Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

508 Gristofano Allori. 
Cris tofano Allori , Sohn des Alessandro, neuen Bestrebungen befand sich dieser im vollen 
an Begabung wol der hervorragendste unter den Widerspruch, während andrerseits der Sohn be- 
KünstlerndieserFamilie, geb. zuFlorenz17.0kt. hauptete, dass Alessandro vor der Kunst der 
1577 (seine Taufpathen waren; Jacopo Salviati Malerei wie nein Ketzerc abgefallen sei, und die 
und Violante di Zanobi Carnesecchi). Auch er Bemühungen der Freunde, es zwischen beiden 
heisst bisweilen Bronzino und unterzeichnet zu einem Ausgleich zu bringen, blieben vergeb- 
sich selber in Briefen: Cristoforo Allori Bron- lieh. Es kam zum offenen Zerwürfniss, und 
zino (1606 an den jüngeren Michelangelo Buo- eines Tages ging Cristofano, um den Streitig- 
narotti); doch ist der Gebrauch dieses Beina- keiten ein- für allemal ein Ende zu machen, aus 
mens, da er zu Verwechslungen mit dem Oheim des Vaters Hause geradezu in die Werkstatt 
und dem Vater Veranlassung gab, selten ge- Paganfs. 
werden. Gleich eine der ersten Arbeiten, welche er 
hier in der neuen Weise im J. 1602 ausführte, 
1- 391119 Äußbildung- 518111 Lebßll- erregte Aufsehen und ungewöhnlichen Beifall: 
Qrisiufano erhielt seine erste Ausbildung vnni ein Gemälde aus der Geschichte des hl. Manetto, 
Vater Aiesnunui-n, dann unter Sunti di Tito, (iei-y für die Kapelle dell" Antella in S. Ann unziata; 
gleichfalls ein Schüler des Oheims AngioloBron- 95 1st (1119 B114, Wolülllf 91' (199 Vütfärs 13119111159 
zino, einer verwandten Richtung folgte, indes- 1911119911159, W01 1113  Zßi" 
sen in seinen Altartafeln durch grössere Ein- chßn der Vcrsöhnllllg-  Werk auf 
fachheit mehr Wirkung zu erzielen wusstu das Höchste bewundert und bemerkt haben: er 
schon Sein Bnispiei regte den jungen Ci-iniofnnn thue besser in sein Ilcimatstädtchen zurückzu- 
an, von der akademischen und in der Nnchah- kehren und das Malen aufzugeben, nachdem ein 
mung- des späteren Michelangelo befangenen SO junger 1{llIlStlGl' SÜ VOTZilgllChGS Zll leisten 
Manier, welche die damalige florentinische Ma- W1SS9- W19 89111 93 11111189113 (19111 C1'1St9f?1119111 
lerei beherrschte, sich loszusagen; und bald seiner-neuen Bahn auf überzeugende Natürlich- 
trieb ihn die Natur seines Talentes in eine an- kßii? (191 Efsßllßinllllg ankam, bezeugt 01119 1111- 
dcre Bahn als diejenige seines Olieims und Sei- dere Anekdote, die nichts Unwahrscheinliches 
neg Vaters einzutreten, Seine Jugend iie] injene hat. Pagani beobachtete, wie der junge Meister 
Wandlung der späteren florcntinischen Kunst, Zu  
Weiche im G-ggengatz zu der genannten Manier stellte, aber keines derselben die gewünschte 
namentlich Lod. Cardi da Cigoli, der ebenfalls 51911111125 111111 211 Dank 11151911911  113119? 91' 
ein Sghülgr des Aiesn Aiioi-i gewesen, und Gi-n- ihn aufforderte selbst die Stellung einzunehmen. 
gorio Pagani vertraten. Man war überdrüssig 13511113911 1151119 dann 91', P9211111, 1119991119 E9Z91911" 
der gehäuften, mit anatomischer Härte ausgc- net, und Cristofano diese Studie zu seinem Bilde 
prägten und in gewaltsamer Bewegtheit sich vor- benutzt- 
drängenden Formen; man fühlte, dass die Ma- Solche grosse Sorgfalt im Studium der Natur 
lerei dabei zu kurz komme, und meinte, ist überhaupt ein hervortretender Zug in der 
dass diese ein anderes Ziel zu verfolgen habe. Kunst des Meisters. Daher er auch in der Um- 
Die Bestimmtheit der Zeichnung suchten zwar gegend von Florenz viele landschaftliche Skiz- 
Gigoli und Pagani noch beizubehalten; allein zcn zeichnete und nach diesen Entwürfen 
nach dem Vorgange Baroccids gingen sie zu- Landschaften malte, was damals in Italien noch 
gleich auf Correggio zurück, um nach seinem selten vorkam; zum Thcil nach dem Muster nie- 
Vorbild der Darstellung mehr Natürlichkeit, derländischcr Maler und mit hübscher StatTage. 
mehr Wärme des Ausdrucks und malerischen Sieben solcher Landschaften erhielt sein Freund, 
Reiz zu geben. Auch die Venezianer, da sie auf Graf Carlo Davanzato Bostichi. Aber auch aus- 
cine reichere Ausbildung des Kolorits bedacht serdem studirte A. jedes Detail gewissenhaft 
waren, nahmen sie sich theilweise zum lliuster. nach der Natur. Es wird erzählt, dass er einen 
Diese Richtung, welche in ihrer eklektischen Kapuziner zwanzig Stunden weit herkommen 
Art eine gewisse Verwandtschaft mit der Schule und ihn vierzehn Tage lang täglich eine Stunde 
der Caracci bekundet, bezeichnete eine Art von sitzen liess, um an einem betenden H1. Franzis- 
Erneuerung der Kunst, ähnlich derjenigen, kus ein Auge zu vollenden; und für die Figur 
welche die Meister von Bologna in's Werk sctz- seiner Judith liess er Monate lang ein reiches 
ten, ohne indessen die Umgestaltung so ernst Atlasgeivand auf der Gliederpuppe hängen, bis 
und so gründlich wie diese vorzunehmen. Sie es in Stücke ging. Diese Gewissenhaftigkeit, bis 
ging gegenüber dem bestehenden trockenen und zur Aengstlichkeit getrieben, verschuldete haupt- 
manierirten Formenwesen auf eine gefällige und sächlich, dass der Künstler im Ganzen wenig zu 
malerische Natürlichkeit der Darstellung aus, Stande brachte. Die Geschicklichkeit, die er 
ohne einen gewissen Adel der Erscheinung auf- sich erworben, genügte doch nicht den Ansprü- 
zugeben, chen, die er an sich stellte. Zudem scheint eine 
Cristofano, von dieser Kunstweise sehr an- zaudernde Schwerfalligkeit zur Arbeit in seiner 
gezogen, schloss sich bald den Cigoli und Pa- Natur gelegen zu haben; die Gestalten, welche 
gani an und ward dem Vater abtrünnig. Zu den er im Sinne hatte, musste er erst bis in's kleinste
	        
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