Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

 Albrecht Altdorfer. 537 
dengemeinde, neben anderen hiezu Verordncten, Rathu zu Regensburg gewählt, was auf das hohe 
deren Vertreibung aus dieser alten Reichsstadt Ansehen schliessen lässt, zu dem er damals ge- 
ankiindigen musste,  ein Ereigniss, das in langt war. Er bekleidete diese Ehrcnstelle bis 
ganz Deutschland grosses Aufsehen erregte. Die Zll Seinem Tode; ebßnßß das Amt 611168 Städti- 
Theilnahme, die A. an diesem ungewöhnlichen sehen Baumeisters. In letzterer Eigenschaft 
Vorfalle nahm, hat er in verschiedener Weise 17311116 Altdütfef lllltßlütnderßm den Welllstadel, 
kundgegeben. So hat er die vRegensburggr Sy- sowie das Fleisch- und Schlachthaus zu Regens- 
nagogec noch unmittelbar vor ihrer Zerstörung bllrg (1527) , davon sich übrigens nur das letzt- 
durch die fanatisirte Bürgerschaft in ihrer vor- gßnallntß Gebäude bis auf unsere Zeiten erhal- 
maligen Bauform und inneren Einrichtung in ten hat. Den ehemaligen vMarktthurmc scheint 
zwei Blättern, die mit entsprechenden Ueber- 61' auch geballt 111 haben, da 491'311 ehemals eine 
schriften versehen sind, dargestellt (s. Stiche bleieflle Tafel befestigt W313 Welche die In" 
No. 70 und 71). Beide Stiche, in früheren Jahi-yh schrift ALBRECHT ALTORFER PAUMEISTER. 1535. 
zu Regensburg sehr verbreitet, zählen jetzt zu kommenden Zeiten überliefern 
den grössten Seltenheiten. Von dem Friedhofe  sollte. Zu jenen Bauten wurden, 
der Juden, der gleichfalls im J. 1519 gänzlich ' wie uns die Chroniken berichten, 
zerstört wurde, nahm er, zur Erinnerung an die- Judengrabsteine verwendet. Das Fleischhaus er- 
ses Ereigniss, eine Reihe von Judengrabsteinen weist sich heute noch, nach mehr als 300 Jah- 
an sich, die noch grösstentheils in seinem ehe- ren, als ein solider und zweckentsprechen- 
maligen Wohnhausc E. 157 und zwar als Piia- der Bau, der auch bezüglich seiner Anlage 
stersteine vorhanden sind. Als dann, nach dem und Durchführung geläuterten Geschmack ver- 
Abbruche der Synagoge, auf ihren Ruinen eine räth, soviel sich solcher, bei der Bestimmung 
Wnllfehi-gekii-ehe "zur schönen Marias (die jetzige dieses Gebäudes, überhaupt entwickeln liess. 
protestantische Neupfarrkirche) errichtet wor- Von sonstigen Bauten dieser Art, die unter 
den, erhielt Altdorfer den Auftrag, für sie eine Altdorfens Leitung entstanden sind, hat sich 
nFahnß mit dem lüarienbilde und Stadtwappen" keine Nachricht erhalten.  Im J. 1528 war der 
zu fertigen. Zu jener Zeit (1519-1522) malte ei- Meister besonders im nFriedgerichteu zu Regens- 
auch ein Votivbild (zum Zeichen für das Wun- burg thätig, in welcher Stellung er verschiedene 
der, welches die schöne Mai-in an einei- zum Parteizwiste, unter Anderem zwischen zwei 
Wassertode unschuldig verurtheilten Person ge- Rathsherrn Wolfgang Limpeck und Hans Wie- 
than hatte), wofür er eine Verehrung von 8 fl. landt schlichtete. Auch wollte man ihn aus be- 
erhielt. Nach anderer Annahme hätte er nur sonderem Vertrauen für das Quartal Emmerani 
einen Holzschnitt zu Ehren dieses Wunders ver- bis Geburt Christi zum vCammererK d. i. Bür- 
fertigt, von dem jedoch kein Exemplar mehr germeister wählen. A. machte jedoch dagegen 
existiren soll  Ferner entwarf er damals die die drillgelldßtßn Vüfßtellllllgßll und Bitten K91- 
Zeichnung zu einer Münze (vGoldguldenc) für die tend, da 61' für den Herzog Wilhelm Von Bayern 
Stadt Regensburg, verzierte einen Ablassbrief ein grosses Werk (die Alexanderschlacht) zu 
für die Kapelle zur Dschönen Marias mit Male" fertigen übernommen und es in Bälde zu liefern 
reien, sowie einen Vorhang zu ihrem nHeilig- versprochen hatte. Ungern machte man, wie 
thmnu und endlich die Kanonen (d. h. deren La- der Chronist Gumpelzhaimer versichert, für die- 
fetten) der Reichsstadt mit deren Wappen. ses Mal eine Ausnahme und erliess ihm den An- 
Nach Rettbergs Nürnberger Briefen (p. 165) tritt der zugedachten Ehrenstelle. Dagegen 
hätte A. im J. 1522 auch noch das wschöne Bild- wurde er in den J. 1529-1530 wieder stark als 
niss der Barbara von Blombergu gemalt, welches vBauherrc in Anspruch genommen, da es galt 
noch 1846 in der nun gänzlich zerstreuten Ge- die Reichsstadt gegen die Türken zu schützen. 
mäldesammlung des Handelsassessors Kränner in Unter seiner Aufsicht entstand damals die rüsten- 
Regensburg sich befand, später aber um 40 fl. Pasteyu und die "Eisengredu (wo Eisengeräthe 
an einen bekannten Antiquar verkauft wurde und Geschütze aufbewahrt wurden), sowie auch 
und seitdem förmlich verschollen ist. Hier iin- dienKreuz-Pasteyc, derenBau viel Mühekostete, 
det jedoch bezüglich der Person, welche das da sie einmal wieder einiiel. Auf dem vGedenk- 
fragliche Porträt darstellen soll, unzweifelhaft steinn, der an dieses Befestigungswerk und an 
ein Irrthum statt. Die Barbara Blomberg kann die Belagerung von Wien durch die Türken im 
das Bild nämlich, wenn die Zeitangabe richtig J  1529 erinnert, ist auch Albrecht Altdorfefs 
ist, aus dem Grunde nicht darstellen, weil diese Name neben dem der übrigen Rathsherrn ge- 
schöue Regensburgerin (Don Juan d'Austria's nannt. Von seinen sonstigenErlebnissen aus die- 
Mutter) auf einem um 24 Jahre später gefertig- ser Zeit wissen wir nur noch, dass er im J. 1529 
ten Relief von unbestreitbarer Aechtheit (aus einer der Vormiinder von den Kindern des sel. 
dem J  1546) noch vollkommen jugeudiieh er- Meisters Niklas Vischbach war und zu Anfang 
scheint, also 1522 kaum geb. sein konnte.  des J. 1530 von einem ihm gehörigen Wein- 
Endlich fallt auch wie bemerkt der Verkauf sei- berge, Altenpach genannt, den er unterhalb des 
11er vGartenwvohnungu in das J  1522. Ortes Stauf besass, den Grundzins, welchen er 
Vier Jahre später wurde A. in den ulIlIIGYBII an die Kapelle unseres Herrn zu zahlen hatte, 
Meyer, Künstler-Lexikon. I. 53
	        
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