Alsloot.
schiesst. Dieses Bild, schreibt mir ein belgischer die Breite des Bildes. Die Handwerke sind da-
in Madrid sich aufhaltender Künstler, Herr C. rauf nach Nationen gruppirt; Jedes derselben
de Haes , ist von einem breiten Stile und einem an den Fahnen und Abzeichen der Körperschaft
kräftigen Kolorit und bekundet einen mit allen erkenntlich, welche zwei bunt gekleidete Diener
Mitteln seiner Kunst ausgerüsteten Meister. Die an der Spitze einer langen Stange tragen. Alle
Staüage scheint ihm von einer viclgeschicktcrcn Meister sind schwarz gekleidet. Inschriften in
Hand als die der folgenden Bilder; sie ist also sehr unorthographischem Französisch sind über
wahrscheinlich von H. de Clcrck. Das ziveite jeder Gruppe angebracht und benennen die ein-
Bild ist auf Holz gemalt und ist ohne Bczeich- schlägigen Gewerbe und die Anzahl der Meister,
nung wie das vorhergehende. Es stellt einen welche die betreffende Gilde damals hatte. So
Fastnachtszug auf dem Eisc dar mit einer Menge zahlten die Maler, mit Einrechnung der zu ihnen
Figuren zu Fuss und Wagen: die Szene geht gehörigen Glaser und Goldschläger,hundertund-
unter den lllauern einer Stadt vor. Sollte dieses zwanzig Mitglieder. Der Hintergrund des zwei-
Gemiilde eines der beiden Winterstücke sein, ten Bildes veranschaulicht den vor dem Rath-
welche in dem spanisch verfassten Inventar der hause liegenden Theil des Platzes, dessen Bau-
am Ende des 17. oder ganz am Anfange des lichkeiten, das Haus des Königs ausgenommen,
18. Jahrh. im Palast zu Brüssel befindlichen durch die Beschiessung vom J. 1695 zu Grunde
Bilder als Werke Van Alsloots erwähnt werden, gingen. An den Fenstern dieses Gebäudes hän-
und die der Kurfürst von Bayern, Max Ema- gen die Fahnen der Zünfte, alle mit dem aus
nuel, damals Statthalter der Niederlande, mit zwei knorrigen rothen Stäben gebildeten bur-
sich nahm (llevö con sigo), um sie dem König gundischen Kreuz. Wappenschilder mit den
darznbringen (para prescndar a S. M.) , zu glei- Daten 1601, 1606, 1607, 1615 und 1616 hängen
eher Zeit mit dem Bildniss des Philibert Ema- an der Fassade. Die Spitze des Zuges, aus einem
nuel von Savoyen von A.Van Dyck und mitWer- die Hölle darstellenden und von mehreren Dä-
ken von J. Brueghel und H. de Clcrck? Leider monen begleiteten Wagen bestehend, wendet
ist das Inventar nicht datirt. Unter den Gemäl- sich in die Strasse de la Collinc; und die ganze
den, deren der Palast damals beraubt wurde, Prozession, begleitet von städtischen Schützen,
finden sich noch erwähnt Ein Bacchus und das die in zahlreiche Haufen abgetheilt sind, zieht
Bildniss einer läönigin von Frankreich ade] (liebe sich auf dem Bild in vier Reihen hin. Nach der
lnagstfea, vom besagten Meister, In dem Inven- Hölle und der ersten Rotte der Stadtsöldner, die
tar scheint sich letztere Bezeichnung auf Van ihre Musketeil losbrennen, erscheint die hl. Gu-
Alsloot zu beziehen, und dieser also wäre der dula(die Schutzheilige von Brüssel) in der Tracht
Urheber jener Werke. Allein es ist wenig wahr- der damaligen edlen Frauen, mit Halskrause
schcinlich, (lass dieser, der sich öfters seine Staf- und grossem Schleppkleide, dessen Ende von
fagcn von anderen Meistern malen liess , grosse drei Mädchen getragen wird; zu ihrer Seite ein
Figurenbildcr ausgeführt und dass ihm, dem kleiner Teufel, der sich der Legende gemäss
Landschafts- und Gcnremaler, eine Königin von bemüht mit einem Blasebalg die Laterne, Welche
Frankreich gesessen habe. Vielleicht geht jene Gudula in der Hand trägt, auszulöschen. Die
Bezeichnung auf einen der anderen genannten Mitglieder der Innungcn sind zu Fuss, in Grup-
Meister, z. B. Van Dyck, von dem ganz wol die peu, in ßßhWarzer oder reich verzierter Tracht
beiden Bilder herrühren könnten. und bewaffnet theils mit Hellebarten oder Lan-
Die beiden anderen Bilder des Museums zu zen, theils mit Piken, Bogen oder Armbriisten
Madrid, auf Leinwand, sind von grossem Um- u. jede Innung mit ihrenVorstiinden, ihrem
fange, 13 kastilischc Fuss 7 Zoll breit und Standartentriiger und ihrem angestellten Nar-
4 Fuss S Zoll hoch. Sie stellen den Aufzug der ren; ihr voraus schreiten Pfeifer und Tambu-
Ziinfte und den der militärischen Genosscn- rinschliiger. Vor der Gilde der Fechter (Escri-
schaften von Brüssel auf dem vGrossen Platze mc11rs?)gel1en derhl.MichaelundLucifer;die der
daselbst vor, und nicht, wie der von Madrazo Büehsenschiitzen,welcher die Bogcnschiitzen fol-
herausgegcbene Katalog sagt, einen öffentlichen gen, ist von einem riesigen hl. Christophorus, das
Platz zu Antwerpen. Diese merkwürdigen Ma- J csuskind auf den Schultern, begleitet; die kleine
lereien, von denen eine die Folge der anderen Gilde der Armbrustschiitzen von einem Drachen,
bildet, verdienen eine längere Beschreibung. den die hl. Margarctha lenkt, welcher vier
nLEl, premiere pieseu, nach der vom Künstler im- kleine lllädchen die Schleppe tragen ; hinter dem
ten in rothen Buchstaben angebrachten Inschrift, Unrhißr der hl- Georg 1711i dem Zullftbilrlrler 11m1
auf dem sich der Zug der Handwerke in der Zahl Sein Sßhildknappe, beide mit Fßdßfbllßßh und
von 45 dargestellt findet, hat als Hintergrund Helm. Zuletzt kommt (lIO grosse Gilde der Arm-
die Strasse de la Colline und die Häiuserreihe brustschützen mit einemWßgßn, darin eineF m11,
an der östlichen Seite des Platzes (viele dieser ein rßthgeputzter Narr und ein Sßhwarzgeklei"
Hüuser gehörten Genossenschaften, die dort ihre deter Schreiber, umgeben V011 500115 Oder Sieben
Versammlungen hielten). Der Zug beginnt an jungen Narren 1111511153? hier und da tragen. einige
dem Brunnen des Fischmarktes und entfaltet Vorstände und Knechte die charakteristische
sich in zwei Reihen, er windet sich fünfmal durch Wage der Innung- Die Menge der Männer,
Meyer, Künstler-Lexikon. I. Q7