Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

606 Ambrogio da Milano. 
 
im Korridor und verschiedene Thüren, wovon zu Urbino eine ansehnliche Persönlichkeit gewe- 
diejenige der Sakristei und eine andere mit far- scn und besonderes Geschick in der Verfertigung 
bigem Grund unter der plastischen Verzierung, mathematischer Instrumente gehabt haben soll, 
endlich die Kamineinfassungen. Unter den der Vater desMalers Federigo Baroccio war. Hier- 
letzteren ist eine von ganz eigenthümlicher aus ergibt sich auch, dass Ambrogio in Urbino 
Schönheit zu erwähnen: sie hat am oberen Fries sich dauernd niedergelassen hatte und, da Vale- 
auf blauem Grunde eine Reihe tanzender und rio ein schönes Erbe erhielt, daselbst in guten 
musizirender Amorinen, an den Pfosten befiü- Umständen lebte. Er hatte im Ganzen fünf Kin- 
gelte mit Vasen, aus denen Rosen und Nelken der, wovon die eine Tochter Caterina im J. 1502 
hervorspriessen; das Ganze von solchem Reiz den Maler Girolamo Genga heiratete. 
der Erfindung und Ausführung, dass (wie auch Ganz sicher ist es freilich nicht, dass Ambro- 
Perkins meint) selbst die beste venezianische gio, der Bildner der schönen Ornamente im Pa- 
Renaissance kaum Gleiches aufzuweisen hat. laste zu Urbino, derselbe gewesen, wie Ambrogio 
Dass diese Arbeiten im neuen Palaste von Am- Barocci. Als Hauptbeweis gilt, dass auch dieser 
brogio da Milano herrühren, dafür findet sich Bildhauer gewesen; man weiss, dass er die oben 
schon ein Zeugniss in der Reimchronik des zeit- erwähnten Relief -Entwiirfe des Francesco di 
genössischen GiovanniSanti, des Vaters Rafaels, Giorgio in Marmor ausgeführt hat. Nun erweist 
welche die Regierung des Herzogs Federigo ver- sich aber unser Ambrogio, wie schon bemerkt, 
herrlicht. Die Stelle : in seinen eigenen Arbeiten als vorzüglichen Mei- 
     , ster, und man könnte zweifeln, ob ein solcher 
Ainbioslo. da Nina? dl am e. n Pales? sich jemals zur blossen Ausführung fremder 
L1 nnrabil foghami, ond egli agguagha       
(m antichi in Ciö am  Zeichnungen beigegeben hatte. Da lndessendiese 
Reliefs, welche in 72 Marmortafeln ursprünglich 
nennt ausdrücklich unseren Meister als Urheber an der Fassade des Palastes angebracht waren, 
des Arabeskensohmucks. Man hat zwar behaup- seit 1756 aber in den inneren Korridoren aufge- 
tet, die Erfindung und der Entwurf derselben stellt sind, eine Menge von Kriegsmaschinen und 
seien von Francesco di Giorgio (Martini) von anderen bei der Architektur gebräuchlichen Ma- 
Siena, und nur die Ausführung von Baroccio schinen darstellen, so hat es nichts Unwahr- 
dem Aelteren, dem Vorfahren des Malers Fed. scheinliches, dass ein Festungsbaumeister wie 
Baroccio, der mit dem Ambrogio von Mailand Francesco sie erfand und der Bildhauer, der vor- 
eine und dieselbe Person sein soll (nach Passa- zngsweise für den Herzog beschäftigt war, mit 
vant soll dies auch Baldinucci berichtet haben; seinen Gehülfen sie ausführte. Dies mag dann 
doch habe ich eine solche Stelle in dessen Wer- zu der weiteren Annahme , dass Ambrogio auch 
ken nirgends finden können). Francesco, der als seine ornamentalen Reliefs nach den Zeichnun- 
Ingenieur und Festungsbaumeistcr für den Herrn gen Franceseds gefertigt habe, die Veranlassung 
von Urbino viel beschäftigt war, hat allerdings gegeben haben. 
für dessen Palast auch Reliefs entworfen, von Ambrogio hatte mithin den eigentlichen Sitz 
denen gleich weiter die Rede sein wird ; allein seiner Thätigkeit in Urbino; doch finden wir ihn 
dieselben zeigen eine ganz andere Kunstweise, im J. 1475 auch in Ferrara beschäftigt, zur Zeit 
als jene Ornamentation der Fenster und Kamine. also, wo er mit der Ornamentation des Palastes 
Diese rührten offenbar durchweg von einem und zu Urbino schon begonnen hatte. Er erwies sich 
demselben Künstler her, wenn dieser auch zur hier für die monumentale Kunst nicht weniger 
Ausführung Gehülfen zugezogen haben mag. tüchtig, als für die Ornamentation. Von ihm ist 
Zudem zeigen die Werke, die wir sonst von das Denkmal des Lorenzo Roverella, des Arztes 
Ambrogio kennen, einen so vortrefflichen Mei- Ju1ius' II. und späteren Bischofs von Ferrara 
ster, dass es undenkbar ist, er habe eine rein (1-1475), in der Kirche S. Giorgio daselbst; es 
künstlerische Ornamentation nach fremdem Ent- trägt die Bezeichnung: AMBROSII MEDIOLANEN- 
wurf ausgearbeitet; und endlich wurde Fran- srs OPUS 1475. Die Anordnung ist nach der 
cesco di Giorgio erst nach 1477, als jener Weise der toskanischen Grabmäler, die pla- 
Schmuck wol schon in voller Arbeit war, vom stische Ausstattung im besten Stile des Quattro- 
Herzogs nach Urbino berufen. cento. In einer gewölbten Nische liegt auf dem 
Eine andere Frage ist, ob unser Ambrogio Sarkophag die Gestalt des Bischofs,darübei' Ma- 
wirklich der Vorfahre des Malers Fed. Baroccio donna mit dem Kinde und anbetenden Engeln in 
gewesen. Die Angabe Baldinuccis, die auch einem Medaillonrelief. Auf dem Giebel über der 
über die Nachkommen des Ambrogio Auskunft Bogennische erhebt sich die Gruppe des hl. Ge- 
gibt, sowie die Ergebnisse der Nachsuchungen, org mit dem Drachen, während auf jeder Seite 
welche Pungileoni (s. Literatur) in den Archiven der Nische fünf Heiligenstatuen angebracht sind. 
von Urbino anstellte, scheinen eine solche An- Perkins findet ausser den florentinischen Mei- 
nahmc zu bestätigen. Darnach hatte der Enkel sterwerken dieser Zeit kein Denkmal so schön 
Ambrogids, Marc Antonio (aus der Ehe seines in der Zeichnung und so frei von Manier; die 
natürlichen Sohnes Valerio mit einer Apollina) technische Behandlung ist durchausbewunderns- 
zwei Söhne, von denen der Eine, Ambrogio, der werth. Und so zeigt sich Ambrogio auch in die-
	        
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