662 Antoni Amorosi Kaspar Amort.
Pierleone Ghezzi. Nach Mariette war er 1660
geb.; um 17 36 soll er noch gelebt haben. Er
begab sich früh nach Rom, um in den geistlichen
Stand einzutreten; widmete sich aber, aufge-
muntert und gefördert von Giuseppe Ghezzi,
dem Vater des Pierleone, der Kunst. Seine er-
sten Arbeiten waren Freskomalereien in Civita-
vecchia (im grossen Saal des Stadthauses: der
Papst Innocenz XII. empfängt den Magistrat der
Stadt; an der Fassade eine Madonna in der Glo-
rie). Er ging dann nach Rom zurück und malte
daselbst Altarbilder für verschiedene Kirchen
(S. Rocco, S. Maria in Cosmedin, S. Maria Egi-
ziaea), die ein kräftiges Kolorit zeigen.
Doch blieb er nicht bei solchen Darstellungen,
sondern schlug plötzlich eine ganz andere Rich-
tung ein, indem er sich gewöhnliche Wirthshaus-
und Dorfszenen aus dem Leben des römischen
Volkes zum Vorwurf nahm, dabei aber gern hei-g
tere Landschaften und architektonische Ruinenl
anbrachte. Derartige Bilder von ihm sollen einen
entschlossenen und gewandten Pinsel zeigen;
allein Mariette, der mehrere dieser "Bamboccia-i
dem zu Gesicht bekommen, findet umgekehrt
den Vortrag schwer, die Färbung ohne Verständ-
niss des Helldunläels und ohne Reiz, die Kom-
position gewöhnlich. Hinter den Holländern und
Flamändern stehen natürlich solche italienische
Genrebilder unendlich weit zurück. Zwei Dar-
stellungen der Art von A., Tanzende Bauern,
befanden sich in der Galerie Colonna zu Rom
(wahrscheinlich noch daselbst), verschiedene in
Privatbesitz zu As c o li und zu P e r ugia; zwei
sind im Museum zu S tookho l in , eines in Wil-
ton House in England (vielleicht N0. 3 der
Stiche). Ein durch schlichte Naturwahrheit an-
ziehendes Bild des Amorosi, ein schlafendes
Landmädchen in Lebensgrösse, besitzt die Ga-
lerie zu S ch leis sh e im (früher zu Düsseldorf).
Auch die Darstellung der Thicre in seinen
Bambocciaden wurde als naturwahr gcriihmt.
Von Seiten seiner Kunstgenossen wurde dem
Meister übel ausgelegt, dass er sich zu dieser
kleineren Gattung herabbegeben; er sei nicht
im Stande grosse Gemälde auszuführen, hiess
es, und beschäftige sich daher mit so niedrigen
Stoffen. A. soll sich (larauf dem historischen
Fach wieder zugewendet, aber nun vergebliche
Anstrengungen gemacht haben, auf diesem Felde
den verlorenen Ruf wiederzugewinnen. Dadurch
tief herabgestimmt und (lurch eine zahlreiche
Familie in seiner äusserlichen Lage bedrängt,
habe er sich nur noch mit der Restauration alter
Gemälde abgegeben. Unter dem Druck dieser
Verhältnisse sei er gestorben.
delle Pitture etc. in Ascoli. pp. 27.3 137.
Gambini, Guida di Perugia. p. 135.
i"
Nach ihm gestochen:
1) The Musiclan. Ein Sänger die Guitarre spie-
lend. Halbtig. Aus dem Kabinet Midleton. J. G.
Haid fec. Geschabt. Boydell exc. London 1764.
F01.
2) Girl and Chickens. Ein sitzendes Mädchen tränkt
eine Henne. Halbiig. Gest. von Will. Walker.
gr. Fol. Ebenfalls bei Boydell.
3) Boy and Birds Nest. Ein sitzender Knabe hält
Vögeln im Neste Kirschen vor. Halbtig. Gest.
von Will. Welker. gr. Fol. Ebenfalls bei Boy-
dell. Beide Bilder ehemals beim Herzog von De-
vonshire.
4] La Dormeuse. Schlafendes Mädchen, ehemals
in Düsseldorf, jetzt in Schleissheim. (liest.
von E. G. Thelptt. qu. Fol.
5) "Dass. Klein in llIechePs Düsseldorfer Ga-
leriewerk.
s. Heineken, Dict. Katalog, Winckler.
W. Engelmamt.
Amort (Ammort, am Orth), Künstlerfa-
milie in München.
Kaspar Amort, Maler, der Vater, geb. 1612
in dcr Jachenau (zum Stifte Benediktbeuern ge-
hörig) l T. März 1675, wahrscheinlich zu Mün-
chen. Er kam 1631 nach München, nachdem er
seine Jugend mit harter Bauernarbeit zugebracht
hatte, und lernte bei Johann Donauer Zeichnen
mit solchem Erfolge, dass er bereits 1633 mit
seinem Probestiick, Christus bei llrlartha und
Magdalena, auftreten konnte. In Folge dessen
erhielt er vom Staate eine Unterstützung, die
ihm eine Kunstreise nach Italien ermöglichte,
wo er insbesondere die Werke und Malweise des
Michelangelo da Caravaggio (Amerighi) studirte.
In sein Vaterland zurückgekehrt wurde er 1640
.in München Bürger und Meister und nach zwei
Jahren zum Hofmalei- ernannt. Er malte in der
Residenz einige Zimmer sowie den (jetzt ganz
erloschenen) architektonischen und reich ver-
zierten Schmuck der Fassade, mit dessen Er-
neuerung in einem der Höfe man jetzt wieder
begonnen hat. Dann nahmen verschiedene Kir-
Wchen seine Thätigkeit in Anspruch. So befindet
isich in der Frauenkirche in München auf dem
iAltar, genannt vzur Maria Rosen", ein Christus
erscheint dem hl. Thomas; in der Franziskaner-
lkirche zu Ingolstadt eine Kreuztragung, und in
der Kirche zu Flinsbach eine Steinigung des hl.
Stephan. Fiir die Ritterstube in München malte
er sechs Landschaften, wofür ihm 36 H. ausge-
zahlt wurden. Auch Landschaften mit Figuren
und Thieren kommen von seiner Hand vor.
L. Pascoli, Vite de" Pittori etc. Moderni. II.
209-211. Titi, Descrizione etc. di Roma.
1763. pp. 394. 466. Mariette. Abecedario
in: Archives de 'l'Art Frangais. II. Lanzi,
Storia Pittorica etc. lI. 227. Aedes Pem-
brochianae: A New Account etc. in Wilton-
Hause. 1784. p. 58. Orsini, Descrizione
Nach ihm gestochen:
f) Christus bei Martha und Magdalena. Anonym.
2) Die Mnsen und Pieridexl in einer Landschaft.
Links: Gas. Amort del. Jo. Schinagel fec. 4.
3) Das Titelblatt zu: Gonsilia Ig. Hiermairi M0-
nachii1673. C.Amort del. J. G. Waldreich sc.