Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

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der meist jugendlichen Gestalten und ihrer Formen nicht minder gross, wie Michelangelo 
blühenden oder zur vollen Reife entwickelten und Rafael in der ihrigen; in seiner Anschauung 
Glieder. Die Malerei besitzt die Mittel, auch ist nichts Kleines, nichts von dem tändelnden 
die unschönen oder verkümmerten Formen einer Reiz des Nicdlichen. Von besonderer Art, nur 
hart mitgenommenen Natur in künstlerischem ihm eigen und ohne die geringste Verwandtschaft 
Lichte erscheinen zu lassen, und oft verhält sich mit der Antike ist der Typus seiner Frauen- 
der Inhalt, den sie schildert, gleichgültig oder köpfe. Das rundliche Oval, die stark gewölb- 
gar widersprechend zur körperlichen Erschei- ten, weit getrennten Augen luit den geschwun- 
nung. Auf diese Kunst des Kontrastes geht aber gehen Brauen, die kleine feingebildcte Nase, 
Correggio nicht aus; höchstens licsse sich ein der zum Lächeln geschaffene Mund, des Zarte 
Anklang daran in Der Nacht finden, da hier im Kinn, des in die Veiien Wangen iiiii einer Wei" 
Gegensatzg zu den gewöhnlichen Typen der lcnlinie übergeht: diese ganze Form hat alle 
Hirten die zauberische Macht der Beleuchtung Eigenschaften (108 Liebreizeö lind eniebiieilt den 
um so mehr hervortritt. Zumeistist das innere Enlpnndnnäen, Weiche Ceileggibin Gesiniien 
L eben, das der Meister zum Ausdruck bringt, bescelen. Möglich, dass er das Motiv zu seinen 
in natürlichem Einklang lnit der schönen Hülle, Irraußnköpfßn, die häufig eine nahe Verwandt- 
oder vielmehr, es erfordert diese, es ist Eins mit Schaft zeigen, in seiner Gattin fand; allein wie 
dieser Forlnenschönheit des Leibes und nur in die Kllnßt des MeiSteYS eS schöpferisch nmbii" 
und mit ihr vorhanden. Der Inhalt dieser Ge- dete, bezeugt hinlänglich der Einklang dieser 
stalten ist nur denkbar, nllr gegenwärtig in die- Köpfe mit dem ganzen Charakter der Darstellung. 
ser reizvollen Erscheinung. Das sichert ihlll Von einel-ehvas gleichgültig-gn Schönheit sind 
GbGD die VOiiG Wirkung (iGS LGDGIIS, (iälSS 01' ätllf daggggn nlßistßns die Männgrfi gul-en , Vygun... 
dein Senlvebenden Uebergenge aus del" Tiiefe des gleich dieselben, auch von Künstlern, nicht min- 
Innern in die iiussere Natur erfasst und festge- der hewundßrt worden sind Wie sie Cormggio 
halten  das Innerliche  in HüSSigOY BG- zu belebgn yvusste , indem er Sig  der Haupt- 
"Yegnnä , Indem die Seele ln den Leib dnl" FOYIn grilppc in innere Verbindung setzte, ist oben be- 
binnnsdriingti die Fdiini Von der Einbiindnng merkt. Allein an sich fehlt ihnen jene charakter- 
gdnndiiiebdldlngeni in die Seeie Zniiiekieiiet- volle Durchbildilng, jene getragene Einfachheit, 
in dieser Bewegnng liegt des Wesen des Bei" welche Michelangelo immer, nicht selten auch 
z e s. Der Anmuth den Charakter des Reizes zu Tizian und Rnihol ihygn Männel-gesmlten zu ge- 
geben 7 nneb dies w?" unserem Meister eigen- bcn wussten. Auch in der Form fehlt diese stren- 
thümlich. gere Ausbildung des Männlichen. Es hängt dies 
Die Formenschönllcit aber, welche Cor- mit der malerischen Anschauung des Meisters 
reggiois Gestalten kennzeichnet , beruht keines- zusammen, welche eine allzu grosse Strammheit 
wegs auf einem Inbegriff abgezogener, nach der Bewegung, eine'in's Einzelne gehende Aus- 
einem gewissen Kanon gebildeter Regeln. Der führung des Muskclwescns nicht zulässt. Ueber- 
Künstler weiss nichts von einem solchen durch haupt verträgt sich die gebogene und ge- 
lituternde Vergleichung festgesetzten Maß; we- sehwungenc Linie, welche ein nothwendiges 
der sucht er es durch eigene Anstrengung, noch Ergebniss dieser Ansehauilng ist, nicht mit der 
 wie die Meisten seiner Zeitgenossen  durch Herbigkeit einer strengen Forlngebung, während 
das sehulende Vorbild der Antike. Sondern ein- sie dem weicheren wcllenartigen Bau der Frauen 
ibeb gibt eY den ilninnihiilen "Fynus, den 61' in und Kinder trefflich sich anpasst. Wie gut sich 
seiner Heimat vortindct, in voller Natürlichkeit derÄiKünstler auf die Bildung der letzteren ver- 
des Lebens. Dies freilich lnit jenem schöpferi- stand, haben wirisehon gesehen. Nicht bloss in 
sehen Sinn, welche die Naturforln in ihrer Rein- der Form, auch im Ausdruck, in der Bewegung 
iieii, frei Von den Mängeln deY Reniität, Zll und Gruppirung hat kein hIalel-dasKindliche, 
schauen und glßlßllszllll aus ihrer inneren Kraft 53m9 sinnliche Unschuld und Lebenslust, so zu 
"e" belnllsieiien Vernnig- Dabei bleibt aber die schildern verstanden wie er; und alle die lustigen 
anziehende Wahrheit der individuell durehge- Genien und Engel des 17. und 18. Jahrh., von 
bildeten Foiin eibniien- Das gibt den Gestalten denen heute noch Kirchen und Schlösser ertiillt 
Correggiois einen so zwingenden Zug: sie haben Sind, verrathen ihl'c Abkunft in gerader Linie 
das Frische, das Augenblickliche der Natur und von den Putten Correggios 
tragen doch das ideale Gepräge einer in sich Gleichviel nun, 0b die Gestalten des Meisters 
geklärten Welt der christlichen oder der heidnischen Geschichte 
Dieser Typus, der vor Allem in den Frauen entnommen sind, Sie beben immer denseiben Che- 
undKindern zu seinem rechtenAusdruck kommt, rakter blühenden, jugendlich frohen Lebens. In 
hat vorwiegend den Charakter des Lieblichen, seinen Madonnen ist der gleiche Liebreiz wie in 
Ohne sich in das Zierliche zu verlieren. Davor seinen Frauen aus Jupitel-"s Liebesgeschichten, 
behütet ihn schon die gesunde schwellende Fülle, dieselbe Anmuth der Form und Bewegung, und 
die in Verbindung mit dem feinen Gliederbau ihr Lächeln, das mit stillem Entzücken die uner- 
doch innerhalb eines anmuthigen Maßes bleibt. schöpfliche Liebe zum Kinde ausdrückt, ver- 
Zudem sieht in seiner Weise der Meister die riith dieselbe Tiefe der Zärtlichkeit, wie das- 
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