Antonio Allegri. 369
vom J. 1516 die Vermögensverhältnisse seines in welchem nicht lange darauf Cerreggio das
Vaters gebessert hatten, ist schon oben bemerkt. daran stossende Gemach auszuschmücken hatte.
Beweis genug, dass man den jungen Meister dem
XIV. Berufung nach Parma (15131- Die Malerßißnim alten Araldi lebte bis 1528 vorzuziehen
Nßunßnkivßißr 3- Pwiß- wusste, und dass sein Ruf als der eines unge-
Ein neuer und grösserer Wirkungskreis eröif- wöhnlichen Talentes nach Parma gedrungen war.
uete sich plötzlich unserem Maler; er kam nach Ausserdem war dort damals die Künstlerfamilie
Parma. Aller Wahrscheinlichkeit nach in der der Mazzola thätig, drei Brüder, Michele, Picri-
ersten Hälfte des J 1518. Jedenfalls ist es ein lario und Filippo. der Vater des berühmteren
Irrthum, seine Ankunft in Parma erst in das Parmigianino. Jene älteren Glieder waren von
J. 1520 zu setzen, da sich mit Grund annehmen der Paduauer Schule abhängig, und zwar in der
lässt. (iäßß 61' Schön im Laufe des J. 1519 Formgebung ziemlich tüchtig, allein in der alte-
für den Benediktinerorden von S. Giovanni da- ren Weise ganz befangen und vollkommen reiz-
selbst beschäftigt war. Tiraboschi meint denn los. Die Jüngeren aber schlossen sich bald an
auch, dass er für die Letzteren seine erste A1'- Correggio an. S0 hatte die Kunst, welche vor
beit in Parma übernommen habe; woraus man (Jorreggio in Parma getrieben wurde, keinen
schliessen könnte, dass ihn die Mönche von S. eigenen Charakter; sie war von verschiedenen
Giovanni dorthin berufen. Allein es ist sehr Einflüssen abhängig und kam, wenn auch einige
wahrscheinlich, dass Correggio noch vorher ein gute Werke aus ihr hervorgingen, über die alten
anderes Kloster mit Malereien ausstattete. Es Schranken nicht hinaus.
War dies das Nonn enkloster S. PHOiO- W01 Merkwürdig sind jene Malereien in S. Paolo
möglich, (inSS die AßhiiSSin diesen Kinsllnrß, Wie schon durch das eigenthümlichc Schicksal, das
Pnngiießni nnniinnlt, unseren Meister Znr Reise sie ein paar Jahrhunderte lang in fast gänzliche
nach Parma veranlasst hat; Freunde von ihr Vergessenheit brachte. Im J. 1524 war nämlich
standen mit den Herren VOn Cnrrßääin in Ver" die Klausur über das Kloster verhängt worden,
bindung. Da also Allegri schon 1519 eine Arbeit und seine Räume seitdem kaum Jemandem zu-
fiir die Benediktiner nnrer Händen hniiei S9 iiissi gänglieh gewesen. Annibale Caracci erfuhr nichts
sich fast mit _Sicherheit annehmen, dass Snhnn von diesen Werken des Meisters, so eifrig er auch
am Beginn dieses Jahres jene iviniereinn in S- allen seinen Arbeiten nachging. W01 findet sich
Paolo vollendet Wnren- Zndnm Sprechen siii schon in Handschriften des 17. Jahrh. (insbeson-
und Behandlung Cinrseibnn für ihre Entstehung dere in derjenigen des Pater Zappata über die
wir den grösseren Werken in (ier Kirche S- Kirchen von Parma; s. Pungileoni II. 119) nä-
Glovanni- here Erwähnung der Malereien; auch Orozat,
Dass sich Cnrrnggio auf eigene Faust nnii 811i? der sich mit unserem Meister wie früher be-
Giück nach Pnrrnn begeben, nin dort für Seine merkt vielfach beschäftigte, wusste davon, und
Kunst ein besseres Feld zu finden, ßiS in der vielleicht hatte von ihm d'Argenvillc die kurze
Heimat. iSi kaum nnzllnßhnleu- S0 YaSnh Wären Nachricht, die er darüber in seine Lebensbe-
ihm dann so grosse Aufträge wol nicht zuge- schreibungen der Maler (1762) einriickte. Allein,
fallen. Andrerseits begreift sich leicht, dass die einzelne besonders Begünstigte vielleicht aus-
Altarwerke, welche 81' für die Vaterstadt und genommen, bekam Sie Niemand zu Gesicht;
Albinea geluaii, Seinen Rnf in der Uingegend Ratti gedenkt dann ihrer, aber ganz ungenau,
Verbreitet haben. Zudem lebten damals in Parma indem er sie ein verborgenes Juwel nennt. Da-
keine Meister von hervorragendem Ansehen, gegen harte Menge, sie gesehen (durch bggondere
Wenigstens solche nicht, welche den neuen und Vgygünstig-rlng), wie er selbst in einem Briefe
gesteigerten Ansprüchen hatten genugthun kön- an den Cavaliel-e (11 AMI-a meldet (in der römi-
nen. Cristofano Caselli, ein tüchtiger Schüler schon Ausgabe seiner Schriften von 1787); doch
lies Giovanni Bellini, hatte seine beste Zeit schon findet sich in seiner Schrift von Correggids Le-
um 1500 gehabt; ebenso Lodovico da Parma, ben und Werken kein Wort darüber. Dann fand
der dort verschiedene Madonnen in der Art des der Maler Antonio Bresciani, da er in der Kirche
Franc. Francia hinterlassen hat. Aless. Araldi des Klosters beschäftigt war, die Gelegenheit,
(Wahrscheinlich schon 1465 geb-l, wol schwer- das so ängstlich gehütete Gemach gründlich zu
lieh: Wie Lnnzi angibt, ßhßnfniiß Schüler Bniii- besichtigen; erberichtete darüber anTiraboschi,
ni's, zeichnete sich mehr in dekorativen Arbeiten der dann zuerst von dem Werk nähere Nßißhrißht
als in Figurenbildern aus: letztere sind durch gab (Bibl. Mod. VI. 262; 1786). So war die Auf-
ihre Härte, Wie (inrßh ihre änßßefSt ilrßnkßnß merksamkeit allmälig darauf gelenkt worden.
Farbe (Verkündigung in der Akademie zu Parma Den 16. Juni 1794 wurde endlich von der Aka-
von 1514; Vermälung der Jungfrau von 1519, demie von Parma die Untersuchung der Fresken
früher im Dom daselbst) eher abstossend, wäh- veranlasst; es waren Professoren dieser Aka-
rnnd seine Arabesken wenigstens eine reiche und demie, welche mit dem Kupferstecher Rosaspina
heiter spielende Phantasie bekunden. Noch er- bei der Besichtigung sofort die Hand des Cor-
halten sind diejenigen vom J 1514 in einem ge- reggio erkannten. Der Herzog Ferdinand I. nahm
Wölbten Zimmer in demselben Kloster. S. Paolo, darauf selbst in Begleitungvon Gelehrten, darun-
Meyer, Künstler-Lexikon. I. 47