Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

Samuel Amsler. 
seine eigenen Anlagen naturgemäss auszubilden; die plastische Darstellung vorherrschend, ohne 
zudem bedingte das plastische Werk Strenge das Malerische  da auch die Lokaltöne wieder- 
iind Treue der Behandlung, Unterordnung der gegeben sind  ganz auszuschliessen. Nur dass 
malerischen Mittel der Technik unter die cha- hier das Schwächliche, das im Ausdruck des in- 
raktervolle Wiedergabe des mit sicherem Ver- neren Lebens wie in der Farbengebung dem Ori- 
ständniss aufgefassten Originals. Amsler sah, ginalc eigen ist, auch der Stich nicht verleugnen 
dass hiezu seine früheren Versuche nicht aus- konnte. 
reichten, und zögerte nicht Studium und Arbeit Wie Amsler aber auch die lebendige Form 
gleichsam von Neuem zu beginnen. Er selbst vollständig zu erfassen, in ihren wesentlichen 
schrieb damals: nMeine jetzigen Arbeiten sind Ziigen sicher wiederzugeben und zugleich im De- 
VOn den früheren weit verschiedene. Daher ging tail durchzubildcn wusste, das zeigen seine Bild- 
er in seinen ersten Werken der Art in der Cha- nisse von Fohr, Pius VII. und Tliorwaldsen nach 
rakteristik und der Behandlung der Form bis eigener Zeichnung. Das bewiesen auch die in- 
zur Härte und Aengstlichkeit, war aber damit teressanten mit Bleistift scharf und fieissig ge- 
auf dem richtigen Wege zu seiner späteren Stich- zeichneten Bildnisse von Künstlern und bedeu- 
weise, welche Festigkeit, Strenge der Linie, tcnden Zeitgenossen (in zwei Rahmen; aus den 
Reinheit und Kraft der Modellirung mit einer J. 1818 und 1820) auf der Münchener allgemei- 
maßvollen Freiheit der Technik und mit Schmelz nen Kunstausstellung von 1858 ; darunter Cor- 
der Behandlung verbindet. Da Thorwaldsen den nelius, Koch, Architekt Hübsch, Fr. Rückert, 
Künstler so fortschreiten sah, übertrug er ihm Henriette Herz. Ausserdeni eine Anzahl Zeich- 
auch den Stich seines Alexanderzuges, obwol nungen nach Rafael (darunter die Grablegnng) 
schon vorher Bettelini und Marchetti denselben auf derselben Ausstellung, von unglaublicher 
gestochen hatten. Ihre elegante Arbeit hatte in Treue und Gewissenhaftigkeit, nur in der Be- 
der Feinheit der Zeichnungund ModellirungMan- liandlung vielleicht etwas zu mager. A. führte 
ches vermissen lassen. Dagegen zeigen die Blät- seine früheren Zeichnungen alle in Bleistift aus, 
ter Amslens jene Eigenschaften, welche vorziig- erst bei den letzten zur hl. Familie, Madonna 
lieh geeignet sind, die Werke Thorwaldsens Teinpi und dem 'l'riumph der Religion wendete 
wiederzugeben, und mit Recht ist bemerkt wor- er Tusche und Sepia an. 
den, dass sie zudem als Stiche vvollkoinmcn (1011 s. Neiij ali rsbl att der Kiiiistlergesellscliaft in 
Eindruck einer sorgfaltig vollendeten, hell und Zürich von 1850.  K11 nstblßtt. Stllttgßfi- 
kräftig beleuchteten Skulptur hervorbringen". 1336- P- 417- 1840- P- 444-  Kflllstblatt: 
    herausgeg. voii Eggers. 1851. p. 167. 
War auf diese Weise A. zum Meister in dem Notizen um Wesgdy a 
vorzugsweise plastischen Stich, dem Kartonstieh   
geworden, so gelang es ihm doch auch, den Cha- Bildnisse des Künstlers: 
Takt" von Gemälden mit feinem verständniss I] Briistb. nach einer Zeichnung von W. Kalli- 
und künstlerischer Hand auf die Kupferplatte zu back Gast von H_ MM, 133g FOL 
übertragen. Natürlich entsprachen ihm nur Auch als [Pitelporträt zur Biographie 
solche Meister, bei denen die Durchbildung- und Aiiislefs im Neujahrsblatt der Ziiricher 
Vollendung der Form das Kolorit beherrschen und Killlstlläfgßsellsßhaft - 1350 Vßfrvelldßt: 
der malerische Reiz die Schönheit der ersteren 2) T f"? (lest V0" 0' Üonzenbßch- Mlm" 
nur um so mehr hervorhebh vor Auen also Ra- giähflllldtlär. nach der leirhell Yeichnun Lith 
fael- Bleibt demnach auch hier die Richtung im  gfälplllß. von Urelli läiissli 8a Cb in Ziirfch gr  
Ganzen eine plastische, so wusste doch A. den 4] 3mm, A_ [human m Stahlgt 4'   
malerischenBedingungen nachzukommen, indem 
er die Taillen ergeitertei veistärkte ignd hver- a) von ihm gestochen, 
inanni faltigtc. as zeig e sc on sein tic der ,    
Madonäia Connestabile, dessen zarte und etwas I" Nach Femalden und Zliilchnullllg ehnä 
zaghafte Behandlung der noch gebundenen Weise 1) Joseph i {Trggfliiluglnf 0:102) Orangen u Sagm S: 
des jungen Rafael ganz entspricht Weiter aber Still; 1111m B. I-laiismann in Hannover. Das 
trieb er die malerische WiYkung in dem Stiche Freskogemälde in der Casaißartholdi auf Trinitä 
der Grablegung, ohne desshalb den Farbenaus- (11 Monte in Rom, gr. qu. F01. 
druck zu suchen und zu den breiteren und wei- I. Unvcllendete Probedrücke. 
ten Strichlagen der Neueren überzugelien; 61' 11- V01 alle! 50111" Nur i" höchstens 2'_ 
fiihrte auch hier die Stechweise der Alten durch, 3 ExPl- Sedrüflkt- 7 
um die Bestimmtheit und Strenge der Umrisse In Illglt (ltegrgizzseälcälglääf flsssäggnover Sches 
d? Qriginals zu erhaltfm und in fartem engem 2) Maria nhlilfsifem Ohristuskinde, la lVierge au 
massig gekreuzten S_tnch1agen' m den feläen livre, oder die Madonna des Conte Coiinestabile 
Biegungen der Linie Jede Form S9 klär 3115 m95" Staffa. Nach Rafael, in der Grösse des Origi- 
lißh wiederzueebßn- Dabei ist doch derVorßres nals gest. [Wildegg 1820.) 1821. kl. m. 
verschmolzen und eine harmonische Gesammt- 1_ V01- der Seim, d, h, die Widmung an den 
Wirkung erreicht. Das Gleiche gilt von dem Stich Conte Coniiestabile Staßa, mit angelegter, 
des grossen Gemäldes Overbeclds; auch hier ist oder Nadelsßhr. 
Meyer, Künstler-Lexikon. I. 84
	        
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