Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

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J 0st Amman. 
für Frosehauer thätig war, wie aus seiner" 
Zeichnung des Buehhändlersymbols erhellt, das 
Froschauer den von ihm verlegten Werken nach  
damaligem Gebrauch beizufügen pflegte. Verz. 
der Holzschn. N0. 184. Im J. 1560 siedelte er 
nach Nürnberg über, wo er bis zu seinem Tode 
verblieb. Hier entwickelte er nun eine umfas- 
sende künstlerische Thätigkeit, die sowol durch 
die Vielseitigkeit des Meisters als durch die 
Masse dessen, was er zu Stande brachte, stau- 
nenswerth ist. Vorerst wird er nur mehrere 
seiner nicht datirten Einzelblätter herausgege- 
ben haben, bis sich durch die vom Kupferstechcr 
Steph. Herman in Ansbach herausgegebenen 
Blätter sein Ruf weiter verbreitete und ihm 
viele Bestellungen eintrug. Hier trat er auch 
mit Virg. Solis in Verbindung und gab mit ihm 
die Folge der französischen Könige auf Kupfer 
heraus; den Zeichnern und Formschneidern 
Hans und Martin Weigcl stand er gleichfalls 
nahe. Den grössten Einfluss auf seine Thätig- 
keit hatte aber seine Bekanntschaft mit dem be- 
rühmten Buchhändler und Kunstfreund Sigmund 
Feierabend in Frankfurt a. M. A. hat für diesen 
jedenfalls schon 1563 oder 1564 zu arbeiten 
begonnen, da in der von Feierabend verlegten 
Frankfurter Bibel von 1564 schon Holzschnitte 
von unserem Künstler vorkommen. Ein Viertel- 
jahrhundert lang war er dann für diesen Ver- 
leger unermüdlich thiitig, und wie dessen 
Werke die grösste Verbreitung fanden, so 
wurde nun auch der Künstler in den weitesten; 
Kreisen bekannt. 
A. soll auch die Malerei in Oel und auf Glas 
geübt haben, doch lässt sich kein derartiges 
Werk von ihm mit Sicherheit nachweisen. Auf- 
fallend ist, dass sich vcrhältnissmässig so we-i 
nige von seinen Zeichnungen erhalten haben, 
wenn es nämlich wahr ist, was Sandrart den 
Schüler Amman's, Georg Keller, von seinem 
Meister sagen lässt, dieser habe während seiner, 
Kellers, vierjährigen Lehrzeit so viele Stücke 
gezeichnet, dass sie kaum auf einem Heuwagen 
hätten fortgeführt werden können.  Das künst- 
lerische Hauptverdienst Ammans besteht in der 
Illustration für den Holzschnitt. Obgleich er 
auch die Radirnadel mit Geschick handhabte und 
uns mehrere werthvolle Arbeiten, besonders 
Bildnisse, in dieser Form hinterlassen hat, so 
bewährte sich doch sein Talent hauptsächlich in 
der Zeichnung für den Holzschnitt. Da zu jener 
Zeit die Formstecher eine eigene Zunft und zwar 
von zahlreichen Mitgliedern bildeten, so lieferte 
der Künstler meistens nur die Zeichnung (oft auf 
dem Holzstock selbst), die der Formstecher 
mehr oder weniger künstlerisch ausführte. Das 
wird auch bei Amman der Fall gewesen sein. 
Dass er aber selbst das Schneiden verstanden 
und zuweilen geübt hat, erhellt aus dem Schnei- 
demesser, das er manchmal seinem Mono- 
gramme beifügt; und gerade die Blätter, auf 
denen dasselbe sich findet, zeigen mehr künst- 
lerischen Charakter und eine schärfere Be- 
stimmtheit der Zeichnung. Z'u ihnen gehört ins- 
besondere die Folge der Kartenblätter, die ganz 
das Gepräge der Eigenhändigkeit des Schnittes 
an sich tragen. 
A. war mit seltenen Gaben ausgestattet, 
die seine wunderbare Betriebsamkeit uner- 
miidlich auszubeuten wusste. In einer besseren 
Zeit und unter günstigeren Verhältnissen, die 
ihm eine höhere Aufgabe als die Hiichtige Illustra- 
tion gestellt hätten, wäre er ohne Zweifel eine 
Zierde der deutschen Kunst geworden. Aber 
indem er alle Kräfte dem Illustrationswesen 
widmete und der vielfachen Nachfrage in diesem 
Fache rasch genügen musste, fand er die Zeit 
nicht, die Natur gründlicher zu stndiren, und 
ebenso musste diese Schnellzeichnerei der 
künstlerischen Durchbildung Eintrag thun. So 
kam in seine Darstellungen eine stehende Ma- 
nier, die freilich auch in dem allgemeinen Cha- 
rakter der damaligen Kunst begründet war. 
Doch behalten seine Blätter immer den grossen 
Werth, uns ein wahres und lebendiges Bild jener 
Zeit zu geben und so zur Kulturgeschichte der 
Epoche einen wesentlichen Beitrag zu liefern. 
Seine Schilderung erstreckt sich auf die ver- 
schiedensten Gebiete des Daseins, sowol auf die 
Beschäftigungen im friedlichen Kreise der Fa- 
milie als auf die stürmischen oder abenteuer- 
lichen Szenen des Kriegs- und Lagerlebens; er 
weiss alle Stände in der Mannigfaltigkeit ihrer 
Berufsarten vorzuflihren und überall in Kleid 
und Sitte das Charakteristische der Zeit treifend 
hervorzuheben. 
Wie schon bemerkt, sind die noch erhaltenen 
Handzeichnungen des Künstlers nicht so häuüg, 
als man glauben sollte. Die Aechtheit der in 
verschiedenen Auktionskatalogen erwähnten 
Blätter ist zumeist zweifelhaft: gewöhnlich sind 
die Bezeichnungen der Besitzer ohne Kritik auf- 
genommen. Einzelne der durch Stich oder Pho- 
tographie verötfentlichten Zeichnungen (s. im 
Verz. b).  Im Berliner Kupferstiehkabinet 
ündet sich eine reiche Anzahl fast durchgehends 
lleissig ausgeführter Originalzeichnungen (Fe- 
der); wir führen die vorzüglichsten hier an. Sie 
sind sämmtlich in 4., wo nicht ein anderes Maß 
angegeben ist. 
Ein Quartbüchlein, stammbuchartig eingerich- 
tet,-im J. 1615 im Besitze des Georg Püntzing, 
enthält von unserem Meister eine Vignette, ein 
Wappenschild, 6 Bll. Kinder, einzeln mit Früch- 
ten, oder in Gruppen. Ferner: Abraham will 
Isaak opfern.  J udith mit dem Kopf des Holo- 
fßfnßs, ganze F ig.  H1. Hieronymus mit dem 
Löwen.  9 mythologische Bll : Ikarus, Fama, 
Pomona, Venus, Ganymed, Vulkan, Neptun, 
Mars Venus und Amor, Herkules.  2 Bll. Rei- 
tende Soldaten.  Ein Fahnenträger.  Drei 
Bll. Landsknechte (Studien zum Reissbiich- 
lein).  2 Bll. Allegorien.  Der von drei Hun- 
den angefallene Hirsch, braun schattiit. 
	        
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