Antonio Allegri. 341
Mengs hat bemerkt, wie dieser Erzählung die eine zweite Ehe angedichtet. Bald soll diese
eigenen Bilder des Meisters widersprechen, in- zweite Frau, nachdem ihm angeblich die erste
dem das Material, was er zu seiner Malerei ver- 1526 gest. , eine Giacopina von grosser Schön-
wendete, durchaus von der besten, ja von k0st- heit gewesen sein, woran dann Ratti das Mähr-
barer Art war. Das theure Ultramarin habe er chen einer unglücklichen Ehe knüpft; bald eine
fast in verschwenderischer Weise gebraucht, der Mazzola, mitwelcher Kiinstlerfamilie von Parma
feinsten Lacke und ebenso nur der besten Ta- unser A. auch sonst in Verbindung gebracht
feln und Leinwand sich bedient. Die Anwen- urird. Jene erste Fassung des Irrthums entstand
dung so trcfflichen lllaterials mag dazu beige- aus einem Versehen der Taufbiicher von Parma,
tragen haben, dass manche seiner Bilder fast in welche 1527 gelegentlich der Taufe eines der
ihrem frischen Glanze erhalten scheinen. Auch Kinder des Malers statt des wahren Namens der
soll er bisweilen, wovon später, seine Gemälde Frau, Girolama, den von Giacopina setzten. Die
mit Gold grundirt haben, um eine grösserc Licht- Unrichtigkeit 1litiS6l' Angabe, Welßllß dem Gin-
wirkung zu erzielen. Wie dem auch sein mag: tragenden Schreiber zur Last fällt, ergibt sich
jedenfalls war C. ein Meister, der sich nicht 315101121115 dem Umßümdß, daSS Giwlalnß in no-
leicht grenugthat und seine Bilder (iurchwcg mit iillißllßll Üflillndßn von 1528 als noch lebend
unermüdlicher Sorgfalt vollendete, selbst dic- erwähnt Wird. Den zweiten Irrthum hat der
jcnigen, welche er aus irgend welchen Gründen SOIISÜ Sßlll" gCWiSsGnbafte Tiraboschi unabsicht-
fiir gcringmni Preis herzugcbcn dachte. Mit dem lieil Ci1t111 Bimßiiiiitimii Miiiiiiziü Ziiplmiii aufge-
(jcji Verträgt sich oino soloho Art zu ai-boiton biirdet. Derselbe sollte in einer von ihm hinter-I
Ilieht, und lcicht sieht man, wie diese Eigen- lassenen lateinischen Handschrift über die Kir-
schaft in die Sage nur mit aufgenommen wor- CllCn W111 der Biiiiißtiiek iiasßiiisil
den, um den vermeintlichen Tod zu erklären. jene G-irolzuna für eine Tochter des Pietro Ilario
Ucbrigens hatte jene Fabel noch ihren bcsonde- Mazzoli ausgegeben haben. Nichts anderes aber
ron Reiz durch den Kontrast; ein so gi-ossoi- M3, berichtet Zappata, als dass sich Antonio zu Parma
ler, der sich an einem Sack mit Kupfcrgeild niedergelassen, dort geheirathct und von seiner
todtschleppte Frau Ilieronyma die und die Kinder gehabt habe.
Auch noch nach Vasari ist die Sage gcschäf- S0 1mm w," in der That nach dem Tode C35
iiää" 31311103011, das iliiiiiiii C-is mit einzelne" Zi-i" das Andenken seiner Persönlichkeit und seiner
5-1011 ßllszllsitlttßn- Dailiil gßiliiit die bekannt-G näheren Lebcnsumstände erloschen, dassVasari,
Erzählung (soweit sich verfolgen lässt, zuerst als er 1542, d. h. 8 Jahre bloss nach dem Tode
von Resta aufgebracht) von des MalcrsAnwcsen- desselben, in Parma und Modena war, nichts
heit in Bologna, wo er vor dem Bilde der hl. Näheres mehr darüber erfahren konnte. Vasari
(Yaecilia von Rafael (damals in der Kirche S. berichtet auch, dass er sich vergeblich bemüht,
(iiovanui a Monte) ätllSgUPllfUI) haben soll ; wAuch ein Bildniss des Künstlers aufzutreiben; 1101111
ich bin lilaler-i. Zur Zeit, da C. allenfalls in Bo- er selbst habe sich nicht gemalt, noch- ein Ande-
logna gewesen sein könnte (im Jünglingsztlter) rer, da er so klein und bescheiden lebte. Den-
war die Caecilia noch gar nicht dort; überdies noch fehlt es nicht an einer reichen Zahl von
Werden wir sehen, dass C. höchst wahrschein- angeblichen Bildnissen des Meisters. Kein ein-
lieh so wenig in Bologna wie in Rom gewesen ziges aber istdarunter, dessen Aechthcit beglau-
ist. Möglich, dass die Fabel entstanden, indem bigt oder auch nur wahrscheinlich wäre. Das
man hinsichtlich der Komposition in einer Figur Bild in der Sienescr Ausgabe des Vasari von
auf dem Bilde der hl. Martha von C. eine Art della Valle (1791-1794) ist nach einem Gemälde,
von Wiederholung des Paulus auf der Caecilia das sich in einer Villa des Königs von Sardinien
des Rafael zu finden meinte. Der innere Grund bei Turin, der sogcn. Vigna della Regina, be-
aber für das Mäihrchen liegt in dem Gegensatze fand, aus der Galerie der Markgrafen von Mon-
dcr äusscren Lebensstcllungen von Rafael und ferrat stammte und angeblich nach einem in
Unserem lileister. Dieser sollte dem von Fürsten Parma befindlichen Originalbilde kopirt war.
und Piipsten Gefcicrten gegenüber doch auch Es stellt einen Mann mittleren Alters vor, von
Seinen vollen Werth empfunden haben: je mehr vorn gesehen, mit langem und dichtem Bart.
'31" ein grosses Werk Rafaefs bewunderte, seines Lanzi las auf demselben die Aufschrift: Anto-
eigcnen obenbürtigen 'l'alentes bewusst gewor- nius Corrigius f. (alsofecit): aberschon dieGrösse
den sein. Dem achten Genius sieht ein solcher der Charaktere, darin dieselbe geschrieben war,
Stolz am unpassenden Orte gar nicht gleich. Er bewies, (lass damit nur die dargestellte Persön-
iH-g iibcrdcm, wie wir sehen werden, nicht in der lichkeit bezeichnet sci11_sollte._ Von diesem Bilde
Art (los Corroggio. erhieltMicheleAntonioluemtleissigerGeschichts-
Endlich haben sich noch durch hlissvcrständ- forscher von Correggio, der sich gegen Ende des
nisse und Irrthiinicr dem Leben des Meisters vorigcnJahrh. viel mit dem Meister beschäftigte,
ialsche Züne angehängt. Dahin gehört vor durch Tiraboschi (der übrigens seinerseits nicht
Allem, bei seiner Bildungsgeschichte (s. unten), berichtet, dass sich jene Inschrif't'darauf'beünde)
die Bezeichnung der verschiedenen Lehrer, die eine Kopie, wonach er das Bild für das Porträt
01' gehabt haben soll. Weiterhin hat man ihm eines Priesters Antonio Correggio, Rektors von