Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

684 Andratta.  Jean Andrä. 
Holzschn. von H. C1 erget, Bayot, V.Adam, 
Eng. Ciceri. Festen 1853. Imp. Fol. 
Davon eine deutsche Ausgabe: Reise des 
Grafen E. Andrasy in Ostindien, Ceylon, Java, 
China und Bengalen. Mit denselben Tafeln und 
Holzschnitten. Pest, H. Geibel 1855). Imp. F01. 
2) Les chasses et le Sport en Hongrie. D'apres 
Poriginal hongrois de M. le Comte E. Andräsy. 
Trad. par Durrizlger et Schwiedlaxid. Mit 25 kol. 
Taf. Pest (o. Jf). lrnp. Fol. x 
Andratta. Joaquin Andratta: von einem 
so benannten älteren (aus dem 15. Jahrh. 7) spa- 
nischen Maler spricht nur ein Bericht über die 
Bilder des Eskurial zu Madrid im Kunst- 
blatte von 1822 (p. 83). Daselbst seien zwei Ge- 
mälde von ihm auf Holz ; eine Speisung der 
Fünftausend mit Brod und Fischen, mit vielen 
Figuren, in deren Mitte Christus, und ein hl. Hie- 
ronymus mit dem Löwen, dem er den Dorn aus- 
zieht. Die Formen, Gewandung und Landschaft 
sollen die grösste Aehrmlichkeit mit der altdeut- 
scheu Schule zeigen (also spanischer Maler un- 
ter llandrischem Einflussr). Neuere Nachrich- 
ten haben wir von den Bildern nicht erlangen 
können. 
äk 
Andre. Pierre Andre, schon 1455 als Hof- 
maler des Herzogs Karl von Orleans (grossen 
Beschützers der Künste und Wissenschaften) 
bezeichnet. Er arbeitete in Blois mit den Kalli- 
graphen Eliot Chcvreul. Jean Fouquere, Jean, 
Hemart, Nicolas Astezan und den Miniatoren 
Angelot de la Presse und Jean Moreau , die alle 
mit der Anfertigung der Manuskripte für die  
herzogliche Bibliothek beschäftigt waren. Wiei 
fast alle Maler jener Zeit, fertigte P. Andre alle, 
Arten von Kunstarbeit. So verzierte er mit Ge-l 
mälden und Wappen zwei neue Wagen für Maria 
von Cleve, die dritte Gemalin des Prinzen, so 
bemalte er mit Gold, Silber und Azur die Stein- 
statuen von Heiligen; endlich führte er den 
Waifenrock und die Standarte aus, die über den 
Sarg seines Herrn bei dessen Beerdigung in der 
Salvatorkirche zu Blois ausgebreitet wurden. 
Sein Name erscheint zu Ende des J. 1464 ver- 
bunden mit dem Titel eines Huissier de salle, in 
welcher Eigenschaft er einen Gehalt von 60 Livres 
bezog. Im J. 1484 wurde er Maler Ludwigs, Her- 
zogs von Orleans, ältesten Sohnes des Verstor- 
benen, der später König von Frankreich wurde. 
Endlich  und diese Nachricht ist für uns von 
besonderer Bedeutung  ergibt sich aus einer 
Rechnung der Stadt Tours, welche mit Sept. 
1471 beginnt, dass ihm die Summe von 110 Livres 
für ein grosses Altarbild der Geburt Maria, ge- 
malt in Gold und Azur, ausgezahlt wurde, das 
in der Schlosskapelle von Montils seinen Platz 
fand. Das Dokument spricht deutlich von einem 
Kunstwerk, und so nimmt P. Andre neben Jean 
Foucquet, Jean Perreal etc. seine Stelle ein. 
s. A. Champollion-Figeac, Louis et Charles, 
ducs d'Or1e'ans. Paris 1844.  De Labor-de, 
Les Ducs de Bourgogne. III. passim.  Grau d- 
maiäson, Les Arts en Touraine. Paris 1870. 
 2  
P Alex. Pinchart. 
Andre. Jean Andre (auch Andray), Ma- 
ler, geb. in Paris 1662,  1753 bei den Jakobi- 
nern der Strasse du Bac. Noch in jungen Jahren 
erwählte er den geistlichen Stand, nahm das 
Dominikanergewand an und iibte seitdem wäh- 
rend seines langen Lebens die religiöse Malerei 
aus. Da er zu dieser schon frühzeitig Geschick 
 zeigte, liess ihn sein Kloster zurAusbildung nach 
Rom gehen. Dort wurde cr der Schüler Carlo Ma- 
rattfs, mit dem er in dessen Hause in vertrauter 
lFreundschaft lebte.  Bei den Jakobinern der 
Strasse St. Honore und bei denen der Strasse 
du Bac führte er Fresken aus. Auch malte er 
verschiedene Gemälde fiir die Klöster seines 
Ordens in der Provinz: Jesus beim Pharisäer 
Simon für Lyon , Die Hochzeit in Kana und Die 
Brodvermehrung für Bordeaux. Zwei Gemälde, 
der hl. Vincenz von Paula, wie er Armen pre- 
digt, und derselbe Heilige von Engeln in den 
Himmel emporgetragen und von den Mönchen 
und Nonnen seines Ordens verehrt (s. Stiche 
N0. 18-20), waren für die Kirche St. Lazare in 
Paris bestimmt. Ueber andere Bilder s. das Ver- 
zeichniss der Stiche. In diesen Bildern erinnerte 
er an Lesueur und Jouvenet; doch bemerkte 
man an seinen Arbeiten mehr Geschicklichkeit 
als Erfindungsgabe, mehr Wissen als Schwung 
des Talentes. Auch malte er öfters berühmte 
Heilige, eine hl. Katharina von Siena, eine hl. 
Theresia auf den Kniecn vor dem Kruzifixe 
(letztere noch vor Kurzem in einer Kirche zu 
Rodez). Ferner ist bekannt, dass er die Bildnisse 
mehrerer berühmter Persönlichkeiten seiner Zeit 
gemalt hat. Die Stadt Rodez besitzt von ihm 
einen Pius V. auf den Kniecn vor dem Kruzifixe. 
s. auch das Verz. der Stiche No. 25. 
Andre war ein ziemlich geschickter Maler, 
doch ohne Eigenthiimlichkeit, daher er auch zu 
einem dauernden Ruf nicht gelangt ist. Doch 
waren mehrere geschätzte Künstler seine Schü- 
ler: Dumont le Romain, Chasle, Taraval. Sein 
Bildniss, von ihm selbst gemalt, befindet sich 
im Louvre. 
s. Brice, Description de la Ville de Paris. Paris 
1752.  Fiorillo, Gesch. der zeichnenden 
Künste. III. 266-267. -'La Chronique de 
l'Art et de la Curiosite. Paris 1863. p. 87.  
Arehives de PArt francais. III. 383. 
J. J. Guiffrey. 
Selbstbil dniss des Meisters (s. Text) im vier- 
ten Hefte der: Portraits inedits d'artistes fran- 
qais du Marqüis de Ohennevieres, herausgeg. 
von Vigneres et Rapilly. 
Nach ihm gestochen: 
1) Unbefleckte Empfängniss Maria. Gest. von Fil- 
loeuil. Fol. 
2; Besuch der Elisabeth. Gest. von G. E. Petit. 
3  Dass. Gest. von J. Jo hn son. Schwarzk. 
Bei Faber in London. Fol.
	        
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