Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

die Werke, die er hinterlassen hat, von beson- Niccolö di Abbate, Abbati, dell' Abbate, geb. 
derer Bedeutung. 1512 (da in Lancilottds Chronik berichtet wird, 
er sei 1552 im Alter von vierzig Jahren nach 
I. Name und HerkommenJ Ausbildung. Arbeiten Paris gezogen), erhielt, wie es scheint, sei- 
inModena. nen ersten Unterricht vom Vater, dann vom 
Man war lange im Ungewissen, woher der Bildner A. Bcgarelli. Bald haben dann die 
Name des Künstlers stamme. Malvasia (Felsina Werke Correggids und Parmigiamnds ent- 
pittrice II. 158) berichtet, dass Niccolo seinen schiedenen Einfluss auf seine Anschauung und 
Namen von Primaticeio habe, und beruft sich da- Kunstweise ausgeübt, während nicht lange 
bei auf eine Stelle in den Minervalia Bononiae nachher die Grundsätze der römischen Schule 
von Bumaldi: vNicolaus, Francisci Primaticeii auf ihn einwirkten; auch heisst es, er habe 
Abbatis discipulus, Nicolaus Abbatis propterea Sieh eine Zeitlang unter Giulio Remalw in 
dictus,qui in Gallia cum praeeeptoretliu mansit." Mantua weiter ausgebildet. Er soll in seiner 
Primaticcio war nämlich von Franz I. 1544 zum Jugend Soldat gewesen sein, doch finden wir 
hAbbä de St Martin de Troyegzi ernannt werden ihn schon in seinem 26. Jahre, 1537, mit Alberto 
und hiess seitdem l'Abbe' Primaticcio. Auch in Fßlltana bei der Ausmalnng der Schlaehtbänke 
Rechnungen des franz. Hofes kommt unser Nic- seiner Vaterstadt thätig; insbesondere wird der 
colo unter dem Namen Nicolas Labbe oder Ni- hl. Gimignano mit zwei Engeln, jetzt von der 
colas de Labbey, auch Nic. Labbati vor; und Mauer abgenommen und im Museum zu Modena, 
wenn er auch Primaticcids Schüler nicht sein für Niccolifs Werk gehalten. Erst 1546 erscheint- 
konnte, da er erst mit vierzig Jahren zu diesem er urkundlich mit den Wandmalereien des Pa- 
kam, so konnte er doch, da er mit und unter lazzo del Comune seiner Vaterstadt betraut. 
Primaticcio arbeitete, wie das bisweilen der Auch hier arbeitete er mit Alberto Fontane; 
Brauch war, nach ihm genannt sein So aber diesmal malte der Letztere nur die Orna- 
schloss auch lilariette in seinen Anmerkungen mellte, Während Nieeelö die Ausführung der 
zum Abecedario des Pater Orlandi; zugleich Hauptbilder übernahm. Dieselben, welche die 
wollte er den wahren Namen des Niccolo ent- Versorgung Modenzüs mit Lebensmitteln durch 
deckt haben. Er fand nämlich in den Hofrech- Brutus, das Triumvirat des Augustus, M. An- 
nungen einen "Nicolas Bellin dit Modesne tonius und Lepidus, die Belagerung Modenais 
peintren angeführt, der 1533 für einige in Fon- durch die Bolognesen und eine Kriegsscene aus 
tainebleau unter Primaticcio ausgeführte Arbei- der Geschichte der Stadt zum Gegenstande ha- 
ten Zahlung empfing, und hielt nun ohne Wei- ben, Sind noch vorhanden, aber mit Oel über- 
teres diesen Bellin und jenen Niccolo für einen malt und inschlimmem Zustande(s.Stiche N0. 6). 
und denselben Künstler. Allein aufkeine Weise 1m folgenden JehYe malte Nieeelö für S. Pietro 
lässt sich erweisen, dass Niccolo schon 1533 in in MOdeIIe die Mefter der Ap. Petrus und 
Frankreich gearbeitet habe, und unzweifelhaft Paulus (s. Stiche N0. 13 und 14), denen die 
ist Bellin ein besonderer Meister, ebenfalls aus auf Wolken schwebende Himmelskünigin durch 
31046113, gewesen (s. Bellin). Es lässt sich sogar Engel die Märtyrerpalme reichen lässt, jetzt 
vermuthen, dass von ihm die Statuen herrühren, in der Galerie zu Dresden. Der Einfluss Cor- 
die man bisher willkürlich dem Niccolo dell' reggids tritt in diesem Werke deutlich zu 
Abbate zugeschrieben hat. Tage, wie denn auch die Figur des einen 
Abati oder Abbate ist aber nicht Zuname, von Henkersknechtes geradezu dem Martyrium des 
Primaticcio hergenommen, sondern Familien- heil. Placidus (von der Hand jenes Meisters) 
name, und zwar vom Geburtsorte des Hauptes entnommen ist; doch ist die Nachwirkung der 
der Familie hergeleitet. So nahm schon Zani römischen Schule nicht minder merklich. Ein 
an, indem er dafür geltend machte, dass Gio- seiner Zeit viel gerühmtes Werk, das bald dar- 
yanni, der Vater Niceoltfs in vAbba nelRegiano, auf entstand, war in der Kirche der Serviten. 
"1 guter Sprache Abbßte genannt", grlberen Sei- die vier Evangelisten und Kirchendoctoren mit 
In der That sehen wir bei 'l'iraboschi, dass e1' dem Herrn in derMitte, in der-Wölbung über dem 
in einem Todtenverzeichniss vom 1. Januar 1559 Haupta1ta1-e_ 
gefunden: vM. Zovanno di Abba Depintor morse 
in Modenau u. s. f. Niecolö war der Sohn dieses 11' Malenden im sohlom seemüen" und zu Bologne- 
Giovanni di Abbate und hatte also von die- Würdieunä 
sem seinen -Namen. Der Vater, auch Maler (der Von den Wandgemäldon, welche sonst N iccolo 
also 1559 gestorben ist), machte nach der Chro- für öffentliche und Privaträume, auch an den 
nik Lancilottds, der ihn persönlich kannte, mit Facaden der Häuser, in Modena und der Umge- 
schön gearbeiteten Crucifixen (Christus am bung ausführte, sind die meisten zerstört und 
Kreuze) aus Stuck gute Geschäfte, und ohne Zll Grunde gegengen- Nur diejenigen aus dem 
Zweifel hat von ihm Niccolo die Stuccoarbeit Sehleßee Seß-ntllenß haben sich zum grössten 
gelernt, die in der innern Ausschmückung des Theil erhalten: 1772 Wurden sie von der Mauer 
Palastes von Fontainebleau oft genug zur An- ebgelüet und 111 daS MllSeum von Modena ge- 
Wendung kam. bracht; dann (nach einem Brande im J. 1815,
	        
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