Antonio Allegri. 353
eigenhändigcu Manuskript des Chronisten. Allein unter dem Einiluss des Bianchi einige Zeit gear-
ilies ist noch kein Grund, die Aussage, welche beitet haben und nach dem Tode desselben nach
Zuthat des Spaccini war, kurzweg zu verwerfen, Correggio zurückgekehrt sein. Jedenfalls hatte
wie dies Tiraboschi und Pungileonigethan haben. er daselbst schon am Beginn des J. 1511 wieder
Gianantoiiio Spaccini, der selber von Modena seinen Aufenthalt, da er am 12. Jan. d. J. ein
lind ein nicht ungeschicktci- Porträtmaler war, Knäblcin aus dem Hause Vigarini über die 'l'aufe
lebte nicht ganz hundert Jahre später als Fer- hob (s. Pungileoni II. 106).
rari und konnte ganz wol über diesen Meister
beglaubigte Nachrichten haben; und dass cr den m Aufenthalt in Mnnllw" Mnnleglm 11ml Sam Emil"?
Lancilotto, der über die Künstler nur ganz kurze Damit aber Wer Cerreggiels Lehrzeit nlnllt
Notizen ln-ingi, hinsichtlich derselben zu engem vollendet. Auch seine frühesten uns erhaltenen
zen suchte, war natürlich. Die Frage nach der Werke Zeigen Eiäensenelien, Welelle neell nnll
künstlerischen Ausbildung und den Lehrern Cor- eine andere Schule hinweisen, els die des Bienelli
rieggiolß ist bei der raschen und elgnnlniinllißhen und mittelbar des Francia. Die lombardischc
Entwickelung, die er genommen, eine so wiell- Malerei, insbesondere in Padua, Mantua und
iige, dass es sich wol der Mühe vcrlohnt, allen Ünigegend, stand nln die Wende des 15- lind
Spin-en nachzugchen, die zu cineni Ei-gebniss 16. Jahrh. insbesondere unter der Einwirkung
führen können. Bei dem Mangel geschichtlicher Ven Andree Meniegne- Dass enell Cerreggie
Zeugnisse sind wir anf die Vergleichung dei- ein Schüler desselben gewesen, diese Nachricht
Werke beider Meisten angewiesen, und hierbei tritt mit aller Bestimmtheit schon im 17. Jahrh.
Zeigen in der That diejenigen des Frari deutliche auf; meines Wissens zuerst in Seannelli (Micro-
Merkmale, welche zu C. hinübcrlcitcn. Ein eesnle, l?- 275), der dieselbe els die "Meinung der
J ugcndwcrk des Letzteren, die Madonna des hl. erößsten Kenner der Malerei" eniiillri- Diese
Franziskus (in Dresden), von welcher später die Belldlipillng l Welelie später Wieder besiriiieil
Rede Sein wird, bekundet in Zügnn worden, lässt sich nicht ohne Weiteres abweisen.
eine entschiedene Verwandtschaft mit einem im ZWdr Ven Meniegne selber kann C- eine nnlnll"
Louvre befindlichen Bilde des Frari, eine thro- lelbere Anleiilnng nlelili erhalten lieben, de er
ncnde Medcnne zwischen Zwei Heiligen; inshc- erst in seinem zwölften Jahre stand, als jener
sondere in der Anordnung, dem Chgmktei- der Meister starb (im J. 1506, nicht, wie man noch
KöpfcunddemmitBasreliefsverschenen'l'hrone. im vorigen Jellrli- glaubte, 1517i Allein dass
Franc. Bianchi scheint den Einfluss des Francia er siell unter dem Einflüsse Ven dessen Sellnle
erfahren und denselben in Modena weiter ver- zum Maler vollends ausgebildet, dass überhaupt
breitet zu haben; auch bei ihm findet sich noch des Beispiel dieser Selinle auf ihn und seine
der Ausdruck jener sanften und innigen Empiin- KnnsiWeise Weseniliell eingewirlri, ist ganz nn"
dung, welche den, Fi-ancin init dei- ninhi-ischen zweifelhaft. Darin hat jene schon frühe ziemlich
Schule gemein, aber in ihm zu einem natürlichen verbreitete Annahme sicher Recht; einerlei nun,
Maß gemildert war. Wir werden sehen, wie diese eb er, Wie inen sieli gednelii llei, Wenigstens nn-
Eniplindungsweisß in C. noch 1139115 aber auch ter dem noch lebenden Sohne des Andrea, dem
ausklang. Berechtigt so die Vergleichung der Franccsco M. in Mantua selber gelernt und mit
Meister zu derAnnelnne, dnssC- Sich nach Bisnchi demselben gearbeitet, oder nur nach den dorti-
Weiter gelrllnei" so steht derselben geschichtlich gen Werken Andrea's studirt habe. Ersteres ist
wcnigstenS nieliis entgegen Der Frei-i wsn- als allerdings kaum anzunehmen; Franccsco Man-
ein tvcllkcminenci- lilcistei-i. in Medenn bekennt; tegna stand bei dem Herrn von Mantua in keiner
auch das Bild im Louvre, anmuthig in der Dar- linsnndereniindde und innnßie iilnlelsw nach Bus"
stellung und harmonisch in der Farbe, bezeugt eoldo verwiesen, den Hof melden. Auch war
seine Tüchtigkeit. Nun starb der Meister aller- Gnrreggie seilen Veräerllelii genug: nnl 31011 gelb"
ilings schon 1510, als Qorreggio erst 15 Jahre ständig nach einem Muster weiterzubilden. Dass
zählte; und zwgu- nach Vsdi-iiini 73 Jehi-e alt, er aber in dem entscheidenden Alter, wo in dem
Während spätere Schriftsteller (L B_ Qi-lendi) reifcndeii 'I'alentc grosse Eindrücke zu nachhal-
ihn schon mit 53 Jnhi-en sterben lssscih Wie tiger Wirkung sich festsetzen, nach Mantua
dein auch sein mag, C. kann wol noch von ihm gekennnen, ist eilen deinem Leben nach Wall?
Anleitung empfangen haben; wenigstens war es selleinlißll- Die Pest, Welelle 1511 Cnrreggln
damals nicht selten, dass der junge Künstler mit hßiinsuchte, bewog viele Einwohner und so auch
i5 Jahren schon geübt genug war, um eine wei- Menfrödü, den Herrn des Liindellens (den Ver-
ierc und bestimmende Ausbildung zu erhalten. giinger und Vater des Glllertol ' S10?! naqll Man"
Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Vater Pclle- die in Sielierlieii 1d bringen- Pnngileeni ninnni
grlnn, als der Sohn in Correggio nichts mehr Sogar an. dass der Junge Maler ilnGeidlge des"
lernen konnte, sich entschloss ihn nach dem Selben niiiläekennnen Sei? deeli sPrielii niellis flir
wenig entfernten Mednnn Zn einem tüchtigen diese Vermuthung, da sich sonst dcrkleinc Hof
Meister in die Lehre zu geben. Hier mag, wie kaum um ihn gekümmert zu haben scheint.
auch imlner den nähere Verhältnlss zWisßhen Uebrigens hat sich Pungilconi alle Mühe gege-
Lehrer und Schüler gewesen, der junge Antonio ben Correggids Anwesenheit in Mantua in den
Meyer, Künstler-Lexikon. I. 45