Antonio Allegri. 411.
Diese Herren des kleinen Ländchens Novellara nahe, von welcher gleich die Rede sein wird,
waren ein Seitenzweig der Mantuaner Gonzaga; und ist daher gleich dieser in die spätere Zeit
Graf Alessandro I., der von 1515-1530 regierte, des Meisters, nach oder kurz vor 1530 zu setzen.
hatte seit 1518 zur Geinalin eine Tochter des Ueber seine Entstehung haben wir keine Nach-
Giberto da Correggio, des Landesherrn unseres riclit; es scheint schon früh sammt der J o nach
Meisters, die durch ihre gelehrte Bildung her- Wien gekommen zu sein (s.Verz.a) No.33). Waa-
vorragende Costanza, der das aniblühcnde No- gen betrachtet es, da es von ungefähr gleicher
vellara nicht wenig zu verdanken hexen; Mnn Grösse ist und in dieselbe Zeit zu fallen scheint,
sieht, die Möglichkeit einer nahen Beziehung der als Gegenstück der Letzteren. Doch ist die Ver-
Fiifßtin zum Künstler ist gegeben; auch finden wandtschaft des Gegenstandes bei beiden nur
sich im Inventar der gräflichen Bildersainmlung eine äußerliche, und die J 0 gehört ihrem ganzen
(s. Martini p. 209), das um 1600 ausgestellt sein Charakter nach vielmehr zu einer anderen Reihe
mag, verschiedene Werke Von Correggio ange- von Bildern, die wir nun betrachten wollen.
führt, die freilich sämnitlich verschollen zu sein
185ieiiääiliaaiiieäiliiiilihiiääifiäiiä liäiiiiääiii Km- Mnholßgisßhe Mßlmien- Jo- Ledß- Pins-
auch für diesen kleinen Seitenzweig der Gon- Die Tugend und das Laster-
Zngn beschäftigt gewesen und die Denke einen Den dankbaren Stoff der Liebessalren Jupiters
Saales in ihrem Schlosse ausgemalt hat. Soweit hat sich die Malerei der Renaissancz nicht ent-
das dorther stammende, noch erhaltene und in gehen lassen; hier liesg sich die Schönheit jii-
der Gnieiie VOn Mniieiinjetzt aufbewahrte Me- gendlicher Formen im höchsten Momente des
daillon in seinem verdorbenen Zustande den Sinhehiehens schildern und doch zugleich vep
iinnßäier emlthßn kein, konnte Cvrreseln klären im idealen Schein der Mythe, in der rei-
vielleicht aber auch ein Schuler oder Nacllibl- nen Luft eines der Wirklichkeit entrückten Göt-
gteäuiu;sääg gälilileiiälgfiglll] läiiiitliiiieiiJenäDiii' ter- und Fabelreiehes. Es liegt in deuNatur der
med dzr zu schlafen Scheiß; gd 359111811 Oniiy" Malerei, an derartigen Stoffen ihre Meisterschaft
' iiii mit ein iiei- zu uben, sobald diese das höchste Maß der ihr
korper auf dem einen der ausgebreiteten Flugel gegörmten Entwickelung erreicht hat Denn hi
iiiiii- Jupiter, nniiwoiken Sitzend, isiliißieit den vermag sie die höchste Kraft ihrer Darstellun S1
geiniibtßn Jiiiiäiing aufzunehmen; zu Sßinerllin- mittel zu bewähren indem sie zugleich mit däin
ken mehf Zurück zwei ganz jiigßndiiniie Giiiliiii" Reiz der Formen iii tiefer Erregung, mit dein
nen: ßieiciiiiniis 311i Wniken Sltnßnii lind in nn" Ausdruck des gesteigerten leiblichen Lebens die
Xäiiiäei Hiiiiiing (inni Sßiiniisliiei Ziignivendni- länternde Macht der Kunst zur Anschauung
e lfänrßn Siiiii iebiiaiit bewegt, Stark niiS der bringt. Hier liegt, was man auch dagegen sagen
gntensicht verkürzt und zeigen eine offenbame mag, nach einer Seite hin das letzte Ziel der Ma-
Niiviäzißdäägliliageiääiildzäiigiäggeieiigifßiiikiilipeir lerei, die höchste Ausbildung des Malerischen;
Sicherheit die Hand des Megt n 611g, um m1 ein Punkt der fur die Wurdigung unseres Mei-
k" is eis Pi Piiiißii zu sters von der grossten Bedeutung ist und der
"nnen- Das Gleiche ist der Faii iiiii einem Vei" daher bei seiner Charakteristik wieder aufzunehß
kiiizieii Geiiieiikiiiibnii, der eiieniiiiis Von der men ist. Diese letzte Entwickelung nimmt die
Deckejeiies Geninßiis in NoVeiin-Pn abgenommen Malerei insbesondere dann wenn sie über die
sich iii dei Gnieiiß Zn Mniißnn iieiiniiet (S- VCTZ- Vollendung der F0 rm welche sie schon ereiclit
a) NO- 403 lind 4Üb)- hat, hinausstrebt und nicht mehr die Farbe bloss
Aehnlich in der Darstellung ist ein Oelgeinälde als Mittel benutzt diese zu beleben, sondern uni-
Init dem entführten Ganyni ed, das die Galerie gekehrt die Form in der Färbung, im Elemente
des Wiener B elvederc besitzt, doch ohne Ju- des Tons, als dem höchsten Audrucksmittel
Diter und die Göttinnen. In freier-Luft schwebt fiir die Erregtheit und die Fülle des Lebens, auf-
der Adler mit dem Jüngling; darunter eine gehen lässt. Daher haben neben Correggio und
Schöne bergige Landschaft aus der Höhe gese- anderen loinbardischen Meistern namentlich die
ilen, wo von einem Felsen aus der zurüekgclas- Venezianer diese Gattung ausgebildet, obwol
Sene Hund seinem geraubten Herrn ängstlich auch die anderen italienischen Schulen, doch mit
nnchbellt. Das Bild gilt wol mit Recht für ein ininderem Glück, sich darin versucht haben.
Werk C0rreg'g'io's; doch ist es weit weniger an- Allerdings haben dann die späteren Italiener,
sprechend als die übrigen Gemälde dieser Gat- sowol die Manieristen als die Akademiker und
illng. Die Virtuosität in der Darstellung der Naturalisten, mit ni1Zl1gT0SSel' Vßriiebe diesen
Fßrm, in der Beherrschung der schwierigsten Stoffen sich zugcwendet; bei ihnen ist eine aus
Bewegungen tritt hier als solche hervor; es fehlt der Kunst heraustretende Absicht und die Bei-
der unbefangene Reiz, mit welchem sonst der mischung eines unlauteren Reizes den sie
Meister das bestimmte mythische Motiv zu einem übrigens oft nicht einmal erreichen offenbar.
Ynrgang des Lebens überhaupt oder zur natiir- Noch sehr geschickt aber vergröbert in der Dar-
ilchen Schönheit der Erscheinung erweitert. In stelliing, sind sie in der Empfindung, dem Hn-
der Behandlungsweise steht das Bild der Jo sehr sehen nach Wirkung und in der Unnatur einer
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