Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

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den. Es ist das Schweben, Scheinen und Leueh- Und da ihm andrerseits doch vor Allem die Form 
ten der Dinge in den Medien von Licht und am Herzen liegt, so vertieft er die Schatten, um 
Luft, das wechselnde Spiel der Formen und ihr mehr Relief zu geben, und quillt, beschwert 
Farben in dieser feinen umfliessenden Hülle, das zu sehr die Halbtöne, die doch nur als schwe- 
Correggio wie kein anderer Meister seiner Zeit bender Schein sich darstellen sollen. Daher ha- 
beobachtet und wiedergegeben hat. Dadurch erst ben seine Bilder ein eigenthiimliches Grau, und 
wird die Darstellung vollständig frei von der es fehlt ihnen mit der Durchsiehtigkeit der 
Fläche und versinnlicht den Raum. Indem aber Schatten und der (lurch die Farbe erhöhten 
der Meister auf diese Weise volle Naturwirkung Wärme das Leuchtende. 
erreicht, bringt er zugleich die Malerei als solche Indem Corremgio 01T ei eh m was Leonardo am 
zu ihrer höchste? Entivickehmg und erhebt Wiis strebte, bilden: er weiter eine eigene Seite der 
ur suhiideri i" die iiieaie Weit der Kunst Es ist malerischen Erscheinung aus. Das Licht in 
"daher ein doppelter Prozess, den die Stoffwelt in dem eiovenen Zauber den es durch sein Spieien 
ihm durchmaeht: er führt die Stoffe der heiligen auf (im: biormen umfFarben der Dinge iwl_vor_ 
Geschichte und der Mythe in die Natürlichkeit des bringt: das wurde ein Wesentliches Element Sek 
Lebens herab und erhebt diese wieder durch die nei. Kunst Und was Ei. zuerst in (im. Natur v0ii_ 
ideniisiiende Macht des Lichtes in das reine G0" stiindig sieht. dass nämlich das Licht auch im 
biet des iiiinsiieiischen Sciieihs- Dunkel, in den Schatten noch fortwirkt, zugleich 
 Die feinere Aushiidung jener niuinrisßhsn Mit" die Luft erfüllt, welche die Dinge umzittert und 
fßi War 3011011 Vor ihni l huupisiißhiißh durch Fru daher auch mittelst dieser deren Helligkeit bald 
Bßrtßiümlueß und Leullälrdo du Vinßi, angestrebt: mildert, bald steigert, dass somit jeder farbige 
111111 Tiileii auch ßrrßißilt Worden- Sniveii zur Schein zugleich ein leuchtender ist und dadurch 
Vuiiendung der Furni uriißrderiicii, hesussen sie zum Ton sich verfeinert: das hebt er in seinen 
iiherhuulii die Meister des (iinquenshioi soweit Bildern noch mehr hervor und bildet es künst- 
GS die Mudeiiirung Verinngie, Versiundnn sie sich lerisch aus, indem er es harmonisch durchführt. 
alle auf die Abstufung der Töne, den alhniiligen Hier nun spieit das Heiidiinkei seine gmsse 
Uebergang des Lichtes durch die Halbtöne in Roiiei es ist das iiiissige ineinander V01; Licht 
die Schatten. Soweit findet sich auch in ihren und Schatten) das beide in Bewegung erhäit, die 
Biidern jenes iieii dunhni i das Wir uis ein WC" Kontraste ausgleicht, das Licht durch die Fein- 
sentliches Merkmal Correggids kennen gelernt heit der unendlichen Abtönungen mildert, das 
ilßberl- Frß Burioiunnnßu und Leonardu geilen Dunkel durch die Reflexe aufhellt. Das Hclldun- 
schon weiter; sie sehen, wie die Natur die Strenge kel ist der wahre malerische Ausdruck fiir jenes 
der Umrisse löst in dem lockcrnden Fluss der nLeben in der Bewegungc, das Correggio überall 
durchleuchtetcn Luft, wie hierin die Dinge z schildert. Auf keine Figur lässt der Meister ein 
schweben, sich zu modelliren, aber auch die gleichmiissiges Licht fallen, nirgends theilt er 
Härte der FOIIII Zll Veriißrßilsßhßinßll; Wie Cüd- Licht und Dunkel in gleich grossc Massen und 
lich nach dieser Seite ein malerisches Element niemals setzt er das helle Licht neben tiefen 
von selbständigem künstlerischem Werthe liege. Schatten. Ueberall tritt das Helldunkel ein, ver- 
Insbesondere muss Leüllßrdü uis der Vürgiingul" mittelt, leitet über, verbindet und bewirkt so 
Currßggiois iieirnnhini Werden- Auch in"? 913 wie neben unendlicher Mannigfaltigkeit die Einheit 
früher bemerkt, unzweifelhaft auf unseren Mei- des Ganzen. Leicht begreift sich, wie mit seiner 
89er eingewirki- Aiiein erst dieser hält duun sein" Hülfe an die Stelle rythmischer Linienkomposi- 
Ständig Weiter gehend erreicht: Wns jener Vur- tion die Harmonie von Licht und Schatten tritt. 
suchte und nur halbwegs zu Stande brachte. Ein Anderes kommt noch hinzu" Indem das 
Schon Leonardo sah in Licht und Schatten, Ilelldunkel auf der feinsten Blüte der Farbe, 
in ihrem Wechsel und Ineinanderspiel ein be- dem Nackten, spielt, bringt es noch eine be- 
deutendes Moment der Malerei, ja nahezu das sondere Schönheit hervor: in diesen weichen 
Wesen derselben. Durch die genaue Beobach- Uebergängen vom Licht zum Schatten, in dem 
timg der unmgrklichen Abstufungen erreichte aufgelösten Halblicht hat unstreitig der Schimf 
er zunächst den vollkommenen Schein der Run- mer des menschlichen Leibes seinen höchsten 
dung. Ohne Härte der Konture modellirte sich Reiz, in diesem leuchtenden Grau verfeinert 
die Form mittelst dieser feinen Uebergiinge vom sich noch die milde Mischung seiner Farben Zu 
Licht zum Schatten (das HSfIIIUtLlZOK). Zugleich dem fesselnden Eindruck jener Bilder, welche 
beginnt schon in ihm das Spiel der Hßiiltiillß, eine freudige Sinnlichkeit schildern, hilft we- 
das Nachwirken des Lichts in den Schatten mit- Sentiich diese Wirkung des Heiidimkeii, Zu- 
telst der Reflexe und der durchleuchtetcn Luft gleich aber liegt, wie wir schon bei der Daune 
zum selbständigen Reiz sich auszubilden. Nur gesehen, in diesem Spiel des Lichts und Hell- 
bleibt Leonardo-schon durch seine cxperhnen- dunkcls die liiuterntle verkliirentle Macht der 
tirende Natur aufgehalten  auf halbem Wege Darstellung. Wie darin alles Stolfliche verzehrt 
stehen. Er vergisst über der Licht- und Schat- wird, zeigt sich auch an dem Nackten. Es hat 
tenwirkung die Farbe, wie er denn auch meinte, nicht jene durchsichtige pulsirende Saftigkeit, 
dass der Schatten die Farbe so gut wie verzehre. jene Fülle des Blutes, welche uns bei Rubens
	        
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