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diese Reise in "das Leben Correggids irgendwie im Lichte derselben wären. Von der grossen
einzureihen. Pungileoni nimmt zwar als möglich Freiheit und Meisterschaft, welche C. auch in
an, er hätte dieselbe im Gefolge der Veroniea diesen Beziehungen in seinen Bildern bewiesen,
Gambara gemacht, als diese nach Bologna ging, wollen dann einige Schriftsteller auf einen rei-
um Leo X. und Franz I. von Frankreich ihre chen Schatz von Kenntnissen in ihm überhaupt
Huldigung darzubringen. Doch ist das eine leere zurückschliessen; nach Orlandi (Abecedario etc.
Vermuthung und um so miissiger, als damals, 1788, p. 91), dem sich auch Mengs anschliesst,
wie Pungileoni selbst bemerkt, das Bild Rafaefe, soll er ausser den drei Künsten auch Philosophie
um welches sich die Anekdote bewegt, noch gar und Mathematik studirt und jede Art von Bil-
nicht in Bologna war. dung gehabt haben, indem er mit den berühm-
Viehnehrist fast unzweifelhaft, dass derjunge testen Professoren seiner Zeit verkehrte. Dass
Antonio, das Studienjahr in Modena und jenen Letzteres nicht der Fall sein konnte , hat sich
Aufenthalt in Mantua abgerechnet, die Jiiug- uns schon aus seinen allgemeinen Lebensver-
lingsjahre in der Heimat zugebracht habe. Dort hältnissen ergeben. Auch lässt sich eine so aus-
auch hat er sich die humanistische Bildung er- gebreitete Bildung unserem Meister nicht zu-
worben, die sich damals bis zu einem gewissen schreiben. Der Kreis seiner Darstellungen ist
Grade bei jedem Künstler von selbst verstand, durchweg ein beschränkter. Er selber hat nir-
in der übrigens Correggio, wie das sein enger gends den Versuch gemacht ihn zu erweitern
Lebenskreis und geringer Verkehr mit sich oder seine Bilder mit Beziehungen und Figuren
brachte, Manchem der zeitgenössischen Meister zu bereichern, Welche von einem breiteren histo-
sicher nachstand. Als seine ersten Lehrer in den risehen oder mythologischen Wissen Zeugniss
ßllgelneinen Studien nennt Pungileoni (ohne seine gäben. Seine Kunst verstand er durch und durch;
Quelle anzugweben) Giovanni Berni von Piacenza, allein seine Sache war es nicht weder tiefere
dann (ein der Poesie und Beredsamkeitw) Battista Gedanken, noch durch eine grosse Mannigfaltig-
Maiasioii Voll Modena, die also wol beide in keit des Stoffs die verschiedensten Seiten des
Correggio gelebt haben müssen. Oder vielmehr Lebens zum Ausdruck zu bringen.
darum, weil sie beide damals dort gelebt haben,
scheint Pungileoni anzunehmen, dass sie die XI- Üßbei die Arbeiten Sein" Jiigemizeih
Lehrer unseres Meisters gewesen. Am meisten Ueber die Werke der ersten Jugend Correg-
wissenschaftliche Anregung und Unterweisung gids ist uns nur Unsicheres berichtet. Pungileoni
hat dieser aber wol, wie sich mit Grund ver- glaubt, dass schon der Knabe in jenem Palast
Inuthen lässt, von seinem Landsmanne, dem zu Correggio, den Francesea di Brandenburgo
Arzte Giambattista Lombardi empfangen. Der- 1507 hatte erbauen lassen (s. p. 352), nals Schü-
Selbe War Professor in Bologna, dann in Ferrara ler oder Gehülfea an den Wandmalereien sich
gewesen und, nach Coiieggii) zurückgekehrt, betheiligt habe. Diese können ein oder zwei
Zum Präsidenten der von Veronica Gambara da- Jahre nach der Vollendung des Baus ausgeführt
Selbst gestifteten kleinenAkademie ernannt wor- sein. Möglich, dassder fiinfzehnjährige Antonio
den. Bei ihm soll. sich C. insbesondere gründ- zu dekorativen Nebenarbeiten verwendet wurde;
liche Kenntniss der Anatomie erworben haben; doch hat die Vermuthung um so geringeren
dass er den meneßlllißhen Körper genau kannte, Werth, als von der im Ganzen inittelmässigen
hat er als Künstler genügend bewiesen. Puugl- Ornamentation nur Wenig erhalten ist. Von grös-
leoni erzählt auch, dass L0mbnrfli 1513 Seinem serem "Interesse ist, dass dieselbe (nach der von
jungen Freunde einen geßgwpllisßllen CedeX Pungileoni gegebenen Beschreibung) Züge auf-
ideiijßiiigeil des Beiliiigllieril im Maiiiiskiipi de" weist, welche in späteren Arbeiten Correggids
Schenkt habe, worin auf einem Blatte bemerkt eine gewisse Verwandtschaft finden und also in
War: Joan Baptista Lonibardi de Corrigia Art. ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen ha-
Schol. Ferrarine, die 1- 11161311 und darunter Au- ben. An der Wölbung des einen Gemaehs waren
lnnius Allcgri die 2. de Jugno 1513. Woher Pun- verschiedene Gruppen spielender Kinder, über
gileoni diese Nachricht hat, sagt er nicht; sie dem Fries Lunetten mit allegorischen Figuren;
würde allerdings, wenn beglaubigt, auf ein nä- in der Mitte der Wölbung aber eine Art von ge-
ileres Verhaltniss zwischen Lehrer und Schüler maltem Balkon mit Figuren, welche in der Art
Sehliessen lassen. des Mantegna aus der Untensicht verkürzt waren.
_Was zu seiner Kunst gehörte, auch die tech- Letzteres sehr wahrscheinlich eine Nachbildung
nisch-wissenschaftlichen Vorbedingungen der- jenes merkwürdigen Deckenrundes in Mantua.
Selben, hatte jedenfalls C. gründlich gelernt. Es lässt sieh annehmen, dass diese Daiätelliliig.
Ausser der Anatomie muss er die Gesetze der vollständig neu und überraschend, S0 gering auch
Linien-u. Luftpcrspektive genau gekannt haben; die Ausführung War, auf den jungen Maler eine
denn er verstand den Fall der Schatten und die tiefe Wirkung gemacht und ihn daher das Urbild
Formenverhiiltnisse je nach den verschiedenen derselben in Mantua um so mehr zu ähnlichen
Entfernungen und Körper-flachen so genau zu Studien angeregt hat. Von jenen Malereien,
berechnen, dass die gemalten Figuren so erschie- welche Pungileoni noch gekannt, 1st gegenwär-
Iieu, wie wenn sie wirklich an jener Stelle und tig nichts mehr erhalten. Tiraboschi berichtet