Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

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gute Gelegenheit für Spiel und Lust abgab, wol- Sage das lieblichste Idyll gemacht und den wun- 
lcn wir dem Maler nicht verargen. dcrbaren Vorgang durch seine Genien reizend 
In diese Zeit, in die Mitte und in die zweite versinnlicht:_weit idealer ist hier, was Figuren 
lliilfte der zwanziger Jahre überhaupt fallen die. und Anordnung anlangt, die heilige Szene wie- 
scliönsten Werke des Meisters. S0 noch zunächst dergegcben als in der vNachtw. Alles ist heiter 
die sogen. Madonna dclla Scodella, jetzt in dem Bilde, mild erregt und wie eingetaucht 
in der Galerie zu P a r m a. Nach Pungileoni in eine sonnige Stimmung; hell und leuchtend, 
wurde sie dem Meister im J. 1526 bestellt, für mit den zartcsten Uebergängen von Licht und 
die Kirche des hl. Grabes (S. Sepolcro) zu Parma, Schatten heben sich die Gestalten vom dunklen 
und zwar aus den von Privatleuten beigesteuer- Grunde der Waldlandschaft, die in einem safti- 
ten Mitteln. Ausgeführt und vollendet scheint gen grünbraunen Tone gehalten ist. Die Ma- 
sie Correggio erst zwischen 1527 und 1528 zu donna ein schönes reifes braunes Weib  mehr 
haben; so fand Pungileoni (s. II. 198) in einem Mädchen als Frau  im Auge und in der holden 
Dokumente aus dem Archive von S. Salvatore Neigung des Kopfes voll der zärtlichsten Liebe; 
zu Parma. Darnach scheint die auf dem Rahmen der blonde Christusknabe ein reizender Wild- 
beiindliche Inschrift x19 Juni 153m irrtliümlich fang, ohne allen Anspruch auf eine göttliche 
oder sich vielleicht niu' auf den Tag der Aufstel- Bedeutung, fast modern in seiner etwas schalk- 
hing zu beziehen. Dass die Bezahlung mit Hülfe haften Liebenswürdigkeit. Auch der Joseph, 
von Beiträgen statt gefunden, eYheht aus dem dem in den meisten Malereien des Cinquecento 
Testamente einßS CTiStOfOPi Bühdhli, der im ein gewisser miirrischer, unterwüriiger Ernst 
J. 1524 für das wiAltarbild von S. Giusßppß" (S0 anhängt, hat hier einen frohen fast lebemänni- 
genannt Wegen des auf dem Bilde als eine der sehen Zug; Correggio hat ihn befreit von jener 
Haulltüghrßh behhdhßheh Josephs) 15 Lhe im" Last einer zweideutigen Stellung und eines über- 
Dßfinli hihteThßSS; auch geht aus den Büchern flüssigen Zuschauers, die gewöhnlich auf dieser 
des Klosters hervor, dass der Meister zu einem Gestalt liegl; Aues athmet hier Genuss des Da- 
Theil des Preises verschiedene "Arten Vßh Ge- seins und die Freude eines ungetrübten Lebens. 
genständenu erhielt. Die Geschichte des Bildes Im Spiel der Genien klingt gleichsam diese Stim- 
s. Verz. a) No. 13. mung zweckloser Lust aus. Indem bis nahe zur 
Das Gemälde (fast lebensgrosse Figuren) stellt Realität die Lebendigkeit der Darstellung her- 
die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten vor. Die austritt, bleibt sie doch Mährchen und beschlos- 
hl. Jungfrau sitzt in anmuthiger Landschaft auf Sen ill der 113111611 Welt des malerischen Scheins- 
eineni Erdstück unter einer Palme und hält seit- Das Bild hat übrigens in der allgemeinen Har- 
wärts mit der einen Hand eine Schüssel (daher monie des Tons gelitten, wenn es auch nicht so 
der Name des Bildes), um sie an einer Quelle verdorben ist, wie früher behauptet worden; die 
dem am Rande im Laube kauernden Engel zu Lasuren scheinen zum Theil abgerieben zu sein. 
reichen oder auch spielend dem Christusknaben Dennoch liisst sich , neben der hellen sonnigen 
zu verweigern. Ihr zur Seite und etwas zurück Stimmung, auch der Fatbenreiz noch erkennen, 
steht Joseph, auf dem hügeligen Boden mit dem den es, da es noch unberührt war, in hohem Grade 
einen meisterhaft verkürzten Beine höher als mit gehabt haben muss. Das reich blaue Gewand 
dem anderen; etwas vorgebeugt hat er mit der der Maria auf dem tiefen aber noch leuchtenden 
einen erhobenen Hand die Palmblätter herabge- Braungriin der Bäume, das gedämpfte Grün von 
senkt um mit der anderen die gepiliickte Frucht J osephis Kleid auf der Luft, das hellschimmernde 
dem Hinde darzureichen. Vier bis fünf lustig Chrolngelb und Orange der darüber geworfenen 
verschlungene, in den Zweigen des Baumes leicht Draperie, dazu der durchsichtige Glanz des Flei- 
schwebende Genien scheinen ihm behülflich zu sches machen noch immer, wenn auch bei etwas 
sein. Christus an den Schooss der Mutter ange- gestörtem Einklang, eine herrliche Wirkung. 
lehnt, halb von rückwärts gesehen, greift mit 
gewendetem Kopfe nach den Früehtenr in der XXIII. Die Altartafeln aus der Zeit der höchsten Ent- 
leichtesten, zierlichsten Haltung, während er mit wiokehmg. Madonna des m. Hieronynnnä Madonna des hL 
der anderen Hand über Maria hinüber an die G D. b- d M a1 a" 
      enrg.  ie ussen e ag aen 
ihrige fasst. Mehr im Hintergründe, zum gros-    
scren Thcile von Joseph verdeckt, bindet ein Gehören schon Jene dreiAltarblltler, auf dein 
Genienknabe  Engel kann man diese lebens- Höhepunkte von Correggios Schaifen entstan- 
frohen Geschöpfe nicht heissen  das Maulthier den, zu den besten Leistungen des Ginquecento: 
an einen Baumstamm. Der Gedanke zu dem so übei-triift sie doch noch die Madonna des 
Bilde scheint der Legende aus einem apokryphßn hl. Hißwnymuß eiP Werk, damÄ sich die 
Evangelium sDe Infantia Salvatorisu (s. Codex lauterste Aninuth mit einer wahrhaft hinreissen- 
Rpocryphus Novi 'l'estamenti, collectus a J. A. den malerischen Wlfkllhg Verblhdelbflhd 611168 
Fäbricio. Hamburgi 1719. I. 197) entnommen, der grössten Meisterwerke, welches die Malerei, 
Wonach der erschöpften hl. Familie der sich die bildende Kunst überhaupt aufzuweisen ha- 
hsrabsenkende Baum seine Früchte, die trockene ben. Es befindet sich jetzt ebenfalls in der Ga- 
Erde eine Quelle bot. Correggio hat aus dieser lerie zu Parm a. Bestellt war das Bild schon
	        
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