier seines Zeitalters ganz
In seinen freien Stunden begann er im J. 1719 geschickt die Zeichnung der römischen Schule
unter J. B. Van Loo, seinem Landsmanne, zu mit dem Kolorit der venezianischen zu vereini-
zeiehnen; dann lernte er malen bei J. F. de Troy. gen suchte.
Seine raschen Fortschritte entschieden seinen Am 12. Juli 1737 wurde Andre zum Adjunkt
Beruf; zum grossen Verdrusse seiner Eltern der Akademie. ernannt. In diesem Jahre wie in
wurde er Künstler. Andre's besondere Verdienste den folgenden brachte er auf die Ausstellungen
während seiner langen Laufbahn lassen ihn einer verschiedene Gemälde religiösen und mytholo-
näheren Beachtung Wcrth erscheinen; die Nach- gisehen Inhalts, darunter: Die guten Werke der
richten, welche Wi1' von ihm geben, finden sich Nonnen zum hl. Thomas von Villanuova für
nirgends so genau und vollständig. das Kloster dieses Namens zu Paris (17 37 ) ; Jung-
Im J. 1725 erhielt A. den zweiten lilalpreis frau mit dem Kinde in den Wolken für dieKirche
bei dem Konkurse der k. Akademie. Bald da- der ausländischen Missionen ebenda (1738); Ja-
rauf ging er nach Italien und blieb daselbst son piiügt mit den beiden feuerschnaubendcn
nahezu sechs Jahre, nachdem er durch die Gunst Stieren, grosse Komposition, die dem Maler von
des Herzogs d'Antin unter die Zöglinge, welche Ludwig XV. bestellt und zur Vorlage für die
vom König Jahrgelder bezogen , bei der franzö- Hautelisscmanufaktur zu Beauvais bestimmt war
sisehen Akademie zuRom aufgenommen worden. (1739)- was aus (ließen Werken l SOWiC (Einigen
Bei der Rückreise hielt er sich noch sechs Mo- kleineren Bildern, welche in diese Zeit fallen,
nate zu Venedig auf. geworden, ist uns nicht bekannt; die Galerie
Auf Andre's Durchreise nach Italien hatte in des LQIWYQ besitzt kein Bild Von Andrä-
Aix der erste Präsident des Rechnungshofes In den J. 1744 oder 1745 bewogen ihn der
der Provenee, H. R. d'Albertas, ihm den Vor- Wunsch seine Heimat wiederzusehen und die
schlag gemacht, den grossen Gerichtssaal des Anfechtungen, die er bezüglich seines Erbgutes
Palastes, worin sich auch das Parlament befand, zu erleiden hatte, zur Rückkehr nach Aix. Dort
mit Malereien zu schmücken. Der Künstler nahm beschäftigte er sich diesmal neben der Malerei
den Auftrag an und machte sich in Rom an's auch mit Musik und liess im Kenzertsaale des
Werk zu diesen Darstellungen gehört das 1m- Rathhauses seine erste musikalische Komposi-
lassale Gemälde, das seit 1755 einen Saal im tion aufführen. Doch haben ihn nach dem Zeug-
Rathhause zierte und sich jetzt im Museum zu nisse von F. Fetis seine musikalischen Werke
Aix befindet, mit der Inschrift: Dandre Bardon nicht überlebt. Damals stattete er auch den
aquisextiensis pinxit romee mtat. sua: 29 anno Konzertsaal zu Aiir _mit Malereien aus, deren
1729; es stellt den Kaiser Augustus dar, der die sinnreiche perspektivische Wirkungen noch heute
der Entwcndung vonVStaatsgeldern Angeklagten Beifall Enden-
in die Tiber stürzen lasst. Zu diesem Bilde mo- Andre Barden versuchte sich ebenfalls in der
dellirte ein Freund Andre's, der Sohn des iläimi- Poesie. Von seinen Dichtungen sind einige im
scheu Bildhauers Slodtz, der damals seine Stu- Mercure de France erschienen: ein grössercs
dien zu Rom machte, die Hauptiiguren nach Gedicht von ihm s. seine Schriften No. 1. Zwei
dessen Zeichnungen. Das Museum von Aix be- Gedichte schenkte er im J. 1750 im Manuskript
sitzt gleichfalls die Skizze zu dem Werke. Die der Akademie der Wissenschaften zu Marseille
anderen Gemälde Andre's für den genannten Pa- Le Triomphe des Talents et des Arts dans 1a
last schilderten die Religion, Gerechtigkeit und Grece und le Sacrifice (Tlphigenie.