Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

652 J. J. Amman  Bartolommeo Ammanati.  
angelds Giabmälern der Medieeer in der neuen 
Sakristei von S. Lorenzo. Bald zeigte er sich 
befähigt zu selbständigen Arbeiten. Unter sei- 
nen ersten Werken waren ein Relief mit Gott- 
Vater und einigen Engeln am Altar der hl. Mar- 
tyrer Ganaliel u. s. f. im Dom zu Pisa (bez: 
OPUS FAGTUM AN. SAL. MDXXXVI. MENSIS JA- 
NUARII; noch daselbst), eine Leda für den Her- 
zog Gilidobaldo II. von Urbino (nicht erhalten) 
und drei lebensgrosse Marmorstatuen für das 
Grabmal des Dichters Sannazaro in Neapel. Nach 
Urbino berufen, hatte er für den verstorbenen 
Herzog Francesco Maria in S. Chiara das Monu- 
ment zu fertigen, das indessen als zu kolossal 
aus der kleinen Kirche entfernt wurde und spä- 
ter zu Grunde ging. In Florenz wieder einge- 
trofen erhielt er dort einen grösseren Auftrag, 
der ihm aber nur zu Aerger und Verdruss aus- 
schlagen sollte. Als er für die Kirche S. Annun- 
ziata das Marmorgrabmal des Römers Maria Nari 
ausgeführt hatte, verhinderten besondere Um- 
stände und auch, wie es l1eisst, die Missgunst 
des Bandinelli seine Aufstellung, so dass die 
Statuen desselben zerstreut und an verschiede- 
nen Orten des Klosters untergebracht wurden 
(in der Kirche eine Statue des die Welt überwin- 
denden Glaubens). Dadurch war ihm der Auf- 
enthalt in der Heimat verleidet. Er ging aufs 
Neue nach Venedig, wo er diesmal einen vier 
Ellen grossen Neptun von istrisehem Marmor 
fertigte, der auf dem Markusplatze aufgestellt 
wurde, übrigens dort seinen Platz nicht lange 
behauptet zu haben scheint. 
Vor oder um 1544 begab er sich dann nach 
Padua; und hier fand er durch den reichen und 
kunstliebenden Rechtsgelehrten Marco Mantova 
Benavides mehrfacheBeschäftigung. Dieserhatte 
in seinem Hause, der heutigen Casa Venezze oder 
Arcmberg, eine kostbare Kunstsammlung; A. 
hatte als würdigen Eingang zu derselben einen 
triumphbogenartigen Bau, mit den Statuen des 
Jupiter und Apollo in den Seitennisehen, zu er- 
richten, sowie eine 25 Fuss hohe aus acht gros- 
sen Marmorblöeken zusammengesetzte Statue 
des Herkules (noch vorhanden, aber in sehr be- 
schädigtem Zustande). An der achteckigen Ba- 
sis waren sechs Thaten des Herkules in Basrelief 
dargestellt. Benavides selber war über den K0- 
loss entzückt; Palladio, Sansovino und andere 
ausgezeichnete Künstler, so schrieb er an den 
Erzbischof von Florenz, seien erstaunt über den 
grossen Erfolg eines so jungen Meisters in einem 
so schwierigen Unternehmen. Es war die Zeit, 
Wwo man das Grosse in dem Kolossalen fand und 
 die Kunst begonnen hatte mit der wuchtigen Dar- 
stellung der Körperformen zu prunken. Eine 
solche Kunst war mit den Absichten der Bestel- 
ler vollkommen im Einklang. Es ist ganz be- 
zeichnend, dass sich Benavides noch bei seinen 
Lebzeiten H" 1532) ein prachtvolles Grabmal in 
der Kirche degli Eremitani setzen liess, das sein 
eigenes Bildniss zeigt, die allegorischen Figuren 
6 Jean Leck, Philosoph (der eng-   
)1isehe Philosoph John Locke?) vääziggäan 
7) Hugo Pelletarius, Jurist. angefühm 
S) Christ. Math. Pfad, Theologe. 
9) Gabriel Schwederius, Jurist, Prof. in Tübingen 
1648- 1735.. Gürtelb. in ovaler Einfassung. 
Ecee Virum  ipse suum. Joh. Amman sculp. 
Scaphus. Fol. 
s. F ü s s l i, Künstl.  Lex. II. und Zusätze.  
Heine k e n, Diet.  N a g 1 e r, llrlonogram- 
misten. III. 1882. 
1. Wessety. 
Amman. J. J. Amman, sonst unbekannter 
Künstler des vorigen J al1rl1., radirte : 
Landschaft. Dorfgasse, vorn ein Mann mit einem 
Pferd. J. J. Amman. P. A. srulp. M. Apr. 1771. 
W. Schmidt. 
Amman. s. auch Ammon. 
Ammanati. Giovanni Ammanati (oder 
de Ammannati) von Siena, machte 1331 mit dem 
Tischlermeister Giovanni Talini die Zeichnun- 
gen zu dem schönen Holzmosaik an den Chor- 
stühlen des Doms zu Orvieto, das unter seiner 
Oberleitung ausgeführt wurde. Noch 1350 war 
er Obermeister bei dieser Arbeit. 
s. Della Valle, Storia del Duomo di Orvieto. 
pp. 109. 115. 275. 282. 
Fr. W. Unger. 
Amlnanati. Bartolommeo Ammanati 
(Ammannati), Bildhauer und Architekt, einer 
der namhaftesten Meister in der Uebergangszeit 
von der Renaissance zum Barockstil, der zur 
Ausbildung des letzteren wesentlich beigetra- 
gen hat.  
I. Sein Leben in Venedig, Florenz und Rom. Seine  
plastischen Arbeiten. Ammanati als Bildhauer. 
Er war der Sohn eines Antonio di Antonio zu 
Settignano bei Florenz, geb. den 18. Juni 1511. 
Im zwölften Jahre verlor er seinen Vater. Da. 
ihn, wie Baldinucei berichtet, die geringe Hin- 
terlassenschaft desselben zur Wahl eines Beru- 
fes nöthigte und er zur Bildhauerei besondere 
Neigung fühlte, begab er sich zu Baceio Bandi- 
nelli in die Lehre. Indessen so ganz gering war 
die Hinterlassenschaft nicht; sie bestand in 
einem Gütchen im Werthe von 300 Dukaten und 
einem Hause, das etwa das Doppelte werth war; 
die Noth war es also sicher nicht, die ihn in 
erster Linie der Kunst zutrieb. Bei Bandinelli 
blieb er nicht lange; er hörte von dem grossen 
Erfolge, mit welchem Jacopo del Sansovino in 
Venedig arbeitete, fühlte wol auch was seinem 
Meister Baoeio trotz allen Ansehens , in dem er 
stand, zum grossen Künstler fehlte, verliess da- 
her dessen Werkstatt und ging zu Sansovino 
nach Venedig. Nachdem er sieh dort für seine 
weitere Ausbildung tieissig umgethan (wobei er 
sich mit anderen Schülern Sansovinds an den 
plastischen Arbeiten für die Bibliothek S. Marco 
betheiligt haben soll), kehrte er nach Florenz 
zurück und studirte nun vorzüglich nach Michel-
	        
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