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Tommaso
Aloyääa
ben, wandte sich das Preisgericht an den König,
der darauf den Künstler mit dem Verdienst-
Kreuze auszeichnete. Auch ernannte ihn 1859
die königliche Akademie zu ihrem wirklichen
Mitgliede, eine Ausnahme, die ausser ihm nur
noch zu Ehren Morgheus gemacht worden.
Die Stiche Aloysids wurden sehr geschätzt
und auf den internationalen Hauptausstellungeni
ausgezeichnet; so in Paris 1855, in London 1861
und in der Italienischen von 1861. In letzterer
ertheilte das Schiedsgericht für die Abtheilung:
des Zeichnens keine Preise, weil die besten Lei-l
stungen dieser Gattung ausserhalb des Konkur-l
ses standen, indem A. zur Jury selbst gehörte.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1867 wur-
den Aloysio wie auch Calamatta übergangen.
Eine Stelle aus dem Briefe, welchen bei dieser
Gelegenheit Henriquel Dupont an den Künstler
schrieb, ist nicht ohne Interesse: vlaurais etc
heurcux de vous donner la nouvelle d'une reeom-
pense accordee a un travail de eette importance
(die Madonna nach Rafael); mais malheurcuse-
ment les ouvrages serieux ne sont pas appre-
eies par des juges qui se laissent seduire par les
ouvrages d'un tres-petit genre; les medailles
ont sie distribuees en tres-grande partie aux,
graveurs a Peau-forte, aux graveurs sur boisÜ
Un jury nomme par le tres grand nornbre d'ar-
tistes des gcnres secondaires, devait amener ce
triste resultata. Aloysids Grabstichelarbeiten
bekunden einen Künstler, der unermüdlich und
ohne auf Gewinn auszugehen das Höchste an-
strebt. So die in Stahl gestochenen Bildnisse
des Rubens und des Van Dyck, das des Generals
Filangeri, das des Rembrandt in Mezzotinto;
ferner die Porträts der Herzogin von Castel
Brolo und der Fürstin von Monte Vago und ins-
besondere die Bildnisse Pius' IX. und der Mar-
chesin Sant' Angelo, beide letzteren vom Künst-
ler selbst nach dem Leben gezeichnet und in der
sorgfältigsten Weise gestochen. Ferner stach
eiy-auf Bezahlung verzichtend, das Bildniss
des Dante nach dem Freskobilde im Gerichts-
palast zu Florenz zu dem grosseuWerke: vDante
e il suo Secolou, das bei Gelegenheit der hun-
dertjährigen Feier des Dichters 1865 herausge-
geben wurde.
Aber Aloysids Hauptwerk, das unter den
namhaften Arbeiten des Grabstiehels seine blei-
bende Stelle einnimmt, ist der Stich (N0. 3) nach
Rafaefs Gemälde, das sich ehemals in dem k.
Schlosse zu Neapel befand und die von Heiligen
verehrteJungfrau darstellt (jetzt im Privatbesitz
zu Madrid und neuerdings zum Verkaufe in
Paris ausgestellt). Dieses Bl., das der hervor-
ragende französische Steeher Henriquel Dupont
als wunderbar gestochen bezeichnete, ist des
Meisters letzte Arbeit, für welche er 1868 die
einzige goldene Medaille erhielt, welche vom
Schiedsgericht der Berliner Ausstellung für die
Abtheilung des Kupferstiches votirt wurde. Mer-
curJ , der erste unter den lebenden italienischen
Kupferstechern, war der Ansicht, dass die Ver-
öifentlichung dieses grossen Stiches diese Kunst,
die heute in Italien so sehr darnieder liege, zu
neuen Ehren erheben werde. In der That ist das
gBl. besonders werthvoll durch die vollendete
Ausführung sowie durch die Eigenthiimlichkeit
des Meisters, alle Mittel, über die er verfügt, zu-
sammenzufassen, um den Charakter des Malers
wiederzugeben und die Wirkung des Gemäldes
auch mit dem Grabstichel zu treffen. Dabei geht
er nicht mit der nüchternen Strenge einer Schul-
,regel zu Werke, sondern mit einer künstleri-
lschen Freiheit, welcher die Gewandtheit der
'Hand vollkommen entspricht.
Von den zeitgenössischen Meistern seines Fachs
ist A. sehr geschätzt. Als Calamatta von einer
Kommission, die der damalige Diktator Gari-
baldi ernannt hatte, um das Istitnto di Belle
Arti zu reformiren, von Brüssel nach Neapel be-
rufen wurde, lehnte er dankend ab, mit dem" Be-
merken: sie hätten ja in Neapel den Professor
xAloysio, für den er selber die grösste Achtung
hege. Auch von der Kritik ist A. sehr günstig
beurtheilt werden. Aeussere Ehrenbezeugungen
und Orden sind ihm mehrfach verliehen worden.
Auch als Lehrer hat sich A. ausgezeichnet.
Aus seiner Schule zu Neapel, welche die ver-
schiedenen Stichweisen und auch den Holz-
lschnitt pflegte, sind tüchtige Stecher hervorge-
lgangen, wie Cucinotta, Di Bartolo, Micali, Lo-
ibrando und Traxnontano, welche letztere sich
linsbesondere der Xylographie gewidmet haben.
lAusscr seiner Lehrstelle bekleidete A. noch das
lDircktoramt des mit dem Stiche des Stadtplanes
von Neapel beschäftigten Stecherkabinets. Neu-
,erdings ist er nach Rom an die Spitze der Cal-
Tcogrofia Camerale als Nachfolger Mercurj's be-
lrufen worden. Auch mit der Feder ist er für
lseine Kunst thätig gewesen. Man hat von ihm
zwei gedruckte Abhandlungen die er in der kg].
Akademie der Archaeologie, Kunst und Wissen-
schaft in Neapel vorgetragen hatte (s. seine
Schriften)
Von ihm gestochen:
1] H1. Johannes der Täufer. Nach Guercin o d a.
Cento. Fol.
2) Madonna mit dem Kinde. Nach d e m s.
3] Madonna mit dem Kinde, von den hh. Caecilia,
Katharina, Petrus und Paulus verehrt. Nach
Rafael" s Gemälde , das sich früher im kgl.
Schlosse von Neapel befand. (s. 'l'ext). (1868).
gr. F01.
4) Madonna. Nach Camuecini.
5) H1. Bartholomaeus. Nach dems. F01.
6] I-Il. Karl Borromaeus. Nach Man ein elli. Fol.
7) Bildniss der Fürstin von Montevago. Nach Ducu
di C a s ar a no.
8) Bildniss der Herzogin von Castel Brolo. Nach
P a tam ia.
9) Bildniss des Rembrandt. Nach dessen eigenem
Bilde. Se ipse p. Mezzotinto. F01.
10 n. 11] Bildnisse des Rubens und Van Dynk. Beide
nach Rub en s.