schrieb er dem Vater, wie dieser selber Lanei- (gemalt 1559 bis 1561). Nichts davon ist geblie-
lotto erzählte, schon habe er den König und die ben, da 1738 diese Galerie abgetragen wurde;
Königin portraitirt, es ginge ihm gut und man doch sind uns die vThaten des UIYSSGSu durch
möge ihm Frau und Kinder schicken. Er ge- höchst mittelmässige Stiche von van Thnlden (s.
dachte 3150 in Frankreich zu bleiben und dort SticheNo.1u. 2), sowie von derDeckeIPrag-mente
seine {Ieimat zu nehmeIL durch andere Stecher erhalten. Mariette, der sie
Und so kam es auch. In den französischen noch gesehen hatte, lobte insbesondere die
MCOmplIGS des bätimensc, insbesondere für Fon- Frescobehandlung, die wenige Maler so gut ver-
tainebleau, werden 1556-1571 mancherlei Zah- standen hätten, wie Niccolo. Gerade diese Werke
lungen für die Arbeiten des vNicolas de PAbbey, wurden von den Zeitgenossen, und ebenso noch
pälllliirßx, (einige Male auch in Gemeinschaft mit im 17. Jahrh. besonderer Bewunderung werth
seinen Söhnen Giulio Camillo und dem jüngern gehalten; nach Vedriani waren sie von schützen-
Camillo) aufgeführt. Seinen Wohnsitz hatte er den kostbaren Vorhängen bedeckt. Der Graf
in Fontainebleau genommen; er War dort ganz Algarotti, der sie noch im letzten Moment vor
eingebürgert und stand, dem Kirchenregister ihrer Zerstörung sah, beklagte tief diesen uner-
von Avon nach, mehrere Male Gevatter, wie auch setzlichen Verlust (Brief an d_en Dr. Beccari von
seine Frau, vCatherine del" Abbec, einmal zu- Bologna vom 2. Juni 1744); ihren Urheber rech-
sammen mit Primaticcio. Er muss sich ein nete er zu den grössten Künstlern der Welt.
ansehnliches Vermögen erworben haben; Tira- Dass unsere Zeit eine so uneingeschränkte Be-
boschi spricht von einem festen Gehalt von wunderung nicht theilen kann, ergibt sich schon
1000 nscudi-r, was wohl 1000 Livres heissen soll, aus den durch den Stich erhaltenen Kompositio-
da Primaticcio nicht mehr als 1200 erhielt; doch nen. In ihnen finden sich dieselben Mängel, von
wurden ihm ausserdem seine Arbeiten noch denen oben die Rede war. Geschick und Leich-
reichlich bezahlt. In jenen Rechnungen wird er tigkeit der Anordnung, aus der guten Zeit der
jedesmal gemeinschaftlich mit Primaticcio ge- Renaissance iiberkommen, der frische Zug einer
nannt, und zwar so, dass er immer nach dessen lebhaften Einbildnngskraft und der Reiz einer
Anleitung gearbeitet habe. Es ist indessen kaum heiteren, die schöne Formenwelt der Antike de-
Wahrscheinlich, dass zu der Ausschmückung korativ versinnlichenden Wirkung lassen sich
aller Räume und zu den verschiedenen Fresco- ihnen nicht absprechen. Aber nirgends ist Ruhe
malercien Primaticcio, der zudem als toberauf. und M358, Einfachheit und Würde, überall die
scher" (surintendant) der königlichen Gebäude Manier einer übertreibenden Bewegtheit, welche
vollauf beschäftigt war, ausschliesslich die Zeich- die Figuren häuft, die Kontraste steigert und die
nungen entworfen. Vielmehr wird er Niecolo, natürliche Schönheit der nackten Form nicht
dessen dekoratives Talent und Erfindungsgabe mehr zu treffen weiss. Weiterhin malte Niccolb
sich schon in Italien glänzend bewährt hatten, (nach Mariette 1.570) im Auftrag der Königin
zu manchen eigenen Kompositionenfreie Hand Katharina von Medici, in dem Gemach der Her-
gelassen haben. Was übrigens ganz des Letztc- zogin d'Etampes, das jetzt zum Treppenhaus
ren Eigenthum, was er nach den Entwürfen gezogen ist, das Leben Alexander's des Grossen
Primaticcids gemalt, würde sich auch dann nicht (restaurirt unter Ludwig Philipp von Abel de
ausmachen lassen, wenn uns von diesen Male- Pujol) (s. Stiche No. 37-42). Die Zahlung da-
reien mehr erhalten wäre, als dies in der That für erhielt er 1571 (s. unten de Laborde), zu glei-
der Fall ist. Immerhin berichtet Venturi nach eher Zeit mit derjenigen für die Restauration
Forciroli, der am Ende des 16. Jahrh. gelebt, einer vliegenden Franc von Tizian.
dass im Ballsaale auch die Zeichnungen von Auch ausserhalb Fontainebleau übernahmen
dell' Abbate gewesen. Primaticcio und Niccolo die Ausschmückung
Die gemeinsamen Arbeiten beider Maler in mancher Paläste, so im alten Pavillon von Meu-
Fontainebleau waren: im Gemach des h. Lud- don, im Hötellllontmorency zu Paris, im Schlosse
wig verschiedene Scenen aus dem trojanischen Beauregard bei Bloi-s. Niccolö führte allein
Kriege, restaurirt1723 von J B. Vanloo, jetzt gleichfalls derartige monumentale Wandmale-
ganz verschwunden; die reiche Dekoration mit reien aus, z. B. in der Kapelle des Hotel de
mythologischenDarstellungen imBallsaale (auch GlllSG. Nichts von dem Allem ist erhalten, so
Saal Heinrichs II. genannt) , deren leuchtendes wenig wie von den Staifeleibildern unseres Mei-
und harmonisches Kolorit Vasari wol nach sters für den königlichen Hof, die, wie es scheint,
Mittheilungen Primaticcids, da er sie selbst nicht die nackte Gestaltenwelt der Antike etwas in's
gesehen besonders rühmte, und die neuer- Lüsterne hinüberzogen. Die Beimischung des
dings unter Ludwig Philipp von Alaux restau- sinnlichen Reizes lag überhaupt in der Weise
tirt, d. h. fast ganz von Neuem hergestellt sind der Spätrenaissance, und für den französischen
(S. Stiche No. 22-36); dann in der wgrossen Hof von damals mochte sie Niccolo erst recht
Galerieu das Hauptwerk des Niccolö, das Le- am Platze linden. Auch eine Anzahl von Land-
ben und die Schicksale des Odysseus in 57 Fel- schaften malte derselbe den Rechnungsurkunden
dern; zudem an der Decke in fünfzehn reich ge- nach in Fresßo. Endlich ergibt sich noch aus-
gliederten Abtheilungen die Götter des Olymp solchen Anweisungen, dass Niccolo 1571 für die