Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

Antgnio Allegri. 
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eine Weise an sich zu bringen war geschei- 
tert. Er sollte im folgenden J ahrh. erneuert 
und, da wahrscheinlich der Verkauf ver- 
weigert wurde, mit Gewalt durchgesetzt 
werden. Im J. 1640 wurde das Bild heim- 
lich und des Nachts für den Herzog Fran- 
cesco I. geraubt. Der urkundliche Beweis 
dafür ist in diesem Jahrh. in einem Pfarr- 
buche von S. Prospero, das die Namen der 
Verstorbenen von 1613 bis 1651 enthält, 
gefunden worden. Daselbst heisst es am 
1. Mai 1640: uTabula, J esu Christi Natalitia 
repraesentans, opus clarissimi Pictoris An- 
tonii a Corrigio, ab Ecclesia S. Prosperi 
noctu fuit oblata, quod sacrilegium, Fran- 
cisci Ducis nostri jussu perpetratum, omni- 
"bus civibus maximum dolorem attulit. Haec 
tabula habetui- inter Ieones pretiosiores 
ejusdem Ducis in urbe Mutinae." in der 
That kam das Bild in die Estensische Gale- 
rie nach Modena und bildete eine ihrer 
ersten Zierden. Erst im J. 1686 erhielt die 
Kirche, auf Anordnung des Kardinals Ri- 
naldo von Este, als Entschädigung für den 
Raub eine Kopie. Die Nacht war dann mit 
unter den Bildern, welche in den J. 1745 bis 
1746 an König August III. nach Dresden 
kamen; vergl. al N0. 8. Zu den Bedingun- 
gen dieses Handels gehörte auch, dass Mo- 
dena von der Nacht eine gute Kopie erhal- 
ten sollte. Dieselbe wurde 1745 von Gins. 
Nogari gemalt. Eine andere Kopie von Ces. 
Aretusi befand sich früher in S. Giovanni 
zu Parma.  Das jetzt in Dresden be- 
findliche Original, von Palrnaroli 1827 restau- 
rirt, ist im Ganzen ziemlich gut erhalten. 
Doch scheinen die Lasuren in den stark be- 
leuchteten Stellen gelitten zu haben , woher 
wol dieselben einen allzu weisslichen Schim- 
mer zeigen. Auch scheinen die Schatten 
dumpfer geworden. 
12) 1525. Die Madonna des hl. Seba- 
stian  Die thronende Maria mit dem Kinde 
auf Wolken, von Engeln umgeben, unten 
die hl. Sebastian, Geminian und Rochusß 
Auf Holz. Gemalt für die Kirche der Brii-I 
derschaft des hl. Sebastian. s. Textxxn u.  
Stiche N0. 157-166. 
Auch dieses Gemälde wusste das Haus 
Este zu erwerben. Es kam durch den Her- 
zog Alfonso IV. in die Galerie zu Modena 
und wurde in der Kirche durch eine Kopie 
von Boulanger- ersetzt; auch liess (ler Her- 
zog zur weiteren Entschädigung das Chor- 
gewölbe von den Prospektmalern Colonna 
und Mitelli mit Malereien ausstatten. 17-15 
ging dann das Original durch Kauf von Mo- 
dena nach Dresden über; s. a) No. S. Es 
hat von jeher viel durch Restaurationen zu 
leiden gehabt. Schon Ercole dell" Abbate 
(s. diesen) soll es 1611 auf diese Weise be- 
schädigt haben, doch wird das von Pungi- 
leoni bestritten. Jedenfalls wurde es im 17. 
J ahrh. durch den Bolognesen lüaminio Torre 
theilweise übermalt. In Dresden gerieth es 
dann wieder in die Hände von Rigaud und 
Dietrich, wovon der letztere eine beschä- 
digte Stelle mit einer Wolke zudeckte. End- 
lich hat es Palmaroli in diesem Jahrh. so 
viel wie möglich von den verschiedenen 
Uebcrmalungen befreit, auch wieder die 
Engelsköpfe in dem die Madonna umgeben- 
den Lichtsaum zum Vorschein gebracht, 
die, aus einigen früheren Kupferstichen zu 
schliessen, zum Thcil verdeckt waren. Trotz 
aller dieser Unbildcn ist das Gemälde bes- 
ser erhalten, als man glauben sollte. Indes- 
sen hat die Harmonie des Tons gelitten- 
und die Schatten haben wol nicht mehr die 
frühere Kraft und Saftigkeit Man sieht, dass 
das in ihnen gebrauchte Bindemittel sich 
theilweise zusammengezogen und die Ober- 
fläche rauh gemacht hat; so im linken Arm 
und Bein des Sebastian und in dem gelben 
GGWäLTlLl des hl. Geminian. 
ln S. Sfefano zu Iteggio soll noch in diesem 
Juhrh. eine Madonna mit dem hl. Geniiniaiu, 
(whenfalls Kopie von Boulanger nach einem 
Bilde des Correggio, das dieselbe Stelle ein- 
genommen, sich befunden haben. Vielleicht 
eine Verwechslung mit der Madonna des hl. 
Sebastian oder eine thcilweise Wiederholung 
jener anderen Kopie von Boulaixger. 
m) 1527 oder 1528. Madonna della Sco- 
d e ll a. Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. 
Auf Holz. s. Text xxn und Stiche N0. 137 
-143. Sehr wahrscheinlich gleich von An- 
fang in der Kirche S. Sepolcro in Parma in 
der ersten Kapelle links vom Eingange (s. 
Barri, Viaggio pittoresco. p. US) aufgestellt, 
wo die Tafel an 270 Jahre verblieb. In der 
hlitte des 18. Jahrh. war Parma in Gefahr 
das Bild zu verlieren. Ein Karmeliter schrieb 
1754 von Mantua als Zwischenhändler an 
den Sakristan jener Kirche, um für einen 
Dritten (Ungenannten) das Bild durch Kauf 
zu erwerben. Der Abt von S. Sepolcro liess 
sich geneigt finden; doch bedürfe es der 
Zustimmung des körligl. Infanten (zu Nea- 
pel). Was den Preis anlangt, so bezieht 
sich die Antwort auf verschiedene Auge- 
botc und Forderungen, die bisher schon ge- 
than worden seien: ein General Braun habe 
30,000 Filippi zahlen wollen; ein Sohn des 
Senators Barbieri zu Mantua 600,000 Man- 
tuaner Lire  nachdem man eine Million 
verlangt; endlich ein Herr Bianconi von 
Bologna im Namen des. Königs von Polen 
(wahrscheinlich August III.) erst 16,000, 
dann 20,000 Zechinen. Der Unterhändler 
schrieb zurück, dass sein Käufer zur Ein-- 
holung des königl. Konsenses sich nicht 
verstehen wolle; woran wenigstens vorläufig 
der Kauf gescheitert zu sein scheint. Spä- 
ter scheint man sich dann doch über den
	        
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